Ferrari Challenge(Rennspiel) von Deep Silver Credit: System 3 / Deep Silver
Langweilige Rennen

Ich weiß wirklich nicht, was die Entwickler geritten hat, als sie sich dazu entschlossen haben, den Rennverlauf so zu gestalten, wie sie es letztlich getan haben. Von der Spannung des realen Motorsports mit nervenaufreibenden Überholmanövern und engen Duellen bei wahnwitzigen Geschwindigkeiten fehlt hier jede Spur. Es gibt gleich mehrere Gründe, warum das so ist: Fehler Nummer eins ist der zweifelhafte Zug, nur einen Standard-Schwierigkeitsgrad anzubieten, bei dem selbst halbwegs versierte Fahrer innerhalb kürzester Zeit problemlos an den 15 Konkurrenten vorbeiziehen. Fehler Nummer zwei besteht darin, das Fahrerfeld mit KI-Deppen zu füllen, die vermutlich selbst beim Idiotentest zur Führerscheinprüfung durchfallen

Es hätte so schön werden können, wenn die Rennen gegen die KI nicht so langweilig werden und höchstens durch die ablaufende Uhr Druck entsteht – nicht aber durch die Verfolger um Rückspiegel.

würden. Lassen sie euch nicht wehrlos passieren, ziehen sie kurz vor eurem geplanten Überholmanöver auf eure Spur – auch wenn das bedeutet, dass sie bei der nächsten Kurve durch diese Schwachsinns-Aktion geradewegs im Kiesbett landen. Das passiert nicht einmal, sondern immer wieder und mehr als diese beiden Varianten kennt die KI nicht. Und Himmel, die Kerle sind soooo verdammt langsam unterwegs und mehr Verkehrshindernis als eine Herausforderung. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, käme ich kaum auf die Idee, dass hier alle Fahrer mit dem gleichen Material, der gleichen PS-Power unter der Haube an den Start gehen. Auch habe ich mich im Nachhinein manchmal gefragt, wie überhaupt die z.T. astronomisch guten Qualifying-Zeiten der KI zustanden kommen, die in keinem Verhältnis zu ihren Leistungen im Rennen stehen. Dort sieht es nämlich meist so aus: Ihr startet relativ weit hinten oder im Mittelfeld, setzt euch innerhalb weniger Minuten an die Spitze und dreht dort bis zum Ende einsam eure Runden. Tatsächlich habe ich später die größte Herausforderung darin gesehen, meine eigenen Rundenzeiten zu unterbieten, während meine Verfolger mit Abständen von über einer Minute komplett aus meinem Blickfeld verschwunden sind. Klingt langweilig? Ist es auch! In einem 5-Minuten-Rennen müsst ihr euch vielleicht etwas anstrengen, um von ganz hinten nach vorne zu fahren, aber wer sich an die maximale Rennzeit von 45 Minuten heran wagt, kann sich vorstellen, wo das endet. Selbst bei 15 Minuten-Events fahrt ihr schon nach der Hälfte der Zeit gelangweilt an der Spitze.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Doch es gibt Ausnahmen, wie ich es erst gestern zu meiner eigenen Überraschung feststellen musste. Herausforderungsmodus; Karriere in Europa; 15 Minuten-Rennen in Monza; ich starte als Letzter. Schon nach den ersten Metern sehe ich, dass sich der Führende ganz schön weit vom restlichen Fahrerfeld abgesetzt hat. In den nächsten Runden kämpfe ich mich souverän wie immer auf Platz zwei vor, aber den Ausreißer, der mittlerweile über eine Minute Vorsprung auf den Drittplatzierten hat, krieg ich nicht mehr. Was ist denn da los? Ein KI-Bug? Oder handelt es sich hier um ein letztes Überbleibsel von dem, wie die KI vielleicht ursprünglich aussehen sollte? Nichts Genaues weiß man nicht. Fest steht nur, dass solche Aktionen nicht gerade positiv zur Spielbalance beitragen. Daneben vermisst man auch Features wie Boxenstopps, die selbst bei der maximalen Rennzeit im Gegensatz zur realen Serie nicht vorgeschrieben werden. Auch eine Reifenabnutzung sucht man hier vergebens. Nicht gerade so toll für einen Titel, der sich den Simulationsanspruch auf die Fahnen geschrieben hat… Auch beim Strafsystem zeigt man sich sehr inkonsequent: Mal wird man fürs Abkürzen mit einer

An Kameraperspektiven herrscht kein Mangel.

gedrosselten Motorleistung bestraft, mal nicht. Und für Rempeleien bekommt ihr generell einen Freifahrtschein, was natürlich dazu führt, dass man andere Fahrer gerne als Stopper oder nützliche Banden in Kurven missbraucht.

