Drei in einem

Den klassischen Charakteraufbau eines Videospiels, also das Lernen und Verbessern unterschiedlicher Fähigkeiten, beherrscht es dafür umso besser. Immerhin bringt man Kazuma ständig neue Fähigkeiten bei, entweder durch eine Unterhaltung mit bestimmten Charakteren, das Bezahlen im Kampf verdienter Yen oder im Austausch gegen erzielte Erfolge.

Vielleicht weil Yakuza 0 nicht mehr die Geschichte von vier oder fünf Protagonisten erzählt, beherrscht Kiryu dabei drei sehr verschiedene Kampfstile, mit denen er sich schnell bewegt, härter zuschlägt oder wie ein mächtiger Koloss über Gegner walzt.

Und noch eine weitere Neuerung macht das Kämpfen eine Idee interessanter als bisher: Besondere Gegner, die zufällig durch die Straßen Kamurochos schlurfen, verlangen Kazuma alles ab, weil sie ihn im Handumdrehen um den kompletten Inhalt seiner Briefbörse erleichtern. Mr. Shakedown nennen sich die mächtigen Raufbolde, die nicht nur Kiryu, sondern auch anderen Passanten ihr Erspartes stehlen

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Zimperlich ging es auch in den 80er Jahren nicht zur Sache. © 4P/Screenshot

und die Beute immer und überall bei sich tragen. Besiegt man einen Mr. Shakedown, erhält man deshalb eine gewaltige Summe – eine interessante Herausforderung also, falls man nicht selbst gerade eine dreistellige Millionensumme in der Tasche hat…

Ach, ja!

Habe ich etwas vergessen? Eigentlich nicht. Alles Wichtige zum Spiel steht drin. Obwohl… nicht ganz. Denn natürlich ist da noch Goro Majima, der neben Kazuma Kiryu nicht weniger als die zweite Hauptrolle spielt. Seine Geschichte beginnt unabhängig von der seines späteren Kumpels in Sotenbori, einer fiktiven Version des Stadtteils Dotonbori in Osaka. Und tatsächlich ist die Handlung um Majima ähnlich interessant wie die um Kiryu.

Allerdings – und deshalb erwähne ich ihn erst jetzt: Spielerisch unterscheidet sich sein Alltag in Osaka praktisch nicht vom Tagesgeschäft in Tokio. Ich mag Sotenbori! Weil ich gute Erinnerungen an den nach wie vor besten Teil der Serie, Yakuza 2, hege, kehre ich gerne dorthin zurück, wo Kazuma die Polizistin Kaoru getroffen hat. Doch zum einen war dies schon in Yakuza 5 möglich und zum anderen nutzt Sega den zweiten Schauplatz lediglich als Tapetenwechsel. Inhaltlich ist er im Grunde überflüssig.

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Eine interessante Geschichte erlebt auch Goro Majima in Osaka. © 4P/Screenshot


Immerhin bewegt sich Majima aber mit seinen drei Kampfstilen ganz anders als das Gesicht der Serie und das ist eine erfrischende Abwechslung. An dieser Stelle gehen mir allerdings auch schon die Worte aus, weil mir partout keine weiteren nennenswerten Unterschiede einfallen. Majima, der in Osaka einen edlen Hostessen-Club führt, brilliert sogar in ähnlich hochwertigen Filmszenen wie Kiryu – teilt sich mit ihm aber alle erwähnten Schwächen der Charakterzeichnung und erlebt ähnlich oberflächliche Nebenmissionen.

Und so bestätigt er nur, was mir spätestens seit Teil vier der Serie Gewissheit ist: So sehr ich es liebe, alle paar Jahre in die lebendige Welt von Yakuza zurückzukehren, so verbraucht wirkt dieses Erlebnis heute.

  1. Spiritflare82 hat geschrieben: Das Game ist übrigens der totale Retro Knaller- altbacken ohne Ende mit richtig guter Story, absolut witzigen und beknackten Nebenmissionen und einer Portion Oldschool Brawler
    Finde die Nebenmissionen und die Mini-Games leider eher fad. Teilweise bringen sie mich in Ansätzen zum Schmunzeln (die Nebenmissionen) aber meistens nerven die.

