Unsere liebsten LGBTQ-Charaktere: Patrick – Chloe Price (Life is Strange)
Die Titel aus dem frankophonen Developer-Hause Don’t Nod sind bekannt dafür, Diversität nicht nur anzureißen, sondern auch prominent in den Vordergrund zu rücken (Tell Me Why, Remember Me). Der erste Titel, mit dem das Studio vor mittlerweile fast zehn Jahren mehr als einen Achtungserfolg feiern konnte, ist Life is Strange – im Kern ein Film über Teenage Angst zum Mitspielen, gewürzt mit einer ins Gameplay integrierten Zeitreise-Mechanik.
Die Adoleszenz-Geschichte mit dezenter Scifi-Komponente hat seither ein Media-Franchise hervorgebracht – komplett mit (eher geistigen) Nachfolge-Titeln eines anderen Developers. Deck Nine zeichnete sich für das Prequel Before The Storm, das Sidequel True Colors und das Remastering verantwortlich. Auch eine Graphic-Novel-Reihe und einige Romane haben es in die Händlerregale geschafft. Ich bin gespannt, ob und wann die Videospielverfilmung bei Netflix & Co. ansteht.
Zu Chloe Price: Während meiner Spielerfahrung sowohl mit Life is Strange als auch Before the Storm habe ich Chloes sexuelle Ausrichtung stets uneindeutig gelesen – was gerade bei einer Coming-of-Age-artigen Handlung passender nicht sein könnte. Als Wald-und-Wiesen-Psychologe weiß ich natürlich, dass Frau und Mann (und alle dazwischen und außerhalb) sich in diesem kritischen Lebensabschnitt in der Findungsphase befinden. Sei’s drum: Was mich an Chloe Price euphorisiert hat, war ihre Unangepasstheit, mich an einen klassischen Helden aus der Literaturgeschichte erinnernd. Ergo: Wenn das Rebellentum einer Chloe Price nicht (in)direkt von Holden Caulfield aus J. D. Salingers Der Fänger im Roggen inspiriert wurde, fresse ich meine scharlachrote Jagdmütze. Übrigens eine große Leseempfehlung des schmalen Schaffens des mittlerweile verstorbenen Salingers – vor allem jedweden Erzählbänden rund um die Glass-Familie. Anderes Thema.
Zurück zu Chloe: Ihre Charakterzeichnung ist für mich von A wie Arcadia Bay bis Z wie Zick-Zack-Muster-förmiges Tattoo glaubwürdig – oder zumindest immer nachvollziehbar. Klar, vonseiten der Community schallt die Kritik, die Life-Is-Strange-Reihe sei eine gepimpte Pinterest-Bildersammlung (wegen der sonnenlichtdurchfluteten Optik). Wer aber kompetenter Storytelling-Meisterschaft gegenüber hektischem Gameplay-Heckmeck den Vorrang gibt, erlebt mit der Co-Heldin Chloe Price (und auch Rachel Amber, von Kollegin Arlene vorgestellt) ein immersives Abenteuer, wie sonst nur in wirklich guter Literatur (siehe Salinger).
Paul – Raze x Killjoy (Valorant)
Erst einmal vorweg: Was die Punkte Toleranz, Akzeptanz und vor allem Unterstützung für die LGBTQ-Community anbelangt, ist Entwickler und Publisher Riot Games ein absoluter Vorreiter der Videospielindustrie. Kaum irgendwo findet man so viel Offenheit für Liebe, die keine Gender-Grenzen oder veraltete, konservative Normen kennt, wie unter Riots richtungsweisendem Regenbogen. Da wundert es wenig, dass gleich mehrere Charaktere aus den populären Universen des League of Legends-Entwicklers die Pride-Flagge mit geschwollener Brust in die Höhe hieven.
Bandeln der kettenrauchende Cowboy Graves und Kartenkünstler Twisted Fate noch in der Kluft der Beschwörer an, führen die mondverehrende Diana sowie die sonnenanbetende Leona doch längst eine lesbische Liebesbeziehung. Doch mir persönlich hat vor allem ein queeres Couple aus Riots Shooter-Ableger Valorant das Herz erwärmt: Die brasilianische Bombenspezialistin Raze und das nicht weniger durchgeknallte, aber etwas gefasstere German Genius, Killjoy.