Viele Spielmodi

Neben der Karriere, in der ihr in Italien, Europa und Amerika in jeweils sieben Läufen á zwei Rennen (+ optionalem Qualifying) mit dem F430 um die Meisterschaft kämpft, stehen euch mit der Zeit auch weitere Spielmodi offen. Schaltet ihr neue Modelle frei und fügt sie gegen einen entsprechenden Kaufpreis eurem Fuhrpark hinzu, stehen im Trophäenmodus weitere Herausforderungen für die einzelnen Ferraris zur Verfügung. Dabei gilt es, gleich mehrere vorgegebene Strecken hintereinander zu fahren. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert der Arcademodus, der in vier Stufen vom Anfänger bis zum Experten unterteilt ist – große Unterschiede beim KI-Verhalten gibt es allerdings nicht. Euer Hauptproblem ist viel mehr die Zeit, die gnadenlos heruntertickt, während ihr euch vom letzten auf den ersten Platz vorkämpfen müsst. Wollt ihr beim Zeitfahren neue Rundenrekorde aufstellen, ist zunächst etwas Vorarbeit nötig, denn die Strecken stehen erst dann zur Verfügung, wenn ihr sie zuvor in einem der anderen Modi mindestens als Dritter abgeschlossen habt. Das dürfte angesichts der laschen Karriere allerdings kein großes Problem sein. Wollt ihr nur zwischendurch ein paar Runden drehen, bekommt ihr die Möglichkeit dazu in Einzelrennen, in denen ihr Fahrzeug, Rundenanzahl und die Witterung nach euren Wünschen einstellen könnt. Neben trockenen Pisten erwartet euch auch Regenwetter, was zwar toll aussieht, aber kaum Einfluss auf das Fahrverhalten hat. Zwar wird das Herausbeschleunigen aus Kurven etwas rutschiger, aber die Bremspunkte sind auf nassem Asphalt die gleichen wie unter trockenen Bedingungen.

    

  1. ach man, wie kann man so ein spiel derart verhauen? echt schade drum. da drehe ich lieber mit forza 2 ein paar runden. genug ferraris gibts da jedenfalls. und vorallem ordendliches tuning.

  2. Wozu arbeitet man mit Bruno Senna und Tiff Nedell zusammen, um ein möglichst realistisches Fahrgefühl zu erhalten, schränkt dann aber die Setup-Möglichkeiten derart sinnlos ein?
    Naja. Der Name Senna alleine reicht manchmal zumindest um viele ahnungslose vor dem Ofen vorzulocken.
    Die Herzeiger auf der Ferrari Challenge Seite waren ja schon Monate vor dem Release scheinbar wichtiger als Ingame Szenen.
    Die Entwickler dahinter sind und bleiben Racing Noobs.

  3. Wenn den Test so lese, ohne das Spiel selber getestet zu haben, wundere ich mich aber einfach über soviel Inkonsequenz.
    Wozu arbeitet man mit Bruno Senna und Tiff Nedell zusammen, um ein möglichst realistisches Fahrgefühl zu erhalten, schränkt dann aber die Setup-Möglichkeiten derart sinnlos ein? Um dann eine harmlose KI über die Kurse rollen zu lassen oder damit man bei dem bloßen Versuch Online zu spielen, ins Lenkrad beißt.
    Wollte man nur auf der Verpackung mit schönem Lack auf Ferraris glänzen? Oder nahm man gar an, alleine der Name würde als Kaufargument genügen?
    Solche Fehltritte sind mir unbegreiflich, ehrlich gesagt und da müssen die Entwickler sich auch echt mal die Kritik gefallen lassen und hoffentlich zu Herzen nehmen.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1