Bloobers „Meisterstück“ in Form einer überarbeiteten Sammlung Layers of Fear

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) von polnischen Bloober Team bot 2016 eine anschauliche Umsetzung dafür, was es bedeuten kann, langsam aber sicher in den Wahnsinn abzudriften. Auch der Name der technisch aufgepeppten Neuauflage wirkt nicht besonders logisch. Sie heißt ebenfalls schlicht Layers of Fear, obwohl im Gesamtpaket auch 

Teil 2

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), alle DLC-Episoden, eine neue Rahmenhandlung und sogar neue Mechaniken enthalten sind. Sie alle wurden zu einem Gesamtwerk verknüpft, das sich nahtlos durchspielen lässt. Wer möchte, kann aus dem Hauptmenü aber auch in einzelne Episoden mit separatem Speicherstand starten (Maler, Tochter, Musikerin, Schauspieler). So lassen sich andere Entscheidungen ausprobieren und alternative Enden erreichen. Die Entwickler sehen in der Spielesammlung vermutlich das Meisterstück der Reihe, das diesmal übrigens größtenteils beim polnischen Studio Anshar entsteht. Bloober selbst ist vermutlich zu sehr mit Konamis Auftragsprojekt

Silent Hill 2

beschäftigt.

 

Auch in der neuen Komplettfassung von Layers of Fear zeigt sich schon früh, dass die zahlreichen Botschaften, die auf Zetteln in dem verlassen wirkenden viktorianischen Anwesen verstreut sind, nichts Gutes verheißen. Nach einer kreativen Blockade sowie Konflikten mit Ehefrau und Bediensteten wandle ich als namenloser Maler durch mein Haus. Surreale Verwandlungen der Flure sorgen im Sekundentakt für Überraschungen. Vor meinen AUgen bauen sich immer neue Abschnitte des Horroranwesens auf. Ihre finstere Gestaltung spiegeln meinen Abstieg in innere Konflikte treffend wider.

 

 

Die letzte Chance

Worum es im Einzelnen geht, möchte ich lieber nicht verraten. Mein Alter Ego ist jedenfalls getrieben von dem Gedanken, sein letztes großes Werk zu vollenden. Könnte es vielleicht doch noch alles zum Guten wenden? Schnell offenbart sich, dass Themen wie Entfremdung, künstlerischer Anspruch, Alkoholismus und klaustrophobische Schockmomente zwischen lodernden Flammen eine wichtige Rolle spielen. Ähnlich wie in Konamis legendärem Horrorfilm P.T. spielt die Umgebung ständig mit meinen Erwartungen. Nachdem ich mich vor einer verschlossenen Tür umgedreht habe, öffnen sich in dem eben noch leeren Gang neue Türen.

 

 

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Gelingt dem gebrochenen Maler doch noch ein letztes Opus Magnum? © 4P/Screenshot

Dahinter warten Unmengen grausiger Gemälde schmerzverzerrter Figuren. Oder übernatürliche Installationen wie bis zur Decke aufgetürmte Stuhlberge. Kaum schaue ich in die andere Richtung, haben sie sich schon wieder verwandelt und ich kann in neu aufgetauchten Schränken nach Schlüsseln und Hinweisen auf die düstere Geschichte suchen. Ähnlich wie in Gone Home steht die Story im Mittelpunkt des Erlebnisses, das man despektierlich als Walking Simulator bezeichnen könnte.

 

 

Spielerisch nach wie vor enttäuschend

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Diese Zeichnung zumindest kam nicht allzu gut bei einem Kinderbuchverlag an. © 4P/Screenshot

Einige Entscheidungen führen erneut zu alternativen Story-Ausgängen. Rätsel spielen hingegen nur eine Nebenrolle: Mal lasse ich den Blick durch übernatürliche Bilderrahmen schweifen, um Geheimnisse zu erspähen, anderswo gelange ich schnell an offensichtlich versteckte Tresorcodes. Auch das passende Abbiegen in übernatürlichen Schleifen immer gleicher Räume gehört zu den Puzzles, die insgesamt deutlich zu leicht bleiben. Schade, denn mehr Rätsel hätten den auf Dauer monotonen Erkundungsrhythmus besser auflockern können. Einige Lösungen wurden übrigens leicht überarbeitet.



Fluchtsequenzen mit der neuen Laterne wirken ebenfalls größtenteils aufgesetzt als spielerisch herausfordernd.

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Lust auf eine Grillparty? Mit der wirksamen neuen Laterne bleiben geisterhafte Attacken meist chancenlos. © 4P/Screenshot
Ab und zu betäube ich mit ihr auf Knopfdruck kurz eine gespenstische Verfolgerin, um Zeit zu gewinnen und zum Beispiel den Ausgang eines kleinen Labyrinths zu öffnen. Wirklich knapp oder spannend wird es aber selten. Auch geheime Botschaften enthüllt der Lichtstrahl. Die Steuerung ist in der Neuauflage deutlich besser auf den PS5-Controller abgestimmt, so dass ich mich bei Schreiten durch die Gänge deutlich souveräner fühlte. Nur selten komme ich ins Straucheln, etwa wenn ich einige Sessel umständlich mit dem rechten Analogstick verschiebe, der gleichzeitig auch für die Sicht zuständig ist. 

 

  1. Habs auch mal angefangen und es ist ganz cool mal für zwischendurch....
    Aber länger als ein paar Stunden Pro Woche Zocke ich das nicht. Dafür ist mir da zu wenig los :)
    Hab mir auch von der UE5 ein bisschen mehr erhofft muss ich sagen

  2. Danke für den Test! Warum nutzt ihr nicht euren HighEnd-PC (mit 4090) für den Test? Würde mich mehr interessieren, was da so an FPS rauskommt und ob es Nachladeruckler etc. gibt... bin erstmal angetan von dem (überarbeiteten) Spiel und hab es mir als alter Fan geholt für Steam!

  3. Atmosphäre können sie, das muss man ihnen lassen. Was aber immer wieder auffällt, ist die Spielzeitstreckung mit Szenen, die einfach für das, was sie aussagen sollen, viel zu lang ausfallen. Gutes Beispiel: Die Kino-Passage in Layers of Fear 2 und das Herumgeirre im Haus in Blar Witch. Manchmal möchte man Blooper Team am liebsten "Ja, ich habs doch verstanden!" ins Gesicht brüllen, wenn man denselben Gang zum zehnten Mal entlangläuft.

  4. Teils 1 fand ich sehr gut, Teil 2 war hingegen für mich eine herbe Enttäuschung, da ich bis heute nicht sagen kann, worum es dort überhaupt ging. Leiden neigen Blooper Team gelegentlich dazu, ihre Stories ein klein wenig überkryptisch zu gestalten.
    Meine Favoriten sind daher auch Blair Witch und vor allem Observer, die hier klarer "auf den Punkt" kommen und in dem, was sie sein wollen, deutlich besser funktionieren.

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