Auf nach Nirgendwo!

Der Nether… was mich dort wohl erwartet? Ich weiß, dass ich durch eine Art magisches Portal in die Zwischenwelt reisen kann. Doch was genau der Nether ist, obliegt wohl der Interpretation des Einzelnen. Fakt ist, dass er einst „Hölle“ genannt wurde. Doch diesen Namen hatte Notch später verworfen. Fakt ist: Da will ich hin!

Ich brauche also ein Portal, das ich zwischen ganz bestimmten Blöcken öffnen muss. Aus Obsidian müssen diese Blöcke sein und das findet man nicht ohne weiteres. Manchmal entdeckt man wenige Blöcke in den Höhlen, doch ein Portal finde ich nicht. Wie komme ich also in den Nether?

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Dieses “Kunstwerk” macht mir so schnell keiner nach!



Ein „Trick“ hilft mir weiter, denn in Höhlen liegen Wasserquellen und kleine Magmaausbrüche oft eng beieinander. Und als ich eine solche Lavamasse aus reiner Vorsicht mit Wasser lösche, verwandelt sich der heiße Stein in… Obsidian! Die Lösung liegt auf der Hand: Ich schnappe mir ein paar Eimer, zwei davon mit Wasser, den Rest mit Magma. Jetzt muss ich am gewünschten Ort (ich wähle die Wüsteninsel gegenüber meiner Haustür) nur noch Formen bauen, in die ich die Magma gieße – ein Eimer Wasser drüber und fertig ist der Obsidian-Würfel. Wie dusselig: Beim ersten Versuch vertue ich mich glatt in der Höhe, so dass die geschaffene Öffnung für ein Portal zu klein wäre. Ab sofort steht also dieser falsche Portalfuffziger vor meinem Fenster. Klasse, Ben, super. Richtig hübsch!

Irgendwann steht das Portal dann aber vor mir (ich habe es einfach neben meinen Lapsus gepflanzt und selbigen zum Kunstobjekt erklärt) und eine mächtige violette Struktur baut sich vor mir auf. Etwas ehrfürchtig trete ich vor mein erstes mit eigener Hand gezimmertes Portal, halte mein eigenhändig gebautes „Zippo“ hinein und mit einem Zischen wird aus Luft eine magische Brücke. Es ist so weit…

Das gewaltige Nichts

Was zur Hölle?!? Die Dimensionen sind unbeschreiblich: Ich blicke in eine gigantische Höhle, deren anderes Ende ich nur mit Mühe erahnen kann. Lavaströme stürzen von der hohen Decke in gewaltige Feuerseen tief unter mir. In der Oberwelt kann man kilometerweit blicken – hier erstreckt sich jede Höhle in jeder Richtung bis zum Horizont! Ein seltsames… ich weiß nicht… es klingt wie ein Jaulen oder ein Jammern, das durch die roten Steine hallt, aus denen hier jede Mauer geformt ist.

Das Entdeckte entdecken



Von selbst wird kaum ein Minecraft-Spieler den Nether finden – oder eines der vielen Geheimnisse oder einen handwerklichen Kniff. Denn weil man auf externe Anleitungen dringend angewiesen ist, liest man vom Nether und seinen Kreaturen meist schon im Vorfeld. Schade: Das Abenteuer Minecraft wäre so viel spannender, wenn das Spiel wichtige Hinweise geben – damit man Entdeckenswertes auf eigene Faust entdecken darf.
Statt des bekannten Grummelns höre ich außerdem grunzende Zombies. Tatsächlich sehen die Bewohner hier unten wie untote Menschen mit Schweinegesicht aus. Widerlich! Ich fühle mich unwohl und muss das Bedürfnis unterdrücken, wieder zurückzukehren.

