Rage(Shooter) von Bethesda Softworks Credit: id Software / Bethesda Softworks
Von Geistern und Mutanten

Die verschiedenen Gegner-Fraktionen unterscheiden sich deutlich voneinander. Leider in der deutschen Fassung nicht sprachlich.

Die verschiedenen Gegner-Fraktionen unterscheiden sich deutlich voneinander. Leider in der deutschen Fassung nicht sprachlich.

Am Anfang bekommt man es nur mit dem zwar athletischen, aber doch ziemlich dumpfbackigen »Ghosts« zu tun, doch schon nach kurzer Zeit wird der Ballerfinger mehr gefordert. »Wasted« nennt sich der Clan der ehemaligen Briten (leicht zu erkennen am omnipräsenten Union Jack), die viel an Wagen herumbasteln. Die »Shrouded« sind gut gepanzert und hantieren gerne mit sprengbaren RC-Autos herum, die »Jackals« sind selbstmörderische Irre, die an Indianer erinnern. Richtig fies sind die Einheiten der »Regierung«: dick gepanzert, mächtig durchschlagskräftig, zum Teil mit wiederaufladbaren Energieschilden ausgestattet. Und dann sind da natürlich noch die Mutanten: Sie fallen zwar wie die Fliegen, sind aber flink und vor allem in der Gruppe kreuzgefährlich. Alle Fraktionen unterscheiden sich in Aussehen, Bewaffnung, Kampfstil, Umgebung und, zumindest in der englischen Fassung, durch sehr unterschiedliche Akzente. In der deutschen Version gibt es nur deutsche (und französische) Sprachausgabe, jedenfalls auf den Konsolen – am PC kann man durch die Umstellung des benötigten Steam auch auf die Originalfassung zugreifen. Und das ist höchst empfehlenswert, denn so gut die deutschen Sprecher tatsächlich auch größtenteils sind, es geht einfach nichts über das herrlich überzogene Cockney der Wasted oder das kaugummihaft hingerotzte Gelaber von Sheriff Black. Außerdem ist die deutsche Sprachausgabe nicht lippensynchron.

Zurück zum Kampf: Hat man von einem Gegner etwas mehr als nur einen blutigen Stumpf hinterlassen, sollte man seine leblose Überreste nach nützlichem Kram durchwühlen – dabei erntet man u.a. Munition, Geld oder Bastelteile. Neue Waffen leider nicht, denn das von erledigten Feinden fallen gelassene Ballergut darf nicht aufgesammelt werden, neue Wummen gibt es nur durch Kampagnen-Fortschritt oder beim Händler. Die Kämpfe sind über weite Teile extrem simpel, mit wenigen Ausnahmen bewegen sich die Widersacher stoisch auf den Lauf des Spielers zu – lediglich die Regierungstruppen stellen mit ihren Energieschilden eine Herausforderung dar, die aber mit EMP-Granaten schnell geknackt ist. Teilweise fühlte ich mich sogar an Serious Sam erinnert: In einer Mission musste ich in eine Destillerie, ein paar Chemikalien holen. Während die Zentrifuge werkelt, stehe ich in einer Ecke und muss nur abwarten. Aus allen Richtungen kommen Mutanten angekreischt, aber alle fädeln sich zum Abschuss vor mir auf. Hm. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gefährlich sind: Wurde man erwischt, findet man sich im von Nanotriten befeuerten Defibrillator wieder, mit dem man sich sofort wieder heilen kann. Auf dem PC ist das ein reiner Reaktionstest, auf den Konsolen zusätzlich in ein kleines Spielchen eingebunden.

Die Bosskämpfe sind eine Enttäuschung: Sowohl die Herausforderung als auch die Zahl der Begegnungen hält sich in Grenzen.

Die Bosskämpfe sind eine Enttäuschung: Sowohl die Herausforderung als auch die Zahl der Begegnungen hält sich in Grenzen.

So oder so bratzt man mit einem gelungenen Defi-Einsatz nicht nur sich selbst ins Leben zurück, sondern auch umstehende Gegner aus selbigem heraus. Man kann ihn allerdings nur ein Mal einsetzen (später zwei Mal), danach muss er sich eine Zeit lang wieder aufladen. Darüber hinaus darf man sowohl auf PC als auch Konsolen jederzeit den Spielstand sichern, zusätzlich zur Speicherautomatik, die an festen Kontrollpunkten zu Werke geht.

Das blutige Lied der Wüste

Wenn man im Hinterkopf behält, dass die Shooter von id Software einst für alle Probleme dieser Welt verantwortlich gemacht wurden, ist Rage geradezu anämisch. Ernsthaft, ich musste aktiv nach Blut suchen: Okay, mit der richtigen Waffe kann man Gegner komplett zerfetzen, auch verschwindet hin und wieder mal ein Kopf oder Arm von seinem angestammten Platz, aber im Zeitalter von Rückenmarkszerhackstückungen mit Kettensägenbajonetten wirkt das geradezu niedlich. Etwas dramatischer wird’s da schon bei den Bossgegnern, wobei der Plural schon fast fehl am Platze ist: Eigentlich gibt es nur einen echten Bosskampf, der Rest ist nur etwas größer, aber nicht sehr viel interessanter als die Mutanten-Standardware. Und das Spielende, das mit Verzicht auf Forschergeist locker in acht Stunden erreicht werden kann? Höchst enttäuschend.

  1. Rage ist nun Abwärtskompatibel und sieht immer noch verdammt gut aus. Kostet für die One glaub noch nen 5er und ist heute noch bessert als so manch neuer großer "Bruder".

  2. SpookyNooky hat geschrieben:Hab's mir auch vor ca. einem Jahr für 5 Euro gekauft und es nicht bereut. Es macht durchaus Spaß, besonders am Anfang war ich begeistert. Nach einiger Zeit stellt sich Ernüchterung ein, aber für 5 Euro macht man wirklich nichts falsch, wenn man ein bisschen ballern will.
    Jepp. Das Gun-Gameplay ist auch solides, schnörkelloses Oldschool. Kein Autoheal, keine durchgeskripteten Sequenzen, wo man nur der Klicksklave des Levendesigners ist. Zumindest das haben sie gut hinbekommen. Alles andere hingegen ... wie gesagt, fünf Euro und man hat seinen Spass. Bereue nichts. 50 Euro und die Tischkante hätte ein paar Abdrücke bekommen.

  3. ...sofern man denn überhaupt mal Texturen sieht. Ich hatte nur bei ca. jedem 5. Spielstart überhaupt welche. Wenn sie sich mal zeigten, dann lief es auch wunderbar.
    Die Gefechte sind ganz nett, teilweise gar intensiv, aber technisch ist Rage eines der zickigsten Spiele, die ich je gesehen habe.

  4. Hab's mir auch vor ca. einem Jahr für 5 Euro gekauft und es nicht bereut. Es macht durchaus Spaß, besonders am Anfang war ich begeistert. Nach einiger Zeit stellt sich Ernüchterung ein, aber für 5 Euro macht man wirklich nichts falsch, wenn man ein bisschen ballern will.

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