Es ist wie verhext
Dass man beim Bogenschießen zu Unrecht düpiert wird, ist vielleicht noch verschmerzbar. Schließlich kann man sein Geld auch beim Würfelspiel “Farkle” einsetzen, das recht unterhaltsam ist und bugfrei läuft. Aber wenn es um Menschenleben geht, hört der Spaß auf. Als ich drei jungen Frauen in der Quest “Tanz der Teufel” heimlich folgen soll, die sich für einen Sabbat im Wald treffen, geht alles schief – leider nicht nur inhaltlich. Mal abgesehen davon, dass das Thema Hexen hier zwar amüsant, aber mit dem etwas anachronistischen Blickwinkel des 16. Jahrhunderts und überaus kitschig inszeniert wird: Die drei reiben sich mit einer Flugsalbe zwischen den Beinen ein, bekommen Halluzinationen und werden geil – als ich dazu stoße, werde ich als Satan betrachtet, den es gleich vor Ort zu befriedigen gilt. Weil ich was von der Salbe abbekomme, sehe ich statt der Frauen bald nur noch Huhn, Stute & Co, die ich begatten darf; immerhin nur per Schlossknack-Minispiel.
Der triebhafte Spuk eskaliert, als sich Gestalten aus dem Wald nähern, die aufgrund der Drogen wie Dämonen aussehen und die Frauen angreifen. Ich besiege die beiden gehörnten Kreaturen, die Frauen überleben und ich soll alles dem Pfarrer melden. Dort muss ich mir anhören, dass sie alle tot sind und ich Schuft sie auf dem Gewissen habe; auch bei der Kräuterfrau, die die Salbe herstellte, bekomm ich nochmal einen Anschiss. Als das Spiel abstürzt, muss ich dasselbe nochmal machen, aber diesmal gelten die Frauen als gerettet, nur die Holzfäller sind tot, die mir wie Dämonen vorkamen. Hier wirken auch die sonst so löblichen Reaktionen seltsam künstlich. Ob die Frauen des Dorfes tot sind oder fremde Banditen, ist scheinbar kein Unterschied, denn ich bekomme denselben Anschiss von Pfarrer und Kräuterfrau (!). Außerdem werde ich in dieser Quest immer gezwungen, beim Sabbat einzugreifen, selbst wenn ich in Deckung bin.
Entscheidungen mit Konsequenzen
Grundsätzlich sind die Aufgaben allerdings angenehm offen und mit spürbaren Konsequenzen versehen – im Kleinen sowie im Großen. Man kann schon zu Beginn auf diverse Art aus der Burg fliehen, z.B. verkleidet als Wache oder über Schleichwege, wird aber dann von den Wachen gesucht und muss ihnen ausweichen; wird man ertappt, kann man sie rhetorisch oder finanziell vielleicht doch noch überzeugen. Wer die Anfragen des Müllers nach Bezahlung ignoriert muss später genauso mit Folgen durch seine Schläger rechnen wie jemand, der in einer heiklen Situation zu viel verrät oder das Falsche macht – das kann auch zu vielen Opfern führen oder gar einer Schlacht.
Spätestens an dieser Stelle muss ich zur Ehrenrettung des Spieldesigns und des Pfarrers anmerken, dass es auch eine sehr gelungene Quest gibt, in der man nicht nur mit ihm zechen und huren, sondern schließlich eine Predigt per Multiple-Choice halten kann – eine klasse Szene, zumal die Zuhörer enstprechend reagieren. Denn hier gelingt den Entwicklern im Gegensatz zur Hexeneskapade auch wieder sehr gut der historische Bezug, indem sie die Sichtweise von Jan Hus sowie den aufkeimenden Konflikt zwischen einfachen Bauern und der katholischen Kirche schonungslos thematisieren. Apropos: Man kann sich nicht nur volllaufen lassen, sondern auch so überfressen, dass die Werte sinken. Hier werden die sechzehn Jahre später folgenden Hussitenkriege (1419 – 1436) quasi in einer Quest spürbar.
