Unnachahmliches Inhaltsmonster

Doch selbst wenn einige der Elemente fehlen, mit denen die Fortsetzungen punkten konnte, stecken in Disgaea noch mehr als genug miteinander verzahnte Inhalte und Mechaniken, dass es für drei Spiele reichen könnte. Auf dem Feld der Ehre z.B., auf dem man zuerst mit all seinen Figuren alle möglichen Aktionen plant und durchführt, bevor alle dann noch übrigen Gegner ziehen, ist nicht nur der Höhenunterschied zum Gegner wichtig, sondern vor allem, ob und welche Freunde neben oder hinter einem zum Zeitpunkt des Angriffs platziert sind. Hat man die richtigen Kameraden beisammen (wobei Gevatter Zufall auch eine gewisse Rolle spielt), findet eine verheerende Attacke mit vier Figuren statt, die Gegner schnell auf den Friedhof schickt. Die Sonderfähigkeiten wie z.B. Heilung, aber auch offensive Angriffszauber verbessern sich im Laufe der Zeit nicht nur durch Erlernen neuer Varianten, sondern durch Benutzung. Bei anderen Fähigkeiten wiederum muss man aufpassen, dass zur Ausführung vor oder neben dem anvisierten Ziel genug Platz ist oder dass eigene Figuren nicht durch Kollateralschaden in Mitleidenschaft gezogen werden.

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Mit Geo-Steinen und -Effekten lässt sich das Schlachtfeld nachhaltig verändern. © 4P/Screenshot

Dabei spielen auch die so genannten “Geo”-Effekte eine Rolle. Auf manchen Karten sind Geo-Symbole auf bestimmten Feldern platziert, die die Kulisse nicht nur schön bunt machen, sondern sowohl negative als auch positive Auswirkungen zeigen. Verringerter Schaden gehört dabei z.B. zum Repertoire oder eine 50 Prozent höhere Ausweichmöglichkeit. Es gibt aber auch Felder, die die Gegner nahezu unbesiegbar machen oder die einen quer durch den Abschnitt teleportieren. Hier hat man nun entweder die Wahl, sich die Geo-Fähigkeiten zunutze zu machen oder aber sie zu zerstören. Zerstörtman z.B. ein blaues Symbol auf rotem Grund, werden alle roten Felder nun blau gefärbt, wobei alle Figuren, die während der Umfärbung drauf stehen, Schaden nehmen. Sollten auf den Rotsteinen noch weitere Geo-Symbole liegen, wird eine Kettenreaktion in Gang gesetzt. Je mehr Ketten man aufbauen kann (und eventuell sogar das Spielfeld leert), desto größer wird der Combo-Zähler, der sich auch rapide füllt, wenn man die Feinde mit spektakulären Spezialbewegungen oder Team-Angriffen erledigt. Nach dem Level wird abgerechnet und je nach Effektivität bekommt man Erfahrungsboni sowie weitere Belohnungen wie Geld oder Ausrüstung.
 
Ich mach mir mein Spiel


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In der Dark Assembly kann man über Spiel-Modifikationen abstimmen lassen. © 4P/Screenshot

Wem das nicht reicht, hat neben Standards-Shops mit der Gegenstandswelt sowie der so genannten “Dark Assembly” weitere Elemente zur Hand, die sich nicht nur massiv aufs Spiel auswirken, sondern mitunter weitere dutzende Stunden auf die Spielzeituhr drehen. Denn wenn man sich in die “Item-World” hinab lässt, hat man nicht nur ein probates Mittel, um die Stufen der Figuren zu steigern – die Eigenschaften jedes Gegenstandes können hier über 100 (!) Stufen aufgebessert werden. Die Meister, die in jedem Ausrüstungsteil leben können zwischen den Items hin und hergeschoben werden, nachdem man sie besiegt hat. So kann man versuchen, die Waffen, Rüstungen usw. ganz gezielt aufzurüsten und an seine bevorzugte Spielweise anzupassen. Natürlich gilt das für jede Spielfigur. Und davon kann man im Laufe der Zeit mit 150 ebenfalls mehr als genug freischalten. Angefangen von Standard-Fantasyfiguren wie Kämpfer, Magier (in verschiedenen Geschmacksrichtungen), Dieb, Ritter oder Heiler gibt es zahlreiche Hybridklassen, die immer wieder zum Ausprobieren locken. Und Disgaea macht auch vor Monstern nicht halt: Jeder Gegnertyp, die man mindestens einmal besiegt hat, darf in die Gruppe aufgenommen werden, wobei die anfänglich horrenden Kosten analog zur Anzahl des jeweils besiegten Gegners sinken. Und selbstverständlich kann man zusätzliche Zeit und Mana investieren, um verbesserte Versionen bereits bestehender Figuren zu rekrutieren.