Neben ihrer geteilten Leidenschaft für verrückte Roboterkonstruktionen, die sie auf ihre Feinde loslassen, schienen die beiden Agentinnen schon lange eine gewisse Affektion füreinander zu hegen. Unter dem Hashtag #nanobomb (eine Wortkombination aus ihren Ingame-Fähigkeiten) findet man bei Tumblr nicht grundlos zahllose Beiträge, in denen Fans sich dem anbahnenden Liebesglück annahmen und die beiden tüftelnden Turteltauben zueinander führten, ehe Riot es zum Ende des Jahres 2022 mit einem Twitter-Post ganz offiziell machte:
Über zwei Jahre und etliche Teaser seitens der Entwickler (und der Community) dauerte es, bis Raze und Killjoy endlich ihren ersten Kuss miteinander teilen durften – schon zuvor fanden sich verräterische Voice Lines im Spiel, ebenso waren sie Teil der als Aprilscherz getarnten Dating-Sim Valorant: Ages of Romance, in der Cyber-Gangster Cypher verrät, er habe das junge Glück am Strand bei einem gemeinsamen Picknick gesehen. Dieses wurde auch nicht von einigen ekelhaften Kommentaren in den sozialen Netzwerken überschattet, zu groß war die Freude der Fans, dass Killjoy und Raze nicht mehr länger nur in ihrer Vorstellung, sondern letzten Endes auch im tatsächlichen Spiel zueinander gefunden haben.
Quellen: YouTube / Arlen Gradovsky, Twitter / @VALORANT
Und danke fürs Aufmerksam machen auf den Link, ich schau mir das mal an!
Übrigends, der Link hier im Thread zur Kolumne führt auf die Kolumne-Übersichtsseite, aber nicht zum Text selber. Evtl. kann man das noch korrigieren, bzw. Sichergehen daß bei weiteren Texten der Link richtig gesetzt wird? Wahrscheinlich irgendwo noch ein kleiner Bug, vermute ich.
Upsili, ein kleines Malheurchen.
Na ja, in meinem nicht mehr ganz taufrischen Alter dauert's halt seine Zeit, bis ich mich an neue Konzepte gewöhnt hab.
Danke für die Aufklärung.
Und übrigens: Die Frage nach "Borderlands und queer" hätt ich mir mit etwas Hirnaktivität auch selber beantworten können, hab ich doch die romantische Orientierung von Hammerlock (spätestens) in Teil 3 kennengelernt - und fand das nicht mal so schlecht. Also dass es so subtil, organisch in die Erzählung eingewoben wird.
Aber wahrscheinlich bin ich mit meinem Stand der Dinge eh ein paar Jährchen Entwicklungszeit hinterher. Jedenfalls kann ich mich (außer TLoU P2) an kein gespieltes Spiel erinnern, dass sich LG-usw. auf die Fahne schreibt. Aber vielleicht ist das ja auch genau der Idealzustand: Dass man ein Spiel mit tauchenden Figuren spielt und die weltumspannende Illuminaten-und-Freimaurer-und-Attila-Hildmann-Agenda gar nicht mitbekommt.
Aber dann wieder hab ich mit LiS und Co. so gar nichts am Hut.
(Übrigens frag ich mich grad, wie wohl die Hatemail von Todesglubsch ausgesehen hätte angesichts der Meldung, dass in jedem schnulligen Text zukünftig gegendert wird. Gut für ihn, früher gegangen zu sein. )
Wie kommt's eigentlich, dass nur zwei Redaktionsmitglieder am Text beteiligt sind? Okay, Paul Radestock scheint allem Anschein nach nur noch mit dem Verfassen von "News" betraut zu sein. Aber was ist mit Sören Wetterau?
Ach ja, und im Prolog steht was von "Borderlands", was im Text dann an keiner Stelle erwähnt wird. Was hat's denn damit und LGTBQ auf sich?