Eine verborgene Zivilisation

Einen willkommenen Kontrast zu den packend inszenierten aber hektischen Fluchtsequenzen, der brutalen Gewalt und den waghalsigen Akrobatik-Einlagen beim Klettern stellen die beiden Hub-Siedlungen dar – insbesondere das imposante Paititi, das mit seinen verschiedenen Vierteln, Höhlen und Hängen nochmal deutlich größer ausfällt als das eher dörfliche Kuwaq Yaku. Leider büßt das Flair dieser exotischen und verborgenen Zivilisation gleich aus mehreren Gründen viel von der anfänglichen Faszination ein: Das liegt zum einen an den Händlern, die nicht nur Kräuter und Heilmittel, sondern auch hochmodernes Equipment wie Laservisiere oder Waffen in ihrem Sortiment haben – es passt einfach nicht ins Bild.
Zum anderen aufgrund der öden Dialoge mit den Bewohnern, die zudem nur oberflächlich – wenn überhaupt – auf Lara reagieren. Zwar darf man ihnen für eine höhere Immersion optional in der Originalsprache lauschen, aber die flachen und aufgesetzten Gespräche dienen meist nur dazu, um weitere Geheimnisse auf der Karte markiert zu bekommen. Ähnlich enttäuschend präsentieren sich die Nebenmissionen, die oft nur aus Botengängen bestehen, bei denen Lara ständig von einem Ende der Stadt ans andere und wieder zurück geschickt wird. Doch es gibt Ausnahmen; nämlich dann, wenn z.B.
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Klar doch: Auch in von der Außenwelt verborgenen Zivilisationen wird mit hochmodernen Wummen gehandelt. © 4P/Screenshot
Herausforderungs-Gräber direkt in die Handlung der Nebenmissionen eingebunden werden oder man z.B. zur Aufklärung eines Mordes die Tatwaffe ausfindig machen muss.

Dämlich sind dagegen wieder die billigen Beschäftigungstherapien nach dem Motto „Finde und zerstöre fünf Todesflöten-Schnitzereien“. Klar, das muss man nicht machen. Aber es gibt in der Welt so viel zu tun und so viel zu entdecken, dass man auf diesen Arcade-Unsinn wirklich verzichten könnte. Und auch Brüche in der Regie fallen zwischendurch immer wieder negativ auf: Es geht nicht nur darum, dass die Lara aus den Zwischensequenzen in einem starken Kontrast zu der Killerbraut steht, die sich anschließend wieder im Akkord durch Gegner meuchelt, metzelt oder ballert. Das lässt sich auch nur schwer vermeiden. Doch wenn die Hölle los bricht und das Chaos innerhalb von jetzt auf gleich komplett verschwindet oder mal einfach ausgeblendet wird, fällt es manchmal schwer, der Handlung mit diesen sprunghaften Wendungen zu folgen. Gut dagegen, dass man die zunehmend stärkere Lara hin und wieder etwas entmachtet und es z.B. für einen beschränkten Zeitraum ohne Schusswaffen mit den Gegnern aufnehmen muss. Zwar wirkt die Kampagne stellenweise künstlich gestreckt, doch will man sämtliche Geheimnisse lüften und alle zusätzlichen Gräber meistern, dürfte man weit über 20 Stunden mit Lara verbringen. Selbst nach dem finalen Bosskampf, der leider nicht sonderlich kreativ ausgefallen ist, kann man wieder zum vorherigen Speicherpunkt zurückkehren und sich den restlichen Aufgaben widmen oder ein New Game Plus mit seiner bereits vorhandenen Ausrüstung starten. Apropos Ausrüstung: In Laras Kleiderschrank finden sich auch ein paar Retro-Outfits, die es z.B. erlauben, mit der recht eckigen Polygon-Dame aus Tomb Raider 2 durch die schicke Spielwelt zu streifen – eine herrliche Kombination aus Retro und Moderne.       

Auflösung oder Bildrate?    

Besonders imposant wirkt die Kulisse selbstverständlich auf PS4 Pro und Xbox One mit 4K-Auflösung und HDR. Das angenehmere Spielgefühl erhält man dagegen unter 1080p und der verbesserten Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde, muss dafür aber leichte grafische Abstriche in Kauf nehmen. Das heißt nicht, dass sich die 4K-Lara mit 30fps schlecht steuert, aber der Unterschied ist einfach spürbar. Etwas in den Hintergrund rückt der Soundtrack, der das Geschehen durch die interaktive Aufmachung zwar passend untermalt und sogar Aktionen im Spiel dynamisch abbildet, aber sich insgesamt

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Für das Entziffern von Monolithen müssen erneut die Sprachkenntnisse verbessert werden. © 4P/Screenshot

dennoch zurück hält und mehr in Richtung Ambient-Klänge tendiert. Lob verdient einmal mehr die gelungene Lokalisierung mit ihren überzeugenden, teils prominenten Sprechern – zumindest, was die Hauptfiguren angeht. Bei Nebencharakteren bemerkt man dagegen schnell den qualitativen Abrutsch, was die Leistung der Akteure angeht. Es gibt zwar keinen Totalausfall, aber gemessen am Niveau der Protagonisten wird der Unterschied doch offenkundig. Und auch die Abmischung der Dialoge ist nicht immer ideal: Vor allem gegen Ende sind die Stimmen in manchen Sequenzen deutlich zu leise, an manchen Lagerfeuern in Höhlen stört zudem das übertriebene Echo der Gesprächspartner, während Lara weiterhin normal zu hören ist.

