Fazit
Ich habe mich als Rollenspieler und Historiker sehr auf dieses Abenteuer im Spätmittelalter gefreut. Zum einen schätze ich den authentischen Ansatz, der mal etwas anderes inszeniert als klassische Fantasy. Zum anderen finde ich es lobenswert, dass man nicht nur hinsichtlich der Landschaft, Kleidung und Architektur, sondern auch hinsichtlich der sozialen und kulturellen Merkmale das alte Böhmen lebendig machen wollte. Deshalb ist es nach fünf Jahren Entwicklung umso ärgerlicher, dass die Warhorse Studios ein dermaßen unfertiges Spiel veröffentlichen. Dabei geht es nicht nur um die vielen, teilweise üblen Grafikfehler, die Ladezeiten und die schlechte Tonabmischung auf allen Systemen, sondern auch um ein vollkommen nerviges sowie unzuverlässiges automatisches Speichersystem, das zusammen mit den Abstürzen, die vor allem auf Konsolen auftreten, für Frust pur sorgt – das darf einfach nicht sein. Aber selbst wenn man die CryEngine in den Griff bekommen hätte, blieben noch die vielen inhaltlichen Fehler in den Quests, die KI-Aussetzer sowie die plumpen, teilweise unlogischen Szenen, die so manche toll designte Quest oder stimmungsvolle Situation konterkarieren. Auf der einen Seite kann ich so vieles loben, von der guten Regie und kreativen Aufgaben bis hin zu den vielen Konsequenzen sowie subtilen Ansätzen der Erkundung, die modernen Automatismen mit wohltuendem Anspruch begegnen – hier wäre eine richtig gute Wertung möglich gewesen! Aber auf der anderen Seite wird das immersive Erlebnis, das vor allem von den idyllischen Landschaften sowie dem tollen Artdesign getragen wird, immer wieder von Inkonsequenzen gestört, wenn Bewohner nicht reagieren, Wettbewerbe kaputt sind oder die KI dämlich agiert. Für jeden positiven Punkt musste ich einen negativen notieren, so dass auch das taktisch gelungene Kampfsystem nicht so glänzen kann wie ich es erhofft hatte. Unterm Strich ist Kingdom Come: Deliverance trotz der ernüchternden Qualität der richtige Schritt, der hoffentlich weiter verfolgt wird. Und trotz seiner Fehler kann man ja unterhaltsame Momente erleben. Aber momentan würde ich, vor allem auf PlayStation 4 Pro und Xbox One X, vom Kauf abraten und den nächsten Patch abwarten. Mit dieser unsäglichen Veröffentlichungspolitik, die Qualitätssicherung als nachträglichen Service betrachtet, schadet man allen Beteiligten.
Zweites Fazit von Eike Cramer:
Kingdom Come: Deliverance ist vermutlich das ambitionierteste Rollenspiel, welches ich seit The Witcher 3 gespielt habe. Und einiges machen die Warhorse Studios auch richtig gut: Die detailgetreuen Umgebungen und weitläufigen Landschaften Böhmens, die kleinen Ortschaften, die dreckigen Spelunken und heimeligen Burgen. Zudem sind viele der Charaktere glaubwürdig und vor allem in Anlehnung an die Historie des Landes entworfen und meist auch hervorragend synchronisiert. Doch auch auf dem PC bricht die Idylle der Landschaft und die teils grandiose Immersion: technische Fehler, wenngleich deutlich weniger drastisch und zerstörerisch als auf der PS4 Pro, reißen mich immer wieder aus meinen Wanderungen, Erkundungen und herrlich gefährlichen Kämpfen. Kurzes Einfrieren des Bildes beim Laden neuer Gebiete, merkwürdiges Hängenbleiben in Gesprächen, aufploppende Texturen und eine oftmals fehlerhafte Kollisionsabfrage lassen die tolle Kulisse immer wieder bröckeln. Und auch im Detail fehlt es dem tschechischen Mittelalter an allerletzter Konsequenz: Charaktere die ich gerade gerettet habe erkennen mich nicht, wenn ich sie anrempele. Mein Lehensherr erkennt nicht, dass einen Waffenrock seiner Bannerfarben trage. Wachen werfen mich aus privaten Gemächern, nur um sich umzudrehen, damit ich sofort wieder hineinhuschen kann. Viele Menschen leiden Hunger, aber überall stehen blubbernde Kochtöpfe, aus denen ich mich gratis bedienen kann. Und: Ein immer mal wieder fehlerhaftes Speichersystem macht den Spielfortschritt zu einem Glücksspiel. Obwohl mich Kingdom Come: Deliverance aufgrund seines rohen Charmes, der mich in den besten Momenten immer wieder an die Glanzzeit von Piranha Bytes erinnert, bereitwillig für Stunden ins Böhmen des Jahres 1403 abtauchen lässt, ist leider auch klar: Vor allem die Konsolenversionen hätten in diesem Zustand nicht erscheinen dürfen. Die Chance auf den ganz großen Wurf wurde hier vor allem auf technischer Seite vertan.
Wertung
Auf dem Rechner gibt es nicht ganz so krasse Grafikfehler und keine Abstürze, aber auch hier stören die technischen und inhaltlichen Defizite dieses im Ansatz so stimmungsvolle Rollenspiel.
Trotz seiner Fehler kann man unterhaltsame Momente erleben. Aber momentan würde ich, vor allem auf PlayStation 4 Pro und Xbox One X, vom Kauf abraten und den nächsten Patch abwarten.
Trotz seiner Fehler kann man unterhaltsame Momente erleben. Aber momentan würde ich, vor allem auf PlayStation 4 Pro und Xbox One X, vom Kauf abraten und den nächsten Patch abwarten.
