War die Darstellung von LGBTQ-Charakteren in Videospielen in der Vergangenheit oft ein Spiegelbild von Stereotypen, hat sich das in den letzten Jahren Stück für Stück geändert. Statt plumpen Abziehbildern entstanden Charaktere mit Tiefgang, ihre Geschichten wurden realistischer und manche wurden sogar regelrecht ins Rampenlicht gerückt.
Angesichts dieser Entwicklung und des Pride Month 2024 haben wir uns in der Redaktion zusammengefunden, um jeweils unseren liebsten LGTBQ-Charaktere vorzustellen. Natürlich handelt es sich dabei nur um eine kleine Auswahl und keine definitive Liste – die Videospielwelt ist glücklicherweise mittlerweile deutlich bunter und vielfältiger geworden. Auch wenn noch immer viele Meter zu einer breiteren Aufstellung zu gehen sind, keine Frage.
Unsere liebsten LGTBQ-Charaktere: Jonas – Alear (Fire Emblem Engage)
Queere Themen in japanischen Videospielen sind oft eine kleine Wundertüte: Mal punkten sie mit exzellenter Repräsentation (Yakuza, Guilty Gear), mal fallen sie eher mit zweifelhafter Inklusion auf (Persona 3 und 5), mal werden sie einfach nur am Rande erwähnt (Pokémon). Zu den besseren Beispielen gehört auf jeden Fall die Fire Emblem-Reihe, die spätestens seit The Blazing Blade viele queere Charaktere umfasst.
Auch in Fire Emblem Engage, dem jüngsten Ableger von Nintendos Strategie-Franchise, finden schwule, lesbische oder bisexuelle Figuren ein Zuhause und werden durch den Hauptcharakter Alear kontextualisiert. Vor dem Start müsst ihr euch entscheiden, ob ihr Engage als Mann oder Frau durchlebt und das hat natürlich auch Auswirkungen auf eure romantischen Optionen im späteren Spielverlauf. Denn den anderen Figuren sind feste sexuelle Orientierungen zugeordnet: Manche sind hetero-, manche homo- und manche bisexuell, weshalb die Wahl eures Geschlechts bestimmt, wer sich als potenzielle Partner*in eignet.
All das lässt sich zwar auch schon über Byleth aus dem Vorgänger Three Houses sagen; Alear besitzt aber eine deutlich ausgeprägtere Persönlichkeit, weshalb sich seine beziehungsweise ihre Bisexualität auch nicht anfühlt wie eine reine Spielmechanik. Zusätzliches Lob gibt es für die Entscheidung, dass sich nicht jeder Charakter in Alear verguckt, sondern wirklich eine eigene sexuelle Orientierung zugeschrieben bekommen hat, was die queere Repräsentation herrlich natürlich und vielfältig macht.
Arlene – Rachel Amber (Life is Strange: Before the Storm)
Rachel Amber ist wohl einer der faszinierendsten Charaktere, deren Geschichte ich je in Videospiel-Form nacherleben durfte. Ihre unfassbare Anziehungskraft wird bereits im originalen Life is Strange deutlich und dass, obwohl Protagonistin Max ihr niemals selbst begegnet. Die Flyer mit ihrem Gesicht, welche sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel ziehen, wirken nach jeder einzelnen Betrachtung nochmal ein Stück bedeutungsschwerer. Trotz ihrer Abwesenheit hält sie Arcadia Bay weiterhin fest in ihrem Bann und schafft dadurch gleichzeitig eine Allgegenwärtigkeit, die es umso erstrebenswerter macht, ihre Geheimnisse endlich zu lüften.
Und wer Rachel in Life is Strange: Before The Storm dann tatsächlich kennengelernt hat, weiß, dass ihre Geschichte nicht enttäuscht. Ihren Charme spürt man vom Bildschirm aus über die Netzhaut bis tief in die eigenen Nervenbahnen. Dass Chloe und so viele andere ihrer Art hoffnungslos verfallen, wirkt absolut glaubhaft. Rachel brennt voller Leidenschaft, so wie das Feuer, welches sie heimsucht. Eine treffende Metapher, wenn man bedenkt, wie schnell die Welt um sie herum im Zuge ihrer Impulsivität in Flammen aufgeht. Rachel ist nicht einfach irgendein Love-Interest, dem Chloe hinterher trauern soll, sie ist komplex und hat ihre eigene Geschichte voller Euphorie und Tragik – sie fühlt sich echt an.
Aus diesem Grund zählt sie auch zu meinen liebsten LGBTQ-Charakteren, denn Repräsentation und die Darstellung fiktiver Figuren im Allgemeinen profitieren in jedem Fall von Facettenreichtum. Ob Rachel sich gelesen an ihrer Beziehung zu Chloe und zu Frank nun als bisexuell, pansexuell oder ähnliches identifiziert, wird nie ausgesprochen. Es scheint aber auch nicht relevant für sie oder ihre Verehrer*innen zu sein, dem ein strenges Label aufzudrücken.
Quelle: YouTube / Nintendo of America, Nathan Whittington
Und danke fürs Aufmerksam machen auf den Link, ich schau mir das mal an!
Übrigends, der Link hier im Thread zur Kolumne führt auf die Kolumne-Übersichtsseite, aber nicht zum Text selber. Evtl. kann man das noch korrigieren, bzw. Sichergehen daß bei weiteren Texten der Link richtig gesetzt wird? Wahrscheinlich irgendwo noch ein kleiner Bug, vermute ich.
Upsili, ein kleines Malheurchen.
Na ja, in meinem nicht mehr ganz taufrischen Alter dauert's halt seine Zeit, bis ich mich an neue Konzepte gewöhnt hab.
Danke für die Aufklärung.
Und übrigens: Die Frage nach "Borderlands und queer" hätt ich mir mit etwas Hirnaktivität auch selber beantworten können, hab ich doch die romantische Orientierung von Hammerlock (spätestens) in Teil 3 kennengelernt - und fand das nicht mal so schlecht. Also dass es so subtil, organisch in die Erzählung eingewoben wird.
Aber wahrscheinlich bin ich mit meinem Stand der Dinge eh ein paar Jährchen Entwicklungszeit hinterher. Jedenfalls kann ich mich (außer TLoU P2) an kein gespieltes Spiel erinnern, dass sich LG-usw. auf die Fahne schreibt. Aber vielleicht ist das ja auch genau der Idealzustand: Dass man ein Spiel mit tauchenden Figuren spielt und die weltumspannende Illuminaten-und-Freimaurer-und-Attila-Hildmann-Agenda gar nicht mitbekommt.
Aber dann wieder hab ich mit LiS und Co. so gar nichts am Hut.
(Übrigens frag ich mich grad, wie wohl die Hatemail von Todesglubsch ausgesehen hätte angesichts der Meldung, dass in jedem schnulligen Text zukünftig gegendert wird. Gut für ihn, früher gegangen zu sein. )
Wie kommt's eigentlich, dass nur zwei Redaktionsmitglieder am Text beteiligt sind? Okay, Paul Radestock scheint allem Anschein nach nur noch mit dem Verfassen von "News" betraut zu sein. Aber was ist mit Sören Wetterau?
Ach ja, und im Prolog steht was von "Borderlands", was im Text dann an keiner Stelle erwähnt wird. Was hat's denn damit und LGTBQ auf sich?