Eine weitere Stärke des Spiels ist der Abwechslungsreichtum der Schauplätze: Meist ist man natürlich in der von sozialen Gegensätzen geprägten Metropole unterwegs – oder in ländlicheren Gebieten des Mittleren Westens. Trotzdem entsteht während der rund zwölf Stunden Spielzeit der Eindruck, sich auf einer längeren Reise zu befinden. Man erforscht stimmungsvoll inszenierte Orte wie futuristische Hochglanzbauten, eine verfallenen Freizeitpark, gruselige Keller oder auch Orte, an denen die Schattenseiten der Automatisierung sichtbar werden: Immer wieder trifft man auf der Straße auf wütend demonstrierende Arbeitslose oder sieht mit eigenen Augen, wie unwirklich der Massentransport der „Blechsklaven“ in ihren futuristischen Bussen wirkt. Schade, dass die erforschbaren Areale mitunter etwas eng ausfallen: Vor allem auf der Suche nach Graffiti oder anderen Hinweisen stolpert man öfter mal in die virtuelle Begrenzung, hinter der sich die Spielfigur langsam wieder umdreht.
Stilistisch wird der Mix aus sozialer Not und technischer Aufbruchstimmung schön visualisiert. In den ärmeren Gassen Detroits hat man mitunter fast den Eindruck, in unserer Gegenwart unterwegs zu sein – bis man dann wieder die allgegenwärtige Technik-Artefakte entdeckt, die sich wie wuchernder Efeu durch die Stadt ziehen. Hier ein leuchtender Zebrastreifen, dort ein futuristisch verdrehter Wolkenkratzer mit Androiden-Personal, und schon befindet man sich gedanklich wieder in der nahen Zukunft. Schade, dass sich Soundtrack und Abmischung angesichts der Gegensätze nicht experimentierfreudiger und dynamischer zeigen. Die Orchester- und Synthie-Melodien bleiben unauffällig, unterstützen aber trotzdem gut die Stimmung.
Das Dialog-System mit seinen einzelnen Wörtern fällt manchmal leider zu knapp aus, um mit Fingerspitzengefühl auf sein Gegenüber einzugehen – trotzdem entwickeln sich während der Unterhaltungen bewegende Momente. Ein technisches Highlight sind erneut Gestik und Mimik, bei denen Quantic Dream auf seinem Erfahrungsschatz als Pionier des Motion-Capture-Schauspiels aufbaut. Vor allem die Androiden balancieren gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Menschlichkeit und subtilen Bewegungen, die ein tatsächlicher Homo Sapiens aus diesem Kulturkreis vielleicht einen Deut anders umsetzen würde. Um natürlicher zu wirken, imitieren sie auch das natürliche leichte muskuläre Zucken einer unruhigen Hand, wenn zum Beispiel ein Beweisstück hochgehoben wird. Der einzige kleine Schönheitsfehler sind auch bei den Menschen nach wie vor weit geöffnete Münder – wobei ich nicht wirklich festnageln kann, welches Detail mir dabei seltsam vorkommt. Trotzdem gehören die Gesichtsanimationen zu den besten der Branche – vor allem, wenn man beachtet, dass die Qualität hier über das komplette Spiel aufrechterhalten wird statt nur in Zwischensequenzen.
Das Spiel wurde der PS4 auf den Leib geschneidert, deswegen sieht es so viel besser aus als die meisten anderen PS4-Spiele. Daher ist es kein Wunder, dass ein PC, der in der Regel keine acht CPU-Kerne besitzt und eine ganz andere API als die PlayStation nutzt, durchaus gefordert wird von dem Port. Das ist nicht wie ein Gears 5 parallel für Konsolen und PC entwickelt worden. Dann hat der PC natürlich klare Vorteile. Das wird noch interessant in der nächsten Konsolengeneration. Ohne SSD und moderne 8-Kern-CPU dürften da einige PCler trotz teurer Grafikkarte dumm aus der Wäsche schauen.
Um nen Rechner mit 2080 Ti schlechter aussehen zu lassen als ne PS4 Pro,muss man sich schon anstellen.Kein Kauf.
@CutOff: Wie man zu diesen Dingen steht, hängt offenbar sehr vom Weltbild der jeweiligen Person ab. Für mich ist ein Mensch eigentlich auch nur eine Maschine, bloß aus Knochen, Muskeln und Blut statt Metall, Motoren und Öl. Die Seele ist für mich einfach die Software, die in der Hardware Gehirn läuft. Wenn man das alles auf menschlichem Niveau künstlich nachbilden kann, hat man in meinen Augen einen dem Menschen ebenbürtigen Androiden erschaffen, mit Gedanken, Gefühlen und entsprechenden Ausdrucksmöglichkeiten. Ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das technisch möglich ist. An ein Leben nach dem Tod glaube ich nicht. Wenn das Betriebssystem im Gehirn runtergefahren wird, ist auch alles Bewusstsein und Empfinden vorbei. Damit ist die Person als solche nicht mehr existent. Es bleibt ein lebloser Körper zurück, der dann von anderen Lebenwesen verwertet wird. Androiden hingegen könnten ihren Gehirnzustand als Backup jederzeit sichern und nach der Zerstörung des Körpers in einen neuen Körper transferieren, ganz wie in NieR:Automata mit dem Bunker. Man verliert höchstens die Erinnerungen seit dem letzten Backup. Damit ist man praktisch unsterblich.