Bedrohung im Norden

Auch Kara bekommt auf ihrer Flucht die pausenlosen Fernsehberichte über das Bedrohungsszenario mit. Sie hat allerdings ganz andere, persönlichere Probleme zu schultern, wen sie ihre lieb gewonnene Ziehtochter in Sicherheit bringen will. Ihr Teil der Geschichte fügt dem Abenteuer daher eine angenehme persönliche Note hinzu. Immer wieder muss sie abwägen, welchen Menschen oder Maschinen sie sich in abgelegenen Hütten anvertrauen möchte – und hat dabei kaum Zeit, über die Konsequenzen und Träume ihrer neu gewonnenen Freiheit nachzudenken. In einer einfach gestrickten Schleich-Sequenz etwa muss sie die Wachen beobachten, um unentdeckt von Auto zu Auto zu huschen. Hier und da kann sie sich auch mal als Mensch ausgeben. Am besten gefallen haben mir in dem Zusammenhang die moralischen Fragen zur Rechtfertigung von Diebstahl in Notsituationen.

Im letzten Drittel läuft die Erzählung schließlich zur Hochform auf: Wenn die unterschiedlichen Weltbilder aufeinanderprallen, wird es noch einmal richtig spannend, zumal man auch selbst einen erfreulich großen Einfluss auf das Schicksal der Hauptfiguren und ihre Ziele besitzt. Schön, dass David Cage nach dem wirren Beyond: Two Souls hier wieder eine klare Linie gefunden hat, von der auch die Zusammenführung der drei Handlungsfäden profitiert. Dank der gelungenen Regie kommen die Hauptfiguren ganz natürlich in Kontakt miteinander. Dann kommt es erneut zu zahlreichen schwerwiegenden Entscheidungen, welche neben dem Überlebenskampf auch die Gesellschaft beeinflussen. Die Unterschiede zwischen der Standard-PS4 und der Pro-Konsole fielen vor anderthalb Jahren relativ klein aus: Hier und da wirkt das Bild etwas schärfer oder eine dynamisch nachladende Textur detailreicher. Lange Ladezeiten und seltene Abstürze bremsten damals den Spielfluss manchmal aus, dank vieler Speicherpunkte waren wir meist aber schnell wieder am entsprechenden Punkt.

Besonderheiten auf dem PC

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Die grafischen Unterschiede zum Original halten sich in engen Grenzen. © 4P/Screenshot
Auf dem PC halten sich die Ladezeiten bei einer SSD-Installation in angenehmeren Grenzen. Dafür muss man am Rechner allerdings vorm ersten Spielstart mit einem rund 13-minütigen Warte-Bildschirm leben, während die Shader kompiliert werden und man währenddessen nichts anderes erledigen kann. In 1080p-Auflösung sind uns nur minimale Unterschiede aufgefallen – z.B. bei Augenspiegelungen, Gesichts-Poren oder dem Anti-Aliasing. Dabei schneidet die PS4 Pro überraschenderweise eine Spur hübscher ab als die Ultra-Einstellungen auf einer 2080 Ti. Dazu muss man allerdings schon ganz genau aus der Nähe aufs Bild schauen. Daher wirkt der Hardwarehunger des Spiels ein wenig seltsam und übertrieben: Mit einem betagteren Spielrechner (GeForce GTX 980 und einem i5 4670) sind uns sogar auf niedrigen Einstellungen manchmal Ruckler untergekommen. Quantic Dream empfiehlt als Minimal-Anforderung allerdings auch den etwas flotteren i7-3770 (hier geht es zu den kompletten Systemanforderungen). Die GeForce RTX 2080Ti (mit einem i7 9700K) stemmte dagegen auch die Ultra-Einstellung ohne Probleme.

Ein Vorteil am PC ist, dass die Kommandos mit Halbkreisen und Dergleichem etwas flüssiger und angenehmer von der Hand gehen. Die Kamera reagiert zwar für Maus-Verhältnisse etwas träge, doch nach kurzer Gewöhnung habe ich diese Steuerung dem Controller klar vorgezogen.
  1. Waticorp hat geschrieben: 18.12.2019 22:13Ohne SSD und moderne 8-Kern-CPU dürften da einige PCler trotz teurer Grafikkarte dumm aus der Wäsche schauen.
    ...ich denke, die einzigen die "dumm aus der Wäsche" schauen sind die Entwickler, wenn sie es nicht gebacken bekommen. Das Gros der PC-Spieler ist doch gar nicht an der Masse der PS4 Spiele (insbesondere) interessiert. Da sind mal einzelne dabei aber gut, kann man sich halt auch ne Konsole für holen. Nur gut für QD, dass der EPIC Store kein Bewertungssystem hat. Tatsächlich wollte ich mir das Spiel im Sale holen