Auch als es zu einem seltsamen Gemetzel an Pferden kommt, inklusive einer blutigen Drohung (die amn nur entziffern kann, wenn man das Lesen lernt) und verstümmelter Leichen, zeigt die Regie in der anschließenden Suche nach den Urhebern ihre Muskeln. Man kann auch einfach so auf eine Leiche am Wegesrand stoßen und plötzlich zur Rede gestellt werden – der Dialog erlaubt gegenseitige Schuldzuweisungen bis hin zum Geständnis oder Flucht samt Verleumdung. Und was mir sehr gut gefällt: Die Leute warten nicht! Bekommt man eine Quest mit Zeitangabe wie etwa “Treffe mich am Morgen”, dann ist der Questgeber am Mittag weg! Außerdem bekommt man bei wichtigen Leuten auch einen Anschiss dafür. Das sind die Momente, die dieses Spiel auszeichnen.
Überhaupt hat man sich beim Design der Aufgaben redlich Mühe gegeben, moderne Automatismen zu vermeiden: Zwar
bekommt man manchmal auch einen Zielpunkt z.B. von Personen auf der Karte angezeigt, wenn man genug Informationen hat, aber meist werden Gebiete abgesteckt, die man aktiv durchsuchen muss. Und da kann es angenehm kreativ zur Sache gehen, wenn man z.B. in mehreren Etappen inklusive Zeugenbefragung flüchtige Verdächtige finden muss, indem man ohne glitzernde Spur nach Blut oder durchbrochenen Zäunen sucht. Oder wenn man z.B. drei entflohene Nachtigallen über ihren Gesang lokalisieren muss – immer, wenn es lauter wird, kommt man der Stelle näher, an der man einen Käfig absetzen sollte. Danach muss man ein wenig warten und kann sie einsammeln. Auch wenn dabei manche Käfige in der Luft schweben: Das ist genauso kreativ wie etwa das Erlernen des Lesens: Heinrich bekommt nicht einfach die Fähigkeit, sondern muss sein Leseverständnis aktiv an zwei Texten beweisen, darunter ein Lateinischer. Das sind zwar letztlich auch nur Multiple-Choice-Fragen, aber das ist stimmungsvoller als lediglich etwas freizuschalten. Es gibt auch Schatzkarten, die nur eine grobe Zeichnung zeigen, die man dann selbst auf die Karte und Umgebung anwenden muss – aber es gibt hier keinen Zielpunkt. Und selbst wenn man die Landschaft frei erkundet, kann man so einige interessante Orte finden, darunter welche, auf die z.B. ein Zeichen an einem Baum hindeutet. Folgt man diesem sowie weiteren Steinhaufen tiefer in den Wald, findet man ein halb verschüttetes Anwesen. Doch auch hier zeigt sich, wie spröde Kingdom Come sein kann: Obwohl ich es über eine Holzlatte betreten konnte, kam ich kaum wieder heraus, weil das Springen bzw. Klettern nicht ausgeführt wurde.
Ich muss tatsächlich zum Ende hin so einiges revidieren und habe das Spiel nun genervt für beendet erklärt. (Vielleicht weiß ja einer Rat)
Ich habe es wirklich versucht, ich stehe total auf das Spiel, aber es geht nichts mehr. Ich habe keine Ahnung was ich getan habe, ich finde eigentlich, dass ich einen extrem sauberen Durchgang hingelegt habe, außer dass ich mit Pater Godwin nicht gesoffen habe. Das wurmte mich dann doch extrem, da diese Sauftour Einfluss auf 2-3 Achievements hat, die ich gerne mitgenommen hätte. Da kommen wir zum ersten Punkt:
- Was hat sich Warhorse denn bitte mit den Achievements gedacht? Wenn man Pech hat muss man da teilweise für einen Erfolg einen ganz neuen Durchgang starten. Dabei schiele ich ganz bewusst gen Fritz & Matthäus in Kombi mit dem Judas Erfolg sowie dem Erfolg die beiden nach Pribyslawitz einzuladen. Aber die Erfolge von "Das Los der Frau" oder "A Woman's lot" schießen ja komplett den Vogel ab. Wenn ich Herrin Stefanie flachgelegt habe, muss ich das geschenkte Hemd aufbewahren und im Dialog mit Johanka tragen, damit dies ein Ereignis triggert? Wtf? Ich muss mit Pater Godwin sündigen, damit ich diese Sünde beim Inquisitor gestehen darf für einen Erfolg. Oooook....
