Zum Glück finden sich bessere Ansätze in den Team-Spielen, bei denen verschiedene Aufgaben auf die zwei Gruppen warten: Beim Chor scharen sich z.B. alle Teammitglieder um das GamePad und singen gemeinsam in das Mikrofon des Controllers. Eins-gegen-Eins-Duelle stehen ebenfalls auf dem Plan. Selbst einen neutralen Zuhörer darf man bemühen, der Bonuspunkte an die Teams verteilt. Natürlich darf man auch unabhängig der Teamspiele zu zweit gegeneinander oder miteinander trällern – sei es in Form eines Duetts mit abwechselnden Passagen oder mit kompletten Gesangsspuren für beide Sänger. Selbst ein Harmonie-Modus für zweistimmiges Singen wird bei manchen Liedern angeboten.Trotzdem ist man bei anderen Karaoke-Vertretern wie We Sing! schon weiter, denn hier lassen sich bereits bis zu vier Mikrofone anschließen. Immerhin gibt es auch einen Übungsmodus, in dem man ausgewählte Passagen einstudieren und seine Darbietung perfektionieren kann. Neben den normalen Versionen stehen außerdem verkürzte Varianten der Songs zur Wahl, falls es mal schneller gehen soll. Leider steht nur
ein Schwierigkeitsgrad zur Verfügung und auch Medleys wie bei SingStar gibt es hier leider nicht. Ebenso vermisst man Community-Features, die vor allem bei Sonys Karaoke einen hohen Unterhaltungs- und Stellenwert einnehmen. Nintendo verpasst diese Chance: Es werden weder Videoschnipsel gedreht oder Fotos geschossen noch Audio-Aufnahmen der eigenen Performance festgehalten – und das, obwohl die Möglichkeiten des GamePads regelrecht nach solchen Funktionen schreien. Nur Mitteilungen über das Miiverse lassen sich teilen; direkte Online-Gesangsduelle sucht man vergeblich.
Der Mix macht’s!
Dafür hat man sich andere Dinge überlegt, wie man den Controller sinnvoll ins Spiel integrieren kann – meist mit Erfolg. So lassen sich z.B. ohne Unterbrechung weitere Songs zur persönlichen Playlist hinzufügen. Die coolste Funktion ist allerdings der Echtzeit-Mixer: Über Schieberegler lässt sich nicht nur die Lautstärke des Mikros und ein Hall-Effekt einstellen; auch die Gesangs- und Instrumentalspur lässt sich bei vielen Songs getrennt anpassen. Dadurch wird „echtes“ Karaoke ohne den Original-Interpreten möglich. Umgekehrt könnte der Titel auch für Remix-Künstler interessant sein, da man auf Wunsch der isolierten Gesangsspur lauschen kann, die man für die eigene Weiterverarbeitung problemlos aufnehmen und editieren könnte.
Leider ist Nintendo hier inkonsequent, denn die vollen Mixerfunktionen stehen nicht bei allen Songs zur Verfügung. Bei einigen Tracks – so z.B. Satellite oder Flashdance – lässt sich nur die Gesamtlautstärke festlegen. Möchte man also den Gesang dämpfen, regelt man automatisch auch die instrumentale Begleitung runter. Schade, dass man hier keine einheitliche Linie realisiert hat. So ist es reine Glückssache, ob man die ausgewählten Songs im echten Karaoke-Modus ohne Lead-Sänger trällern kann oder nicht.
Image ist alles
„Huh, was war das denn? Da fehlt doch was!“ Dieser Gedanke wird einem zwischendurch immer wieder durch den Kopf schießen. Warum? Weil bei einigen Songs bestimmte Wörter des Textes einfach ausgeblendet werden. Zensur in Musikspielen ist nichts Neues – man denke nur an Band Hero, wo zugunsten der Familientauglichkeit sogar das Wort „Whiskey“ aus dem Klassiker „American Pie“ herausgeschnitten wurde. Nintendo treibt es aber auf die Spitze: Dass Begriffe wie „Dick“ oder „Fuck“ stumm geschaltet werden, kann ich im Ansatz vielleicht noch nachvollziehen. Aber „Sex Machine“ aus Queens „Don’t stop me now“ oder das Wörtchen „damn“ (verdammt) aus Nickelbacks „How You Remind Me“? Ernsthaft? Das erscheint mir doch ein bisschen übertrieben. Aber Nintendo würde wahrscheinlich sogar bei Kinderliedern Gründe suchen und finden, um zur Schere zu greifen. Ich kann angesichts dieser übertriebenen Zensur nur mit dem Kopf schütteln…
Kann man denn wenigstens die Musikauswahl über einen USB-Stick erweitern, so ist da irgendwie nicht viel brauchbares dabei.
Wer es braucht...
Ich finde die Musikauswahl übrigens nicht besonders berauschend, oder gar vielseitig. Denn zum einen hat man viele der Titel schon hundertmillionenmal irgendwo gesungen, oder es ist halt absoluter Pop Mainstream. Da von einer breit gefächerten Musikauswahl zu sprechen, ist wirklich nur von einem Videospielredakteur zu erwarten.
Ansonsten bietet dieser Titel keinen Mehrwert, wenn man schon SingStar sein eigen nennt, zumal es da mit 80s, Solokünstlern, Schlagern, Apress Ski, Rock oder Toten Hosen Specials etc. schon das ein oder andere interessantere Packetchen gibt.