Die Wikinger erobern Northgard
Northgard ist ein Aufbau-Strategiespiel mit wuseligen Wikingern in Echtzeit. In dem schwer an Die Siedler erinnernden Titel breitet sich der eigene Clan Sektor für Sektor über die Karte aus, erkundet die Umgebung, sammelt Ressourcen für den harten Winter und schlägt sich mit Gegnern und neutralen Fraktion herum. Gewinnen kann man durch das Besiegen der Gegner, durch das Ansammeln von sehr vielen Ruhmpunkten (Gebiete erobern, Altar bauen), durch Handelseinfluss, Weisheit (Forschung) und jeweils ein spezielles Event auf der Karte, z.B. ein sehr gefährliches Gebiet mehrere Monate lang kontrollieren. Northgard ist eher auf zügigere Partien ausgelegt und trotzdem hat man mit dem Mikromanagemnt der Einwohner recht viel zu tun, vor allem weil viele der Ressourcen und Spielmechaniken sehr clever miteinander verwoben sind. Für einen tieferen Einblick verweise ich auf den Test der PC-Version auf dem März 2018 (zum Test). Seitdem sind mehrere Patches, Updates und neue Clans als Erweiterungen erschienen. Auf die Neuerungen, die durch bereits implementierte Updates in die Konsolen-Version integriert wurden, gehe ich nachfolgend ein, bevor ich auf die Steuerung und die technische Umsetzung zu sprechen komme.
Inhalte: Clans, Relikte und Ragnarök
Inhaltlich umfasst die Switch-Version das ursprüngliche Hauptspiel mit der Story-Kampagne (wenig Sprachausgabe), den konfigurierbaren Einzelspieler-Modus und den Mehrspieler-Modus für bis zu sechs Teilnehmer (Nintendo Switch Online ist erforderlich). Zwischen sechs Wikinger-Clans darf man wählen. Die DLC-Clans Schlange, Drache, Pferd und Krake sollen wie bei der PC-Fassung als kostenpflichtige Download-Erweiterung später angeboten werden, sind derzeit aber noch nicht verfügbar. Jeder Clan bringt eine leicht modifizierte oder individuellere Spielweise mit sich.
Außerdem sind die beiden großen (kostenlosen) Updates Relics und Ragnarök enthalten. Mit dem Relics-Update wurde die Schmiede ausgebaut und die Relikte eingeführt. Jeder Klan kann zwischen fünf gewöhnlichen und einem clanspezifischen Relikt wählen, während jeweils nur eines aktiv sein kann. Diese mächtigen Relikte erlauben es z.B. dem Rabenklan Söldnergiganten für Raubzüge einzusetzen oder dem Drachenklan einen Jotnar zu beschwören.
Ragnarök bietet eine eigene apokalyptische Karte auf Basis des Ragnarök-Themas mit katastrophalen Events und einem ausbrechenden Vulkan im Zentrum der Karte, der massive Felsbrocken über die Karte schleudert. Fruchtbares Land gibt es nicht. Abseits von Ragnarök wurden Militärlaufbahnen eingeführt. Im Kampf sammelt der Clan Erfahrungspunkte, welche für eine von drei verfügbaren Militärlaufbahnen verwendet werden können: Taktiker, Beschützer und Eroberer. Jede Laufbahn verfügt über drei freischaltbare Fähigkeiten, mit der sich die Armee leicht spezialisieren lässt.
Das Update “Conquest”, das im Oktober zunächst für PC erscheinen wird, soll später für die Konsolen umgesetzt werden. Es wird den gleichnamigen, eigenständigen Spielmodus einführen. In diesem Modus bestreitet man alleine oder gemeinsam mit einem anderen Spieler neue Missionen mit unterschiedlichen Zielen und Regeln.
Die neuen Spielelemente, die mit Relics und Ragnarök ins Spiel gekommen sind, in Verbindung mit allgemeinen Verbesserungen und Balance-Anpassungen lassen Northgard besser dastehen als im damaligen Test der PC-Version. An der grundsätzlichen Tatsache, dass Northgard im Vergleich zu Siedler und Co. eher kompaktere Partien bietet, da Aufbau und Wirtschaft nur an der Oberfläche kratzen, ändern die Spielaktualisierungen nur wenig. Zumindest wurde der viel zu einfache Handelssieg überarbeitet.