Ich bin ja so ein Typ Spieler, der gerne komplettiert. Dabei spiele ich zunächst ein Game - meist RPG's- ohne Guide durch so vollständig wie es nur geht, dann ziehe ich mir die Achievementliste rein und hol mir den Rest. Warum? Keine Ahnung, ich ticke eh nicht besonders sauber...
- Gamebreaking Bugs sollte es ja eigentlich nicht mehr geben, wenn die Entwickler zwei Jahre Zeit hatten und dann noch 4-5 DLC's gebracht haben. Denkste. Ich habe in KCD alle (Neben-)Quests abgeschlossen aus dem Hauptgame und auch den Erfolg dafür bekommen, also widmete ich mich der Hauptquest. Ich will jetzt nicht zu viel schreiben. Vielleicht will es ja jemand noch zocken und fühlt sich gespoilert...
Tribok ist gebaut, erste Probe, Zwischensequenz kommt, kleine Überraschung und Herr Diwisch...
Könnte Spoiler enthalten, wenn man erst neu beginnt und Alles was glitzert noch nicht beendet hat:
Mittlerweile ist das Spiel schon in einem vernünftigen Zustand. Es gibt zwar noch Bugs. Ich erinnere mich an eine Quest, die ich nicht so abschließen konnte, wie gewollt, weil ich mit der Zielperson nicht sprechen konnte. Irgendeine Quest in Talmberg mit Thomas im Badehaus war das. Gestern habe ich Alles was glitzert gecrashed. Witzige Sache war das: Ich bin auf nach Skalitz um Esther aus den Händen der Banditen zu befreien für Florian, der sich in Sasau ins Bruoch machte. Zwei Banditen umgebracht, der Bogenschütze fing an zu sprechen und ich fand die Position des Hintereingangs raus, der zur Werkstatt der Münzfälscher führte. Bin mit Ulrich hin, hab ihn überzeugt zu gehen und Jeschek verhaftet. Nun soll ich nach Rattay zurück und Radzig Bericht erstatten. Als Ziel wird mir aber noch gezeigt, dass ich Rapota finden soll. Dachte ich mir, weißte was, vielleicht kriege ich mehr Infos, beispielweise über das Quecksilber, da ich den Weg der Kupferplatten gegangen bin. Ich zur Werkstatt und Rapota lief da tatsächlich rum. Im Dialog erzählte er mir dann vom Haupteingang der Münzfälscherwerkstatt. Jetzt haltet euch fest: Questlog aktualisiert sich, ich soll die Werkstatt aufsuchen und auf einmal ist das Gespräch mit Radzig fehlgeschlagen und dann die ganze Quest. Ladebildschirm kommt, endet aber nicht mehr. Neustart und Quest komplett ab der Stelle beginnen, an der ich Ulrich nach Hilfe frage.
Man merkt bei den teilweise doch wirklich sehr komplexen Questlines, dass die Spielmechanik extrem überfordert ist. Ladezeiten werden länger, NPC's nicht mehr ansprechbar. Bisher ist mir nur eine Quest fehlgeschlagen, dass war Unkraut für den Alchemisten im Kloster von Sasau, der auch mit der Seuche in Merhojed hilft. Ich habe alles an Unkraut vernichtet, nicht nur im Garten, nein, auf dem gesamten Gebiet. Und dennoch schlug es fehl. Keine Ahnung wieso, vielleicht war es auch nur ein...
Schade, dass ich zu release mehrfach durch vollends kaputte Quest- und Dialoglogik aus dem Geschehen gerissen wurde, aber ich glaube, ich werd es heute nochmal installieren.
Ich hoffe auf einen Nachfolger, der nicht noch ambitionierter ist, sondern einfach technisch funktioniert. Damit wäre ich schon sehr zufrieden.
Aber ich habe Spaß an dem Spiel und es hat wirklich einige tolle Momente, die ich öfters in dem Genre sehen möchte. Auch der Survivalaspekt ist nicht zu aufgezwungen und weiß zu überzeugen.