Fingerspitzengefühl verlangt der Eroberungsfeldzug ohnehin kaum – auf keinen Fall in diplomatischen Begegnungen, die nur auf dem Gegenrechnen des finanziellen Werts von Verträgen, Kolonien, Ressourcen, Technologien und Drohungen basieren. Interessant ist lediglich, dass die Meinung der beteiligten Völker die Höhe der Zugeständnisse beeinflusst. So spiegelt StarDrive 2 geschickt irdische Animositäten. Schade, dass Nichtangriffsabkommen stets nach wenigen Runden schon erneuert werden müssen und dass sich die Rivalen nicht zuverlässig genug an Verträge halten. Das macht viele Verhandlungen mehr zum Hindernisklick als einer interessanten Herausforderung.
Die heitere Darstellung der galaktischen Konflikte fällt außerdem etwas aus dem Rahmen. Nichts gegen eine Prise Humor! Spätestens die albernen und regelmäßigen Texte des Nachrichtensenders GNN stören aber mehr als dass sie die Hintergründe des galaktischen Konflikts beleuchten. Zum Glück darf man die Übertragungen komplett abschalten.
Interessant, aber nicht logisch
Beinahe lächerlich wirkt sogar der Kampf um einen Planeten, bei dem Invasor und Verteidiger ihre Truppen im Rundentakt auf rechteckigen Feldern bewegen. Deckung gibt es dort nicht, Einheiten und Umgebung sehen
sowohl technisch als auch stilistisch billig aus und die taktischen Möglichkeiten halten sich in engen Grenzen. Man kann zwar jede Einheit vorher mit Fern- und Nahkampfwaffen, Schilden oder Erste-Hilfe-Mitteln ausrüsten, mit dem offenen Gestalten der Flotte ist das aber in keiner Weise vergleichbar.
Auch der technologische Fortschritt ermöglicht vor allem den Bau besserer Schiffsmodule sowie neuer Gebäude, die z.B. die Arbeitsleistung der Bewohner eines Planeten steigern. Jede Forschungsstufe bietet dabei drei mögliche Projekte, von denen nur eins erforscht werden darf. Die anderen muss man bei Bedarf von anderen Völkern kaufen. Das fördert auf der einen Seite eine interessante Spezialisierung, ist auf der anderen aber unlogisch und schränkt die spielerischer Freiheit zusätzlich ein. Es ist ohnehin kurios: Die Diplomatie erlaubt im Grunde das Nachholen dessen, was die Forschung nicht zulässt – warum so umständlich?
Fliegen Würmer durch Wurmlöcher?
StarDrive 2 hat durchaus Vorzüge. Das Erweitern des Einflussbereichs ist motivierend, das Entwickeln der Planeten gemäß ihrer Stärken ebenso und der Bau von Frachtschiffen, die automatisch Nahrungsmittel zu bedürftigen Planeten fliegen, passt ins Konzept eines lenkenden Staatsoberhaupts, das nicht jeden Weg selbst gehen muss.
Zahlreiche Wurmlöcher vergrößern zudem die strategische Vielfalt, weil sie ferne Enden der Galaxie in unmittelbare Nähe rücken. Sie erleichtern ganz generell das Reisen, da Schiffe keine besonderen
Voraussetzungen für das Durchfliegen der “Tore” benötigen. Die Expansion ist dadurch interessanter als würde sie stundenlang vom selben Fleck ausgehen.
Mit dem Kopf gegen die Wand
Die vom Spiel gesteuerten Parteien können damit allerdings kaum umgehen. Besonders einfältig sind Piraten, die mit schwachen Einheiten stets Planeten angreifen, gegen deren Verteidigungsmaßnahmen sie nicht die geringste Chance haben. Die Flotten der großen Rivalen verhalten sich nur wenig cleverer: Vereinzelte Stoßtrupps attackieren gut bewachte Planeten. Zu selten nehmen sie gezielt einzelne Schiffe aufs Korn, die ihnen als Teil einer Gruppe gefährlich werden könnten.
Sie gehen allerdings ungeniert auf nichtmilitärische Transporter oder Kolonieschiffe los. Kein Wunder, einen solchen “Kampf” gewinnen sie ohne Widerstand. Die Möglichkeit zur Flucht nach dem Aufeinandertreffen der Verbände fehlt nicht nur hier, sondern auch wenn eine schwache Flotte aus den eigenen Reihen auf starke Feinde trifft. Anstatt sofort kehrt zu machen, muss man das Gefecht erst starten und jedem Schiff die Flucht befehligen – das raubt unnötig viel Zeit.
Gestern wurde ein Update aufgespielt, das genau das Problem mit der KI bei Grenzverletzungen und der Diplomatie allgemein behebt! Scheinbar nimmt man sich die Kritik doch zu Herzen.
Möglicherweise wirds ja auch noch weiterentwickelt und gepatcht. Die Kritikpunkte sind ja eigentlich nichts, was man mit Patches nicht beheben könnte. Vorausgesetzt natürlich, der Entwickler bricht nicht wieder wie beim ersten Teil die Entwicklung einfach ab und wendet sich was Neuem zu.