Der Beginn der Inquisitor-Story überraschte mich dabei nicht nur mit der Qualität der Sprachausgabe, sondern vor allem mit der Figurenzeichnung, der Dramatik und dem Spannungsbogen. Vieles bleibt mysteriös, die Figuren entwickeln sich interessant und es wurde bei mir Neugier geweckt. Wie geht es weiter? Was erwartet mich?
Nach der Beta war ich noch vorsichtig skeptisch, ob die Sprachausgabe es wirklich schaffen könnte, dem Online-Rollenspiel eine neue Facette hinzuzufügen oder ob man trotzdem vielleicht versucht wäre, die mitunter ausufernden Dialoge einfach wegzuklicken. Denn immerhin kann man auf der übersichtlichen Karte die Questziele auch sehen, wenn man das Gespräch nicht bewusst verfolgt hat.
Doch mittlerweile weiß ich fast schon nicht mehr, wie ich es bei all den älteren Genre-Vetretern ohne die Sprache ausgehalten habe. Und das kann ich Bioware gar nicht hoch genug anrechnen. Immer wieder habe ich das Gefühl, komplett in dieser Welt abtauchen zu können. Und das haben bei mir bisher nur Offline-Vertreter geschafft. Das liegt natürlich zu einem Großteil daran, dass selbst unwichtige Figuren und Auftraggeber bei Nebenquests mit einem Sprechern und nicht nur als Textwüste auftauchen. Dadurch wird der Eindruck einer stimmig aufgebauten Welt erweckt.
Quest-Highlights vs. Quest-Alltag
In der Anfangsphase wird schnell deutlich, dass Bioware hinsichtlich der Missions-Qualität Schwierigkeiten hat, eine einheitliche Linie zu finden. Vor allem die Nebenmissionen fallen dabei auf. Die werden zwar erzählerisch durchaus interessant eingeleitet, beschränken sich aber mechanisch auf das Übliche: Fedex (Hol- und Bring-Dienste) sowie Kill-Aufgaben. Hier hätte Bioware sich durchaus mehr ins Zeug legen können.
Denn dass sie es auch anders können, zeigt die Hauptquest. Als Inquisitor musste ich z.B. in einem Fall ein Verhör leiten, bei dem ich als Option auch immer die Möglichkeit hatte, die Zunge des Gefangenen durch Einsatz von Blitzen zu lösen. Nicht nur, dass hier wie auch in anderen Aufgaben, die direkt mit der Figur und ihrer Geschichte zu tun haben, etwas anderes als das allgemein gebräuchliche Missionseinerlei geboten wird. Ich habe auch zusätzlich das Gefühl, dass ich ein Teil der Geschichte bin und sie (zumindest teilweise) beeinflussen kann.
Moralisch fragwürdig
Das gilt natürlich auch für die Entscheidungen, die Einfluss auf die Moralanzeige haben. Wie bei den alten Offline-Abenteuern in der alten Republik haben bestimmte Antworten Auswirkungen, die die Figur Richtung „Licht“ oder „Dunkelheit“ führen. Wer es sich mit der Entscheidung leicht machen möchte, fährt bei den Antworten mit der Maus über die entsprechende Zahl, so dass das Symbol angezeigt wird, in deren Richtung sich die Moral bei eben dieser Aufgabe entwickelt. Das ist mir persönlich aber schon zu viel Hilfe. Denn vielleicht möchte ich vom Gefühl her eine andere Antwort geben, entscheide mich aber letztlich doch anders, weil ich weiß, was für Auswirkungen dies hat. Doch es gibt noch eine andere Möglichkeit: Lässt man die Maus in Ruhe und tippt nur die Zahl der jeweiligen Antwort, kann man sich die Spannung und Überraschung erhalten.
Doch abgesehen davon ist es für mein Empfinden zu inkohärent und zu leicht, als Sith (traditionell ja eher ein böser Macht-Nutzer) Lichtpunkte zu sammeln. So habe ich z.B. in einer Mission für einen Verrat „gute“ Punkte kassiert. Dass dieser Verrat letztlich die Mission zu einem nennen wir es mal „positiven“ Ausgang führt, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, so dass ich mich rückwirkend vermutlich anders entscheiden würde. Andererseits jedoch hat es auch seinen Reiz: Als Recke der dunklen Seite versuchen, seine Lichtpunkte bis zum Maximum zu bringen, birgt eine gewisse morbide Faszination. Vor allem, wenn man bedingt durch den Status seiner Moral noch andere Auswirkungen spüren würde als nur den bislang angedeuteten Zugriff auf bestimmte Gegenstände. Doch in dieser Hinsicht hänge ich meine Hoffnung nicht zu hoch: Auch bei den alten Old Republic-Titeln blieb die Moral ein höchst untergeordneter Aspekt.
Ich frag mich welche Wertung das Spiel jetzt bekommen würde. Einige Sachen die kritisiert wurden wurden mMn verbessert, am Endgame hab ich (bisher) noch immer Spass und die deutlich wenigeren Server sind gut gefüllt... aber gut, ist ohnehin fast immer so dass ein MMO erst mit der Zeit richtig gut wird, Guild Wars 2 ist wohl eine Ausnahme das scheint schon am Anfang richtig gut zu sein.
So, jetzt habe ich es mir doch gekauft. Habe lange hin und her überlegt, aber letztlich möchte ich es doch mal ausprobieren.
Solange es mich eine Weile unterhält, wenigstens bis zum Diablo 3 Release, bin ich zufrieden. Als großer Star Wars Fan bin ich mal gespannt.
Irgendwelche Empfehlungen was die Server-Wahl betrifft? Ich möchte gerne einen Kopfgeldjäger spielen.
Bin allerdings auch auf einem Rollenspiel-Server, vielleicht werden da die Dinge etwas anders gehandhabt.