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Echtgeldtransaktionen
"Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?"
Leicht.
Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
Käufe können minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.
Erläuterung
Es gibt ein Add-On-Paket namens Treasures of the Past für 4,99 Euro mit Schatzkarten, Rüstungen etc.
Ich muss tatsächlich zum Ende hin so einiges revidieren und habe das Spiel nun genervt für beendet erklärt. (Vielleicht weiß ja einer Rat)
Ich habe es wirklich versucht, ich stehe total auf das Spiel, aber es geht nichts mehr. Ich habe keine Ahnung was ich getan habe, ich finde eigentlich, dass ich einen extrem sauberen Durchgang hingelegt habe, außer dass ich mit Pater Godwin nicht gesoffen habe. Das wurmte mich dann doch extrem, da diese Sauftour Einfluss auf 2-3 Achievements hat, die ich gerne mitgenommen hätte. Da kommen wir zum ersten Punkt:
- Was hat sich Warhorse denn bitte mit den Achievements gedacht? Wenn man Pech hat muss man da teilweise für einen Erfolg einen ganz neuen Durchgang starten. Dabei schiele ich ganz bewusst gen Fritz & Matthäus in Kombi mit dem Judas Erfolg sowie dem Erfolg die beiden nach Pribyslawitz einzuladen. Aber die Erfolge von "Das Los der Frau" oder "A Woman's lot" schießen ja komplett den Vogel ab. Wenn ich Herrin Stefanie flachgelegt habe, muss ich das geschenkte Hemd aufbewahren und im Dialog mit Johanka tragen, damit dies ein Ereignis triggert? Wtf? Ich muss mit Pater Godwin sündigen, damit ich diese Sünde beim Inquisitor gestehen darf für einen Erfolg. Oooook....
Ich bin ja so ein Typ Spieler, der gerne komplettiert. Dabei spiele ich zunächst ein Game - meist RPG's- ohne Guide durch so vollständig wie es nur geht, dann ziehe ich mir die Achievementliste rein und hol mir den Rest. Warum? Keine Ahnung, ich ticke eh nicht besonders sauber...
- Gamebreaking Bugs sollte es ja eigentlich nicht mehr geben, wenn die Entwickler zwei Jahre Zeit hatten und dann noch 4-5 DLC's gebracht haben. Denkste. Ich habe in KCD alle (Neben-)Quests abgeschlossen aus dem Hauptgame und auch den Erfolg dafür bekommen, also widmete ich mich der Hauptquest. Ich will jetzt nicht zu viel schreiben. Vielleicht will es ja jemand noch zocken und fühlt sich gespoilert...
Tribok ist gebaut, erste Probe, Zwischensequenz kommt, kleine Überraschung und Herr Diwisch...
Könnte Spoiler enthalten, wenn man erst neu beginnt und Alles was glitzert noch nicht beendet hat:
Mittlerweile ist das Spiel schon in einem vernünftigen Zustand. Es gibt zwar noch Bugs. Ich erinnere mich an eine Quest, die ich nicht so abschließen konnte, wie gewollt, weil ich mit der Zielperson nicht sprechen konnte. Irgendeine Quest in Talmberg mit Thomas im Badehaus war das. Gestern habe ich Alles was glitzert gecrashed. Witzige Sache war das: Ich bin auf nach Skalitz um Esther aus den Händen der Banditen zu befreien für Florian, der sich in Sasau ins Bruoch machte. Zwei Banditen umgebracht, der Bogenschütze fing an zu sprechen und ich fand die Position des Hintereingangs raus, der zur Werkstatt der Münzfälscher führte. Bin mit Ulrich hin, hab ihn überzeugt zu gehen und Jeschek verhaftet. Nun soll ich nach Rattay zurück und Radzig Bericht erstatten. Als Ziel wird mir aber noch gezeigt, dass ich Rapota finden soll. Dachte ich mir, weißte was, vielleicht kriege ich mehr Infos, beispielweise über das Quecksilber, da ich den Weg der Kupferplatten gegangen bin. Ich zur Werkstatt und Rapota lief da tatsächlich rum. Im Dialog erzählte er mir dann vom Haupteingang der Münzfälscherwerkstatt. Jetzt haltet euch fest: Questlog aktualisiert sich, ich soll die Werkstatt aufsuchen und auf einmal ist das Gespräch mit Radzig fehlgeschlagen und dann die ganze Quest. Ladebildschirm kommt, endet aber nicht mehr. Neustart und Quest komplett ab der Stelle beginnen, an der ich Ulrich nach Hilfe frage.
Man merkt bei den teilweise doch wirklich sehr komplexen Questlines, dass die Spielmechanik extrem überfordert ist. Ladezeiten werden länger, NPC's nicht mehr ansprechbar. Bisher ist mir nur eine Quest fehlgeschlagen, dass war Unkraut für den Alchemisten im Kloster von Sasau, der auch mit der Seuche in Merhojed hilft. Ich habe alles an Unkraut vernichtet, nicht nur im Garten, nein, auf dem gesamten Gebiet. Und dennoch schlug es fehl. Keine Ahnung wieso, vielleicht war es auch nur ein...
Schade, dass ich zu release mehrfach durch vollends kaputte Quest- und Dialoglogik aus dem Geschehen gerissen wurde, aber ich glaube, ich werd es heute nochmal installieren.
Ich hoffe auf einen Nachfolger, der nicht noch ambitionierter ist, sondern einfach technisch funktioniert. Damit wäre ich schon sehr zufrieden.
Aber ich habe Spaß an dem Spiel und es hat wirklich einige tolle Momente, die ich öfters in dem Genre sehen möchte. Auch der Survivalaspekt ist nicht zu aufgezwungen und weiß zu überzeugen.