  1. Ich bin gerade dank eines Steam Sales etwa in der Hälfte. Meine Güte hätte ich mich geärgert, das Spiel zum Vollpreis gekauft zu haben.
    Die 80er-Wertung von Michael geht mit dem Spiel, für mein Empfinden, wirklich gnädig ins Gericht. Wirklich schade um die wirklich sehr gute Kulisse.

  2. Stecke gerade in einem Tomb--Raider-Reboot-Marathon, alle drei mindestens zwei Mal durchgezockt.. Es sind alles hübsche Vollpreis-Spiele mit Qualität, allerdings auch mit einigen Macken, die mir teilweise den Spielspass verhageln. Habe alle auf einem 4K-Fernseher auf Ultra gezockt, alle auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Wobei die Performance auf einer GTX1080 teilweise peinlich schlecht war(und Reshade spielte dabei kaum eine Rolle). Kein Vergleich zu einem DOOM Eternal mit Frameraten von 90+.
    Jedes Game wurde ein wenig verbessert, was ich vor allem gemerkt habe, weil ich die Teile rückwärts gezockt habe. Mir persönlich hat Rise am besten gefallen, sowohl grafisch, wie spielerisch, hatte für mich das beste Pacing..
    Shadow hat teilweise ein beeindruckendes Setting, zum Leben erwachte Inka-Ruinen, mit einer recht lebendigen Bevölkerung, in einer epischen Landschaft. Aber irgendwie hat die Grafik hier Mängel, sieht teilweise recht verwaschen aus, während manche Bereiche zu hell sind im Vergleich zu den dunklen. Habe in allen Games mit Reshade experimentiert, aber Shadow hat hier die unausgeglichenste Beleuchtung. Wenn ich die zu hellen Bereiche einigermassen dunkel genug hatte, waren die Höhlen teilweise unbenutzbar. Die beiden anderen Spiele sahen mit Reshade und wenigen Klicks teilweise atemberaubend gut aus, während ich an Shadow ständig rumbasteln musste. Es hilft ja auch nicht, dass Lara das Licht nicht dann aktivieren kann, wenn sie es möchte.
    Und Lara kann oft nicht, was sie möchte. Alle drei Teile haben hier die selben Macken. Ständig wird mir an der Kamera rumgezupft, ständig wird sie verlangsamt für unabbrechbare Sequenzen oder Blicke auf Szenen und Anrufe, ständig darf sie keine Waffen zücken. Klar, die wollen das als Story inszenieren wie einen Film, aber ich habe das oft eher als Schikane gesehen, statt als Feature und es entlockte mir öfter einen kleinen Fluch.
    Das Plattforming wurde mit jedem Game besser, mit ein wenig Übung kommt man flüssig...

  3. Das größte Problem das dieses Spiel hat, was auch die zwei Vorgänger hatten... Uncharted.
    Man kennt das alles schon in deutlich besser. Mit dem Unterschied das Uncharted zwar auch 0815 so gesehen ist aber das so gut verpackt mit Witz und Charm das es schon wieder sehr gut ist. Das alles hat TR nicht. Fand die Dialoge, Charaktere und Story schon in den Vorgänger völlig banal, witzlos, charmlos.
    Hat sich auch mit dem Teil nicht geändert. Schade, außer Grafik hat der Titel nicht viel zu bieten. Die Metacritic Wertung kommt da schon gut hin mit 77%.

  4. Habe ein Problem mit Xbox-One,
    jedesmal wenn ich ein Überlebensversteck Einsammle oder eine Tafel Lese friert mein Spiel ein!
    Danach Lösche ich den Reservierten Speicherplatz und kann wieder nur eins Einsammeln oder Lesen und muss danach wieder das Spiel Neu Starten!
    Bitte um Hilfe!!!

  5. Der Immersionskiller war für mich die Ninjasicht. Jetzt benutze ich auch mal das Wort "Immersion". Die ständigen Farbschematawechsel haben mich genervt. "SotTR" hat eine hervorragende Grafik, die sich fast schon mit "Uncharted" messen kann, aber dieser Ninjakram hat mir vieles zunichtegemacht. Krosta hat 80 Punkte vergeben, zunächst war ich enttäuscht. Nachdem ich es nun auch durchgespielt habe, denke ich: Die 80 kommen so hin. Da war zuviel Luft nach oben, die man einfach nicht genutzt hat. "Verschenktes Potential", auch so eine Platitüde, aber hier stimmt sie mal.

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