Micky Epic(Action-Adventure) von Disney Interactive Credit: Junction Point / Disney Interactive

So richtig zählen die im Laufe des Spiels getroffenen Entscheidungen leider erst, wenn der letzte Vorhang längst gefallen ist, wenn die warme Stimme des Erzählers auf das Abenteuer zurückblickt und Micky einen Spiegel vorhält. Ein Abenteuer, das zwischen Vor- und Abspann übrigens ausschließlich in Textfenstern erzählt wird und in dem Micky wenig zu sagen hat. Erst am Ende erhält die Maus ein Profil – auch weil ihre Entscheidungen plötzlich wichtig scheinen. Erst kurz vor Schluss gewinnt auch die Beziehung zwischen ihm und Oswald an Tiefe; überhaupt wächst sich das Finale zu einem furiosen, unglaublich liebevollem Abschluss aus, den man zuvor kaum erahnen konnte. Einen Mammutbeitrag leisten dabei die Klänge aus der Feder von James Dooley. Der Komponist trat bisher vor allem als Nachwuchs der Hans Zimmer-Schule in Erscheinung – mit Micky Epic liefert er allerdings sein Meisterstück ab. Von furchteinflößend über geheimnisvoll und märchenhaft bis hin zu gefühlvoll komponiert und arrangiert er nicht nur einfallsreich,

Inhaltlich und erzählerisch nimmt Micky Epic nach einem famosen Einstieg erst spät wieder Fahrt auf – steuert dann aber auf ein fulminantes Finale hin.

seine Musik passt sich auch subtil dem Verhältnis von angemalten und verdünnten Objekten an. Nicht nur deshalb: Micky Maus ist zurück! Inhaltlich und erzählerisch braucht er aber viel zu lange, um dorthin zu kommen.

Eine hilfsbereite Maus?

Immerhin gibt es auf dem Weg zum wehmütigen Abschied so viel zu entdecken, dass die Abenteuerlust nie versiegt. So ist das Spiel dank der vielen Auftraggeber erfreulich offen. Obwohl man immer dem roten Faden folgen könnte, darf man sich jederzeit um die Bedürfnisse der Wasteland-Bewohner kümmern. Die eine hätte gerne ein Eis, der andere sucht verlorene Masken und wenn Micky aufmerksam nach versteckten Fußspuren sucht, kommt er sogar Dieben auf die Schliche. Schade, dass beinahe alle Aufgaben lediglich Hol- und Bringdienste sind. Echte Spannung steckt selten in den kleinen Missionen. Zumindest entschädigen bare Münze sowie ein geheimer Level für die Mühen. Das Geld steckt Micky in den Ausbau seiner Lebenskraft oder in Konzeptzeichnungen. Diese sind nicht nur motivierende Sammelstücke; sie sind vor allem wichtige Puzzlestücke in dem Museum, das der erklärte Disney-Liebhaber Warren Spector mit seinem Spiel errichtet hat. So erhält man u.a. zwei alte Schwarz/Weiß-Trickfilme – einen mit Micky und einen mit Oswald. Zahlreiche namhafte Größen wie Smee, Klarabella, Oswalds Freundin Ortensia sowie ein… sehr mädchenhafter Karlo Pan treten zudem auf. Hinzu kommen mechanische Nachbildungen von Goofy, Daisy und Donald, deren Köpfe so lange in einer Vitrine gefangen sind, bis Micky ihre Körperteile aufgetrieben hat.

Und dann sind da die Übergänge, wenn Micky von einem Schauplatz zum nächsten reist: Springt die Maus in eine Leinwand, läuft und hüpft sie durch einen von der Seite gezeigten Abschnitt, in dem sie Geld und mit viel Geschick auch ein besonders wertvolles Extra findet. Jeder dieser Abschnitte wurde einem alten Disneyfilm gewidmet – Steamboat Willie etwa oder Fantasia. Für Erwachsene ist Micky Epic somit eine nostalgische Zeitreise; Kinder entdecken eine Welt, die ihnen mit Cars und Toy Story verborgen geblieben wäre.