  2. Das Spiel wurde der PS4 auf den Leib geschneidert, deswegen sieht es so viel besser aus als die meisten anderen PS4-Spiele. Daher ist es kein Wunder, dass ein PC, der in der Regel keine acht CPU-Kerne besitzt und eine ganz andere API als die PlayStation nutzt, durchaus gefordert wird von dem Port. Das ist nicht wie ein Gears 5 parallel für Konsolen und PC entwickelt worden. Dann hat der PC natürlich klare Vorteile. Das wird noch interessant in der nächsten Konsolengeneration. Ohne SSD und moderne 8-Kern-CPU dürften da einige PCler trotz teurer Grafikkarte dumm aus der Wäsche schauen.

  3. @CutOff: Wie man zu diesen Dingen steht, hängt offenbar sehr vom Weltbild der jeweiligen Person ab. Für mich ist ein Mensch eigentlich auch nur eine Maschine, bloß aus Knochen, Muskeln und Blut statt Metall, Motoren und Öl. Die Seele ist für mich einfach die Software, die in der Hardware Gehirn läuft. Wenn man das alles auf menschlichem Niveau künstlich nachbilden kann, hat man in meinen Augen einen dem Menschen ebenbürtigen Androiden erschaffen, mit Gedanken, Gefühlen und entsprechenden Ausdrucksmöglichkeiten. Ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das technisch möglich ist. An ein Leben nach dem Tod glaube ich nicht. Wenn das Betriebssystem im Gehirn runtergefahren wird, ist auch alles Bewusstsein und Empfinden vorbei. Damit ist die Person als solche nicht mehr existent. Es bleibt ein lebloser Körper zurück, der dann von anderen Lebenwesen verwertet wird. Androiden hingegen könnten ihren Gehirnzustand als Backup jederzeit sichern und nach der Zerstörung des Körpers in einen neuen Körper transferieren, ganz wie in NieR:Automata mit dem Bunker. Man verliert höchstens die Erinnerungen seit dem letzten Backup. Damit ist man praktisch unsterblich.

  4. VaniKa hat geschrieben: 16.12.2019 18:15 Total spannendes Thema, das in Zukunft sicher mal wirklich relevant wird. Hab mich schon bei NieR:Automata gefragt, was denn diese Androiden eigentlich von "echten Menschen" unterscheiden soll. Im Prinzip haben die Menschen da einfach eine physiologisch alternative Form des Menschen erschaffen. Und spätestens, wenn diese Androiden eine echte KI sowie Empfindungsfähigkeit besitzen, stellen sich ethische Fragen. Sofern diese Androiden also vor allem für den Zweck geschaffen werden, die Dinge zu tun, die man Menschen nicht (mehr) zumuten will (schwere oder anspruchslose Arbeit und Sexarbeit - moderne Sklavenhaltung), darf man das eigentlich genau so wenig zulassen wie bei "echten Menschen". Androiden dürfen also insofern eigentlich nie wirklich empfindungsfähig und sich ihrer selbst bewusst sein, sonst hätte man damit nicht wirklich etwas gewonnen. Ich persönlich stelle mir eine Zukunft mit Androiden als Spezies neben dem "herkömmlichen" Menschen aber durchaus interessant vor. Und wer weiß: Vielleicht lösen diese den Menschen aus Fleisch und Blut ja auf Dauer auch ab, weil Dinge wie Unsterblichkeit, einfache Reparierbarkeit und Immunität gegenüber Krankheiten doch durchaus vorteilhaft wären. So etwas muss also nicht zwangsläufig durch eine "feindliche Übernahme" passieren, wie sie gerne prophezeit wird.
    Tatsächlich ein sehr spannendes Thema. Ob Androiden jemals ein Bewusstsein eines Menschen erlangen ist fraglich. Wozu ein Bewusstsein eines Menschen möglich ist, lässt sich sehr gut mit psychoaktiven Substanzen (alternativ mit jahrelangen Meditation) veranschaulichen. Man spricht mit anderen Entitäten in scheinbar anderen Dimensionen (andere Realitäten?). Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich ein Android in diesen Bewusstseinszustand versetzen kann. Das würde höchstens funktionieren, wenn ein Android das simuliert und das würde nur auf groben Erfahrungen von Menschen basieren (es wäre als nur eine Simulation und kein...

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