Ferrari Challenge(Rennspiel) von Deep Silver Credit: System 3 / Deep Silver
Unfälle ohne Rumms!

Davon abgesehen weiß die Fahrphysik aber vor allem mit einem angeschlossenen Lenkrad zu gefallen und es macht – ungeachtet der lahmen KI – richtig Spaß, mit den Ferraris über die lizenzierten Pisten wie Silverstone, Monza, Homested oder Hockenheim zu preschen und dabei sogar den Windschatten zu nutzen. Vor allem die Cockpitperspektive versetzt euch mit den originalgetreu nachmodellierten Innenräumen sofort in den engen Schalensitz der Sportflitzer, auch wenn die beiden weiteren Innenansichten mit Motorhaube und Stoßstange ein deutlich höheres Geschwindigkeitsgefühl vermitteln. Auch von außen dürft ihr die Flitzer bewundern, doch bekommt ihr hier eher den Eindruck, die Boliden mit einer Mittelachsensteuerung über den Asphalt zu dirigieren. Trotzdem schön, dass man so viele Ansichten integriert hat, bei denen für jeden was dabei ist. Selbst an ein Schadensmodell hat man gedacht, das in diesem Fall aber nur optischer Natur ist und zudem sehr rudimentär ausfällt. Bis auf ein paar abfallende Karosserieteile und brüchige Scheiben gibt es keine Möglichkeit, den Luxusrenner in ein echtes Wrack zu verwandeln – hier mussten die Entwickler wohl zu viele Kompromisse mit den Lizenzgebern aus Italien eingehen. Ob damit auch zusammenhängt, dass die Soundeffekte bei Kollisionen oder Unfällen erbärmlich klingen? Hier kracht und scheppert nichts – nur ein unspektakuläres Zischen ist zu hören, das ganz und gar nicht zu den teils heftigen Einschlägen passen will. Da hören sich die kernigen Motorenklänge schon deutlich besser an, bei denen ihr sogar die Fehlzündungen am Auspuff wahrnehmt – herrlich! Beim Soundtrack schaltet man dagegen wieder in den Rückwärtsgang

Im Editor dürft ihr die Lackierung der Ferraris editieren und eigene Logos und Muster kreieren.

, denn scheinbar ging der Großteil vom Musik-Budget für den Titel-Song drauf. Wie sonst sind die langweiligen Songs zu erklären, die euch während der Rennen begleiten? Zum Glück kann man die Hintergrundmusik in den Optionen stumm schalten…

Stockender Motor

Für ein Rennspiel kann es eigentlich nichts Schlimmeres geben als eine Grafikengine, bei der das Geschehen ins Stocken kommt und so dem Geschwindigkeitsgefühl einen herben Dämpfer versetzt. Bei Ferrari Challenge ist leider genau das in regelmäßigen Abständen der Fall – gerade in Kurven geht die Framerate, die ohnehin nicht mehr als 30 Bilder pro Sekunde schafft, gerne mal in die Knie, selbst wenn weit und breit kein anderes Fahrzeug auf dem Bildschirm zu sehen ist. Besonders angesichts der langen Entwicklungszeit und den ständigen Verschiebungen frage ich mich, warum gerade hier nicht alles daran gesetzt wurde, diesen Bereich zu optimieren. Davon abgesehen wirken die Kulissen trotz einiger netter Details wie aufgewirbeltem Laub auf mich übertrieben bunt und werden teilweise von fiesen Pop-Ups geplagt. Vor allem auf langen Geraden wie in Spa oder Maranello seht ihr selbst mitten im Fahrstress, wie der Hintergrund plötzlich aufgebaut wird. Erfreulich ist aber, dass sich das übliche Kantenproblem der PS3 hier in Grenzen hält – auch wenn es hier und da mal etwas flimmert – und sich auch die Partikeleffekte durchaus sehen lassen können. Auch die Replays sind im Prinzip mit den tollen Schnitten und Perspektiven absolut sehenswert, bieten aber leider viel zu wenig, ach quatsch, keinerlei Optionen. Ihr dürft weder spulen, noch Ansichten und Fahrer auf Knopfdruck durchschalten oder die schicken Filmchen abspeichern – auch von einem Foto-Modus fehlt jede Spur, obwohl die Ferraris zu den schönsten Motiven zählen dürften, die man in der Autowelt finden kann.

Fragwürdiges Balancing: Eigentlich rast ihr der KI auf und davon. In diesem Fall konnte allerdings ein Fahrzeug halbwegs gut mithalten und mit einem Vorsprung von über 1,5 Minuten (!!!) vor dem Verfolgerfeld über die Ziellinie rasen. 

Zumindest aber dürft ihr die Karossen mit eigenen Logos und Schriftzügen verzieren, wobei die ganze Aufmachung des Editors ziemlich dreist von Forza Motorsport 2 kopiert wurde, dabei aber nicht alle Feinheiten der Vorlage bietet.