Aber natürlich schreite ich voran – etwas hat meine Neugierde geweckt: An den Decken der Höhlen hängen gelbe Kristalle und die will ich haben! Dabei stelle ich zunächst einmal fest, dass die Schweinezombies ihren Oberflächen-Pendants sehr ähnlich sind. Gefährlicher sind sie also nicht. Gut! Und sie hinterlassen kleine Goldstücke. Hervorragend! Als Nächstes bemerke ich, dass ich den roten Felsen schneller abtrage als ich neue Würfel setzen kann – praktisch. Denn so habe ich im Handumdrehen einen Batzen Steine im Gepäck, aus denen ich ein Plateau in der Höhe errichte, von dem aus ich die gelben Kristalle erreiche. Glowstone heißen sie und tun genau das, was ihr Name verspricht: Sie leuchten in der Dunkelheit. Auch der rote Netherrack leuchtet – nicht aus sich selbst heraus, aber wenn man ihn in Flammen setzt. Als Feuerstelle könnte er mir also gute Dienste leisten. Und was ist eigentlich das da unten in der Ferne? Nicht alle Steine scheinen aus rotem Netherrack zu bestehen, denn ich entdecke kleine graue Absätze. Das will ich mir aus der Nähe ansehen und schlage eine Höhle in den Felsen.

Die Festung

Minutenland bahne ich mir einen Weg durch die blutroten Mauern, passe höllisch auf Löcher auf, durch die ich Dutzende Meter in die Tiefe starre und komme endlich über einem Hügel heraus, an dessen Fuß die graue Masse liegt. Seelensand heißt sie übersetzt – unheimlich. Und unheimlich nützlich, denn genau wie ich bleiben die Monster fast darin stecken.
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Riesige Lavaströme ergießen sich in tiefe Feuerseen: Der Nether ist eine beeindruckende Zwischenwelt.

Ich kann mich jedenfalls kaum darauf bewegen, als das ständige Hintergrund-Jaulen plötzlich zu einem grausigen Schrei anschwillt. Eine gigantische Fratze schwebt hinter mir in der Luft, verzerrt ihr Gesicht und donnert einen riesigen Feuerball in meine Richtung. Himmel! Mit Mühe flüchte ich vor dem Angriff, weiche einem zweiten Geschoss aus und schon verzieht sich der so genannte Ghast auch wieder. Glück gehabt! Ich kann aufatmen.

Dann bleibt mir die Luft weg. Sind das Fenster hoch über mir im Felsen? Erkenne ich dort eine Brüstung? Um es genauer zu erkennen, gehe ich einige Schritte zur Seite, drehe mich um – und tatsächlich: Auf einmal erkenne ich die gewaltige Festung, die wie ein künstlich geschaffenes Monster aus dem Stein gehauen scheint. Mir verschlägt es fast die Sprache. Und natürlich muss ich dorthin! Schnell markiere ich mit etlichen Fackeln den Eingang zu meinem Tunnel, um ihn später auch auf weite Entfernung wiederzufinden. Dann erklimme ich die Felswand, die zu der Brüstung führt und stehe tatsächlich in einer Burg, die wie der ganze Nether aus rotem Stein geschlagen wurde. Hier brauche ich länger, um einen Brocken herauszuschlagen. Außerdem finde ich eine Pflanze namens Nether-Warze (romantisch!) und eine Vielzahl untoter Schweinewachen.

Auf Netherwiedersehen!

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Eine Stunde? Vielleicht zwei? Ich weiß, dass Minecraft-Veteranen durch den Nether wie durch ihr Wohnzimmer stapfen… Mir ist die Zwischenwelt neu und ich will nicht aus Unachtsamkeit alles verlieren, was ich hier finde. Also schreite ich langsam voran, luge vorsichtig um jede Ecke – und stelle irgendwann fest, dass auch die beeindruckende Festung nur eine zufällige Struktur aus wenigen sich wiederholenden Elementen ist.
Das nächste Projekt, das nächste Ziel: Ich will unbedingt ans andere Ende dieses Meeres reisen!

Das nächste Projekt, das nächste Ziel: Ich will unbedingt ans andere Ende dieses Ozeans reisen!