Ganz schön kindisch

Spielerisch steht das junge Publikum dabei im Vordergrund, denn anspruchsvoll wird das Abenteuer erst, wenn es fast vorüber ist. Ob klettern, kämpfen oder rätseln: Die Herausforderung hält sich stets in Grenzen. Man muss allerdings die Steuerung einer Kamera meistern, die es in sich hat! Nicht im Guten, wohl gemerkt, denn obwohl man den Blickwinkel über das Digikreuz frei ausrichten kann, dreht sich die Perspektive gerne unvermittelt, geht zu nah an Micky heran oder lässt sich einfach nur nicht dorthin bewegen, wo man hinschauen möchte. Je weiter man fortschreitet, desto unbarmherziger wird der Kampf gegen die Kamera, weil die Kulissen immer vertrackter konstruiert sind. Es ist ohnehin schwierig, ständig die Richtungstasten zu bedienen –

Schräge Linien und eine Mischung aus Moder und Farbe: Die Kulissen verbinden das Beste von Disney mit dem Skurrilen eines Tim Burton-Films.

muss man im schnellen Kampf außerdem schießen, laufen und springen, möchte man am liebsten Verdünner aufs Gamepad spritzen. Gerade das wird allerdings erschwert, weil Micky nicht kompromisslos dorthin spritzt, wo die Markierung hinzeigt. Denn oft kommen ihm wegen seiner geringen Größe schon sehr kleine Objekte in den Weg. Besser wäre, wenn Farbe und Verdünner kompromisslos durch Hindernisse hindurch fliegen könnten, so lange sie nicht das Ziel sind.

An Kinder richten sich auch die zahlreichen Erklärungen, z.B. zu den aktuellen Aufgaben. Die erscheinen nämlich so häufig und ausführlich, dass sich erfahrene Spieler schon mal gegängelt fühlen – viermal hintereinander erläutert Gus etwa zu Beginn den ganz normalen Angriff. Beim Betreten eines neuen Areals beschreibt der Kobold außerdem die Lage: Da oben ist der Ausgang, hier gibt es dieses zu erledigen, dort könnte man jenes tun. Ausgerechnet dieser wichtige Überblick hinterlässt allerdings etliche Fragezeichen. Zum einen erkennt man nie genau, wo sich das Ziel in Relation zu Micky befindet. Zum anderen weiß man trotz der Textflut nie genau, welche Handlung welche Folge hat. Und weil man keine echte Wahl hat, wenn man Aktion und Reaktion nicht überschauen kann, werden die wichtigen Entscheidungen noch weiter in den Hintergrund gedrängt – ein denkbar unglücklicher Schnitzer. Nicht zuletzt hätte Spector auch drauf achten müssen, dass mancher Auftrag nicht einfach unerledigt liegenbleibt, weil Micky sein Abenteuer fortsetzt. Es ist ärgerlich, dass man immer dann nicht so gut sein kann, wie man möchte, weil manche Aufgaben nach bestimmten Aktionen unvorhersehbar im Nirvana verschwinden. Und das perfekte Spiel, Verzeihung: der perfekte Spielstand ist dann leider schon überschrieben.      

  1. Mario Sunshine kenne ich, da muss man mit Wasser so schwarze Flecken wegsprühen, das hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.
    Dass Ocarina of Time kostenlos ist stimmt leider nicht ganz, dass es nur ein Port ist leider schon.
    Ich finde das Spiel ja nicht schlecht, nur die technik ist für heutige Verhältnisse einfach veraltet, da müsste man mal ein wirkliches Remake, wie es dass auch für den 3DS geben wird machen, so dass man eine Steuerung hat, die Wind Waker oder Twilight Princess ähnlicher ist und einige Texturen (Wände, Gras, Himmel) verbessern. Einfach eine Neuauflage, die der heutigen Zeit gerechter wird, dann wäre dieses Spiel göttlich.
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  2. Ocarina ist immer noch ein Port und kein Remake....und immer noch umsonst. :P
    Wenn dir das Farbesprühen von Mickey gefällt, wäre sicherlich Mario Sunshine auch was für dich. Ist ja mit der Wii auch spielbar und ein doch oft unterschätzter Mario Titel.

  3. Naja so schlimm finde ich die Kamerasteuerung gar nicht, die ist wenigstens frei drehbar im Gegensatz zu Ocarina of Time. Das Gamecube Remake ist da echt armsehlich, da die selbe miserable und versaute Kamerasteuerung verwendet wurde wie im N64 Original, das raubt jeglichen Spielspaß, allerspätestens im Feuertempel, wo man schmale Wege gehen muss.
    Micky Epic macht mir persönlich deutlich mehr Spaß als das Ocarina of Time Remake. Und die Idee mit der Farbe und dem Verdünner alles zu verändern finde ich sehr gut gelungen, dafür dass es Warren Specters erstes Spiel mit unsererer beliebten Maus ist.

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