  2. rDy2Die hat geschrieben:Die Yakuza Reihe gibt es locker 15 Jahre länger als GTA wie kann das Spiel dann bitte ein GTA Verschnitt aus?
    Wenn dann ist GTA der Verschnitt.
    Laut meinen Recherchen ist GTA älter. Ist für diese Diskussion aber egal, weil man es dennoch nicht vergleichen kann.
    EDIT: GTA 3 (2001), Yakuza PS2 (2005)

  3. 4P|Benjamin hat geschrieben:[
    und die "albernen" Sidequests eigentlich schon immer dazu gehörten?
    Darauf geht der Text sogar recht deutlich ein.
    Das die albernen Nebenmissionen schon immer dazu gehören, macht sie für mich nun mal nicht besser. Wie beschrieben: Die Spielewelt hat sich in den vergangenen zehn Jahren gerade erzählerisch stark entwickelt - Yakuza tritt allerdings auf der Stelle. Ich mag es trotzdem, sehe aber nicht, weshalb das nicht kritikwürdig sein sollte.

    Komsich, die absolut beschissenen, seelenlosen Nebenquests bei anderen SPielen (FF XV!!!) fallen kaum ins Gewicht, während die liebevoll erzählten bei Yakuza 0 schlecht sein sollen?! Wo genau gibt es denn bessere Nebenquests als hier? In CRPG´s vielleicht, aber die leben auch davon. Die Spielewelt hat sich eben nicht weiter entwickelt in der Hinsicht, sonst würden Spiele wie Final Fantasy XV mit seinen p2w MMO Level Quests keinen Award kriegen.
    Jeder einzelne Nebenquest hier war erinnerungswürdiger als die gesamte Story von FFXV, Mafia 3 usw.
    Abgesehen von Witcher 3 die besten die ich kenne.
    4P|Benjamin hat geschrieben:
    Melcor hat geschrieben:Amerikanische Jugendsprache von '88 ist vom Japanischen Original genauso weit entfernt wie die Jugendsprache von heute.
    Richtig, aber sie würde die Texte zumindest in der richtigen Zeit verorten.
    Dem zufolge könnte ich mich auch darüber aufregen, dass im Witcher 3 die Synchro nicht Mittel-Hoch Deutsch ist.
    DitDit hat geschrieben:
    Spiritflare82 hat geschrieben:
    Würde auch jedem der Persona und co gutfindet empfehlen hier unbedingt mal reinzuschauen- denn letztendlich ist Yakuza auch eine Art von klassischem JRPG, nur halt mit Straßenkämpfen anstelle Rundenbasiertem Kämpfen...
    Für das was es tut wäre es für mich persönlich locker ein 85%+ Spiel, aber das liegt halt im Auge des Betrachters
    überzeugt
    gekauft
    :D
    also nach dem test war ich ja echt skeptisch ob ich mich drann trauen soll weil ich auch kein fan von open world games bin aber nachdem ich die kommentare...

  4. Mein erstes Yakuza Spiel, weil ich letzte Gen nur ne 360 hatte und auf der PS2 ging die Serie irgendwie an mir vorbei...
    Hammer!!! bin hin und weg. Kann mich nicht erinnern, wann mir ein Spiel das letzte Mal ein debiles Dauergrinsen ins Gesicht gezaubert hat. Diese charmant-dämlichen Side-Quests düpieren sogar die Witcher 3 Quests in Sachen Unterhaltungswert (mein bisheriger Favourite: die Sekte, lol) und das Kampfsystem macht richtig Laune, weil es brutal aber nicht typisch westlich brutal ist. Ne Orange in dem Mund eines auf dem Boden liegenden Gegners zu zertreten ist schon stylisch :lol:
    Mir ist auch aufgefallen, dass diese typisch japanischen Spar-Dialoge (also mit Text, weniger Animation, dafür Laute)
    teilwiese besser kommen, als wenn man versucht schlechte Schauspieler zu imitieren, wie es oft in westlichen AAAs der Fall ist. Nach Gravity Rush 2 die zweite schöne Überraschung so früh in diesem Jahr :P

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