Steuerung: Sinnvolle Vorschläge und das Ringmenü
Überaus gelungen ist den Entwicklern die Umsetzung der Steuerung, sofern man von Macken wie kleiner Schriftgröße, erschwertem Zugriff auf die Infos-Icons und fehlender Touchscreen-Unterstützung im Handheld-Modus absieht.
Nachdem man einmal auf dem D-Pad nach oben gedrückt hat und die Zusatzinformationen für jeden Sektor eingeblendet werden, was blöderweise im Normalfall ausgeschaltet ist, wird klar, was in welchem Sektor gebaut werden kann. Bei der Gebäudeauswahl hilft das intelligente Baumenü. Befindet sich in dem Sektor z.B. ein Platz für ein Kornfeld, so wird das Baumenü automatisch vorschlagen, dort einen Bauernhof zu bauen – zusammen mit einem Silo. In einem Gebiet mit einem Steinvorkommen wird die Mine vorausgewählt und zusammen mit maximal drei weiteren Optionen dargeboten. Man muss also nicht immer das volle Ringmenü durchsuchen, um ein Gebäude zu finden. Meistens trifft das Kontextmenü eine gute Auswahl, außer wenn man so etwas wie einen Marktplatz oder einen Handelsposten bauen will. Die Arbeiter, die jedem Gebäude eigenhändig einmalig zugewiesen werden müssen, schickt man auf die Arbeit, indem man den kleinen weißen Punkt in der Mitte des Bildschirms über das Bauwerk bewegt und den Arbeiter-Zuweisen-Knopf drückt. Clever gelöst – nur ist der kleine weiße Punkt im winterlichen Schneegestöber nicht so einfach zu sehen.
Viele Informationen über Ressourcen, Zufriedenheit, Einwohner/Berufe, Militärlaufbahn und Clan-Eigenheiten sind in den Ringmenüs (- Taste) versteckt. Versteckt ist das richtige Wort, da man das betreffende Menü erstmal finden muss. Militärische Einheiten lassen sich in vier Gruppen gliedern und direkt über Karte schicken. Zunächst mag die Flut an Informationen, Menüs und Spielelementen erschlagend wirken, aber die Kampagne bringt schrittweise die verschiedenen Spielelemente näher.
Leichte Ruckler
Auch die Portierung auf die Nintendo-Konsole ist weitgehend geglückt – okay, es gibt verwaschene Bodentexturen, wenn man sich das Geschehen aus der Nähe betrachtet. Ein Ärgernis ist hingegen ein gelegentlicher, kurzer Ruckler, wenn man über die Karte scrollt, der Winter/Sommer hereinbricht oder man weit herauszoomt. Dieses “Rucken” ist seltsam, da das Spiel nur ganz kurz ruckt und danach mehrere Minuten wieder flüssig läuft, selbst wenn man über größere Flächen mit vielen aktiven Wikingern scrollt. Eine gezielte Nachfrage nach Auflösung und Bildwiederholrate im TV- und Handheld-Modus ist von Shiro Games nicht beantwortet nicht. Der Online-Mehrspieler-Modus konnte im Vorfeld der Veröffentlichung nicht getestet werden.
Leider kann man verletzte Einheiten nicht aus dem Kampf ziehen, der ganze Truppe muss zurück beordert werden. Schafe können nicht bewegt werden somit kann man deren Platzierungsboni nicht nutzen. Wo stehen eigentlich die Stats der Einheiten? Viele Infobuttons werden zwar angezeigt aber ich weiss nicht was sie bedeuten könnten, musste ich mir dann umständlich aus dem Netz zusammenschustern. Wer das Spiel schon kennt wird die Switch Version eher als eingeschraenkt spielbar empfinden. Den Konsoleros bleibt eine tiefergehende Strategie aufgrund halbgarer umgesetzter Steuerung verwehrt. Und wieder Frage ich mich, warum ist das keinem Tester aufgefallen ?
Das Spielprinzip gefällt mir irgendwie. Aber die Optik ist echt fürchterlich. Sind die Icons im Handheldmodus auch so klein? Beim Screenshot sieht man ja gar nichts, aber wenn man ihn am Monitor aufzieht kommen einem Texturenmatsch, aber hoch aufgelöste Mini-Icons entgegen.
Ich hatte schon Hoffnungen.
Habe auch noch einmal auf der NSW nachgeschaut. Die Switch-Version ist schattenlos (Docked und im Handheld).