Inhaltlich und mechanisch ist New Dawn für mich eigentlich das beste Far Cry seit Blood Dragon. Und die Dunia-Engine hat sich bereits in Teil 5 als sehr potent gezeigt und sehr stimmungsvolle Landschaften auf den Bildschirm gezaubert. Die legen dank der neuen Artdesign-Ausrichtung mit ihren Pastellfarben, die die postatomare Apokalypse auflockern, sogar noch einmal zu, so dass ich auch die gelegentlichen Pop-Ups der Detailtexturen verschmerzen kann. Doch es kommt bereits früh der Moment, in dem mir der erste große Stolperstein in den Weg gelegt wird. Genauer gesagt passierte dies, nachdem ich das erste Versteck geöffnet hatte. Denn neben Rohstoffen und Heften, die mir die so genannten Vorteilspunkte spendierten, damit ich mir neue Fähigkeiten und Boni wie mehr tragbare Waffen und höhere Munitionsvorräte etc. aneignen darf, waren dort auch Far-Cry-Credits in geringem Umfang ausgelegt. Mir schwante Böses.
Und ein Blick in den Store-Bildschirm bestätigte den Verdacht. Man konnte gegen Echtgeld zu branchenüblichen Kursen (4,99 Euro für 500 Credits usw.) diese spezielle Währung kaufen. Doch im Gegensatz zu Titeln wie den letzten Assassin’s-Creed-Spielen, bei denen man die In-Game-Währung hauptsächlich für kosmetische Verbesserungen, also quasi “Premium”-Skins, für XP-Boosts (was ich schon grenzwertig sehe) oder für Rohstoffpakete einsetzen durfte, greift man hier massiv in den Kampagnen-Verlauf ein – in einem Singleplayer-Erlebnis, das man wahlweise auch im Online-Koop erleben darf.
Ubisoft geht mit Fähigkeitenkauf zu weit
Denn man darf für die Far Cry Credits auch Perkpunkte kaufen. Und damit hat Ubisoft eine Grenze überschritten, die man in den letzten großen Abenteuern egal in welcher Franchise klug umschiffte: Den Kauf von Vorteilen für die Kampagne. Und das ärgert umso mehr, da es hier absolut nicht nötig gewesen wäre. Man bekommt über das Erfüllen von Herausforderungen sowie die Verstecke eigentlich genug dieser Punkte. Mit der optionalen Abkürzung gegen Echtgeld beraubt sich New Dawn nicht nur der eigentlich üppig vorhandenen Erkundungsreize, die die Kernspielzeit
von ca. 15 bis 20 Stunden (abhängig von gewählter Fortbewegungsart zum Ziel sowie Ablenkung durch Nebenaufgaben) für die über 20 Story-Missionen massiv verlängern.
Auch der im Prinzip gut austarierte Schwierigkeitsgrad kann dadurch ins Wanken gebracht werden. Bis zu New Dawn war Ubisoft für mich einer der wenigen großen Publisher, der das inflationär gebrauchte “Games as a Service” verstanden zu haben schien und den Spagat zwischen Monetarisierung von zusätzlichen Inhalten und den dafür dem Spieler zugute kommenden Inhalten bewältigte. Aber mit diesem Fähigkeitenkauf geht man einen Schritt zu weit und büßt eine potenziell gute Wertung ein.
Ich kann deine Haltung an sich gut verstehen, keine Frage. Denke es würde jedem Spieler sauer aufstoßen, wenn er ein Spiel nur deswegen grindmäßig spielen müsste, wenn es andernfalls nicht gescheit zu bewältigen wäre. Ich persönlich bin deshalb ein „Feind“ von Free2play-Spielen egal welcher Art. Was dem ein oder anderen Spiel gegenüber sicher auch unfair ist, weil es dennoch viel Spaß und reihenweise entsprechende Inhalte bietet. Aber auf dein aktuelles Beispiel (FC: New Dawn) bezogen frage ich mich schon, auf was genau deine Kritik abzielt. Natürlich ist das Game ein No-Brainer, ein OW-Shooter wie unendlich viele andere davor auch. Ein recht kurzer noch dazu. Kann man mögen, muss man aber ganz sicher auch nicht. Diesbezüglich geht es dann aber auch eher um die Qualität des Spiels an sich. Für mich persönlich wären FC: New Dawn (und jedes FC bisher) auch eher so im Bereich 70-80%. Machen Bock, wissen was sie sein wollen (dazu gehört halt auch Geld verdienen für den Publisher), sind entspannende Unterhaltung für den Feierabend und bleiben eben auch nicht im Gedächtnis. Und wenn man sie abwertet, weil sie (einmalig, wenn überhaupt) auf den Ingame-Shop hinweisen , dann ist das auch völlig ok finde ich. Sollte dann aber auch konsequent und bei jedem Spiel der Fall sein imho.
Es wird immer weiter versucht, wie weit man gehen kann und mit der Zeit werden die Konsumenten für sowas desensibilisiert.
Was heute nicht nötig ist, wird irgendwann in der Zukunft doch nötig sein. EA hat es oft genug versucht und alle großen Publisher werden es immer wieder aufs Neue versuchen bis auch der letzte Kunde glaubt, dass man Spiele ohne MTA's nicht mehr finanzieren kann.
Immer diese "pöhsen hatoR"
"Fan" Bonus sollte es schon mal grundsätzlich nicht geben.