Dieser Nether ist spannend – spätestens jetzt fehlt mir aber das spielerische Lenken, das der umwerfenden Welt und den sinnvoll verzahnten Zusammenhängen eine Inhalt gibt. Wie leicht könnte Notch den Moment des Entdeckens nutzen? Doch darauf verzichtet er praktisch komplett.

Als ich die Geburtsstätte einer mir unbekannten Monsterart entdecke – kleine Biester, die mich mit Feuerbällen eindecken – erlebe ich unglaublich spannende Minuten: Mit Händen und Füßen wehre ich mich gegen die schnellen Angreifer, während ich mich gleichzeitig zu verbarrikadieren versuche. Plötzlich ist meine ganze Erfahrung im Umgang mit Feinden, Waffen, dem Zurückgewinnen meiner Gesundheit und dem Errichten schützender Mauern gefragt. Aber genau so plötzlich wird mir auch klar, dass ich nur einmal mehr eine zufällig platzierte Ressourcenquelle entdeckt habe. Die neuen Monster lassen Glühstäbe fallen – ein Material, das ich zum Bau einer Brauerei benötige. Und so entwerfe ich längst mein nächstes Projekt, noch während ich im Nether um mein Leben kämpfe: Ich werde Tränke brauen und damit die Welt bereisen. Denn es soll Dörfer geben, in denen Menschen wohnen…

  1. hummel99 hat geschrieben:êrschreckend finde ich die grafik von 1980.was soll das denn?
    Das müssen für die damalige Zeit beeindruckende Spiele gewesen sein, die du gespielt hast, nenn sie mir doch mal bitte, würd die auch gerne nachholen. :)

  2. Die Welt von Minecraft ist in seiner aktuellen Form erschreckend leer. Zwar gibt es Dorfbewohner, die aber keinerlei Interaktionsmöglichkeit oder sonstige Funktion haben, Tiere die nur als Rohstofflieferranten dienen und kaum zur Atmospähre beitragen (Stichwort Vogelgesang im Wald). Nachts bzw. an dunklen Orten tauchen Monster auf, damit Schwierigkeit in das Spiel gebracht wird. Dungeons, Höhlen, andere Welten sind bei genauerem Blick stark zufallsgeneriert und wirken dadurch wie ein random Blockverteilen, zusätzlich gefüllt mit Monstern um eine Herausforderung beim Erkunden zu bieten und teils mit Kisten um den Aufwand des Entdeckens zu belohnen. Wobei man in den Kisten hauptsächlich Dinge findet die man a) schon hat bzw. selber produzieren kann und somit nicht zwingend braucht oder b) nicht zwingend notwendig sind und mehr ein kurzweiliger Spaß darstellen. Auch die Craftingmöglichkeiten sind trotz der vielen Rezepte auf Dauer arg begrenzt, auch weil man nicht alle von ihnen braucht und etliche, je nach Spieler, komplett vernachlässigt werden können.
    Minecraft hat soviele Schwächen und Fehler, und doch kann es einen packen und süchtig machem nie wieder aufzuhören. Gerade da ist so schade das sich das Endgame so monoton gestaltet. Als Vergleich will ich die Anno Reihe nennen. Auch hier geht es zu Beginn darum wichtige Ressourcen wie Holz und Stein zu sammeln, als nächstes kontinuierliche Nahrungsversorgung zu sichern und höhere Technologien freizuschalten. In Bezug auf Minecraft bedeutet dies Rezepte mit Eisen, Gold, Diamant und ähnliches. Wo Anno es durchaus schafft auch nach der Anfangsphase noch Aufgaben an den Spieler bei der Verwaltung zu stellen, lässt einen Minecraft wie so oft allein und mit einem unbefriedigendem Gefühl zurück. Würde es nur mehr bieten als Spiel, mehr Komplexität bei den Rezepten, mehr Notwendigkeit etwas zu machen anstatt dem üblichen: Fackeln und Waffen/Rüstungen gegen Monster, Höhle als Behausung und Nahrung gegen Hunger.
    Als freier...

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