Online-Rennen

Der Onlinemodus von Ferrari Challenge ist etwas ganz Besonderes. Nicht etwa, weil er euch zig Optionen und ein lagfreies Rennvergnügen beschert, sondern weil er einfach ganz besonders schei…benkleisterig ist! Sorry für die Wortwahl, aber etwas anderes fällt mir nicht ein, wenn ich zu Hause ungelogen über 30 verdammte Versuche gestartet hab, entweder in eine Online-Session einzusteigen oder selbst ein funktionierendes Spiel zu eröffnen. Ben ging es übrigens genau so, nur hat er bereits nach der 20er-Marke verzweifelt aufgegeben. Trotzdem haben wir es zumindest einmal geschafft, per Verabredung ein gemeinsames Rennen zu starten – natürlich nur in einer öffentlichen Lobby, denn das Anlegen privater Sessions ist nicht möglich. Und tatsächlich – es ging! Allerdings nur etwa eine Minute lang, denn danach ist Ben rausgeflogen – wie auch einige internationale Mitspieler, die ebenfalls kurzzeitig in ein Rennen einsteigen konnten. Ich selbst hab es übrigens bis heute nicht geschafft, mit meiner PS3 (NAT 2 und DSL 10000+ übrigens!) in ein offenes Spiel einzusteigen. Bei der Lobby ist immer Schluss, in der man keinerlei Informationen bekommt, wie weit der aktuelle Rennverlauf schon fortgeschritten ist und welcher Spieler an welcher Position liegt. Mit einem plötzlichen Verbindungsabbruch und dem anschließenden Rausschmiss aus der Lobby kann man ja notgedrungen noch leben. Wenn sich aber die ganze Konsole aufhängt und selbst der PS-Button keine Rettung mehr bringt, muss irgendwas gewaltig faul sein. Was hat Eutechnyx denn da für einen Dreck fabriziert? Unsere Redaktions-PS zeigte sich mit optimalen Leitungsverbindungen offener für Online-Sessions und es war (vielleicht auch bedingt durch die Uhrzeit) möglich, sich einer Session anzuschließen. Die anfängliche Freude wich aber auch hier schnell der Ernüchterung: Selbst bei zwei Fahrern, beide aus Deutschland, war ein reibungsloser Ablauf durch die teils extrem krassen Lags nicht möglich. Hinzu kommt, dass über den Wagen bei Onlinerennen die Netzwerknamen der jeweiligen Teilnehmer in einer Art Comic-Sprechblase angezeigt werden, die die Sicht ziemlich stört. Wenn mich das schon bei einem Mitspieler nervt, will ich gar nicht wissen, was mit maximal 16 Fahrern in einem engen Fahrerfeld auf dem Bildschirm abgeht. Sieht man dann überhaupt noch was von der Strecke?

Davon abgesehen, lässt auch die Optionsvielfalt im Mehrspielermodus sehr zu wünschen übrig. Es werden lediglich Einzelrennen ohne Qualifying-Sessions ausgetragen – eine Online-Meisterschaft oder Varianten wie der Wettlauf um die besten Sektorenzeiten oder Elimination gibt es nicht. Wer sich nicht online auf die Ferrari-Duelle einlassen will (oder besser: kann), darf auch lokal im LAN Rennen austragen. Da wir die Funktion nicht testen konnten, kann ich leider nicht sagen, ob es hier ähnlich katastrophal zugeht wie online. Die Möglichkeit zu Splitscreen-Rennen hätte die Ehre für Mehrspieler-Rennen vielleicht noch ein kleines bisschen retten können, doch sucht ihr eine solche Option vergebens.       

  1. ach man, wie kann man so ein spiel derart verhauen? echt schade drum. da drehe ich lieber mit forza 2 ein paar runden. genug ferraris gibts da jedenfalls. und vorallem ordendliches tuning.

  2. Wozu arbeitet man mit Bruno Senna und Tiff Nedell zusammen, um ein möglichst realistisches Fahrgefühl zu erhalten, schränkt dann aber die Setup-Möglichkeiten derart sinnlos ein?
    Naja. Der Name Senna alleine reicht manchmal zumindest um viele ahnungslose vor dem Ofen vorzulocken.
    Die Herzeiger auf der Ferrari Challenge Seite waren ja schon Monate vor dem Release scheinbar wichtiger als Ingame Szenen.
    Die Entwickler dahinter sind und bleiben Racing Noobs.

  3. Wenn den Test so lese, ohne das Spiel selber getestet zu haben, wundere ich mich aber einfach über soviel Inkonsequenz.
    Wozu arbeitet man mit Bruno Senna und Tiff Nedell zusammen, um ein möglichst realistisches Fahrgefühl zu erhalten, schränkt dann aber die Setup-Möglichkeiten derart sinnlos ein? Um dann eine harmlose KI über die Kurse rollen zu lassen oder damit man bei dem bloßen Versuch Online zu spielen, ins Lenkrad beißt.
    Wollte man nur auf der Verpackung mit schönem Lack auf Ferraris glänzen? Oder nahm man gar an, alleine der Name würde als Kaufargument genügen?
    Solche Fehltritte sind mir unbegreiflich, ehrlich gesagt und da müssen die Entwickler sich auch echt mal die Kritik gefallen lassen und hoffentlich zu Herzen nehmen.

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