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Mit einer Viererkombo lässt sich verheerender Schaden anrichten. © 4P/Screenshot

Man will teurere und damit bessere Ausrüstung im Shop? Man will zusätzliche Items? Man will doppelte Erfahrungspunkte beim nächsten Einsatz einsammeln? Dann geht man eben in die “Dark Assembly” und lasst darüber abstimmen. Je nach Beliebtheit der Figur, mit der man den Antrag stellt sowie deren Status in der Dämonenwelt stehen einem die Senatoren wohl gesonnen oder ablehnend gegenüber. Doch bevor man zur Abstimmung ruft, kann man die ewigen Neinsager noch durch Geschenke überzeugen, doch für einen zu vortieren. Und wenn alle Stricke reißen, kann man sie auch mit Gewalt überzeugen. Die Möglichkeiten, sich das zu verschaffen, was man am ehesten braucht, sind enorm, lenken aber nicht vom Hauptspiel ab, sondern sind wie alle Elemente sorgsam miteinander verzahnt und sorgen damit für ein rundum gelungenes und durchdachtes Strategiespiel mit immensem Tiefgang. Doch der hat wie vor zwölf Jahren seinen Preis, der nicht in der biederen Kulisse zu finden ist. Trotz einfacher Steuerung können die ganzen Funktionen, die Disgaea beinhaltet, Anfängern über den  Kopf wachsen. Doch je mehr man sich in das Spiel hinein findet und je mehr man entdeckt, umso mehr steigt die Motivation.

  1. Den ersten Teil von Disgaea hab ich geliebt. Das Kampfsystem hatte schon damals eine enorme Tiefe und die sympathischen Charaktere hat man trotz des bitterbösen Humors rasch in sein Herz geschlossen, was daran lag, dass man trotz allen Klamauks und vielen Sinnlosigkeiten immer eine gewisse Wärme ins Spiel brachte. Ernst genommen wurde recht wenig, auch wenn das Spiel durchaus ernstere Themen ansprach (um sie anschließend für neuen Klamauk zu missbrauchen). Zudem ist vor allem das Finale recht emotional ausgefallen, gemessen an dem vielen sinnlosen Quatsch, über den man davor sehr oft schmunzelte. Disgaea ist sehr hässlich, der Ausdruck "zweckmäßig" wurde für dieses Spiel erfunden. Trotzdem hat es immer mit inneren Werten überzeugen können, denn vom Gameplay her hab ich kaum noch ein Spiel finden können, was soviele Mechaniken erfolgreich ineinandergreifen ließ und den Spielern ein Umfangmonster erster Güte bescherte, was man auf Wunsch über hunderte Spielen konnte, dauerte ja schon allein die Story schon fast 70 Stunden. Dabei hab ich das Spiel anfangs abgelehnt und war dann doch überrascht, wie charmant es letztendlich sein konnte. :D

  2. DancingDan hat geschrieben:Hattet ihr keine Probleme mit dem Spiel?
    Hi DancingDan,
    wir hatten während der Testphase in der Tat keine Probleme mit dem Spiel (gespielt wurde hauptsächlich auf einem System mit GeForce GTX 970). Sowohl per Pad als auch per Maus gab es keine Schwierigkeiten. Und die wenigen Grafikoptionen, die zur Verfügung stehen, zeigen angesichts der ohnehin mageren Kulisse nur wenig Auswirkung. Abstürze z.B. konnten wir überhaupt keine verzeichnen.
    Cheers,
    Mathias

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