[GUI_PLAYER(ID=91697,width=400,text=Ein gewisser Fremdschäm-Faktor gehört bei Promo-Videos zu Karaoke-Spielen einfach dazu.,align=left)]Beim Spielprinzip steht man den Mitbewerbern natürlich in nichts nach: Passend zur Musik erscheint der entsprechende Text der Songs auf dem Bildschirm. Dabei sind vor allem Kraft und die richtige Tonhöhe für eine gute Bewertung entscheidend. Wer nur leise ins Mikrofon piepst und / oder schief singt, darf keinen Punkteregen erwarten. Schön ist, dass hier auch der Ausdruck in die Bewertung mit einfließt – wenn auch nur minimal. Dadurch muss man sich nicht starr an die Original-Vorlage halten, sondern darf sich mit gekonnten Improvisationen wie Zwischentönen oder einem Vibrato bei langen Tönen einen kleinen Bonus verschaffen.
Bisher darf man ausschließlich kabelgebundene USB-Mikrofone verwenden. Dabei spielt es keine Rolle, ob man das mitgelieferte Mikrofon mit seiner großzügigen Kabellänge oder Modelle anderer Hersteller (z.B. Logitech oder Guitar-Hero-Peripherie) verwendet. SingStar und Lips sind diesbezüglich weiter: Hier kommen kabellose Mikrofone zum Einsatz; im Falle von Lips sogar mit eingebauten Bewegungssensoren, mit denen das Spielprinzip noch etwas erweitert wurde. Zudem durften dort weitere Spieler dem singenden Duo mit dem Standard-Controller unter die Arme greifen und die Songs durch einfaches Knöpfedrücken instrumental begleiten.
Diese Idee greift auch Nintendo auf: Sowohl mit dem GamePad als auch zwei weiteren Remotes bekommt man Zugriff auf Percussions und andere Instrumente, die je nach Song und Abschnitt automatisch dem Bewegungen, Knöpfen und Touchscreen-Berührungen zugewiesen werden. Eine nette Ergänzung, mit der auch die „Nicht-Sänger“ bei Laune gehalten werden, anstatt sie zu rein passiven Zuhörern zu machen.
Umfangreiche Songauswahl
Während die Konkurrenz in der Regel nur zwischen 30 und 40 Tracks auf die Disk packt, zeigt sich Nintendo spendabel: Um die 50 Songs werden in Sing Party geboten! Dabei reicht die Auswahl von halbwegs aktuellen Hits wie „Call Me Maybe“ und „Jar of Hearts“ bis hin zu Klassikern wie „I Will Survive“ oder „YMCA“. Schön auch, dass ein breites Spektrum an Stilrichtungen abgedeckt wird. Egal ob Dance-Nummern wie Rihannas „Only Girl in the World“, Pop-Songs wie „Mercy“ (Duffy) oder rockige Klänge im Stil von Fleetwood Mac oder Queen, egal ob Ballade (z.B. Alone: Heart), Oldie (z.B. The Monkees: Daydream Believer) oder Partymucke (LMFAO: Party Rock Anthem): Wer einen breit gefächterten Musikgeschmack hat, findet hier kaum ein Stück, bei dem er nicht gleich mitsingen würde. Okay, Justin Bieber lassen wir mal außen vor… Im Gegensatz zu Sony und Microsoft legt sich Nintendo übrigens nicht den übertriebenen Deutsch-Zwang auf, denn bis auf unser Grand-Prix-Sternchen Lena („Satellite“) haben hier alle Künstler internationales Format. Weitere Songs sollen als DLC über den eShop folgen, doch leider hat man es versäumt, ein Pendant zum „SingStore“ zu entwickeln, das direkt über das Spielmenü zugänglich gemacht wird. So muss man immer den Umweg über den allgemeinen Online-Shop gehen.
Allerdings gibt es noch mehr Wermutstropfen an Nintendos Karaoke-Front: Während die Konkurrenz zu den Songs meist die entsprechenden Original-Musikvideos serviert, verzichtet Sing Party komplett auf die Clips und bringt stattdessen langweilige Muster und Formen auf den Bildschirm, die nichts mit den Stücken zu tun haben. Wenn schon keine Musikvideos, hätte man sich wenigstens die Mühe machen können, passende Choreographien im Stil von Just Dance 4 anzubieten. Nur im aufgesetzt wirkenden Partymodus hampeln auch mal Figuren über die Mattscheibe und die Präsentation wird an den Song angepasst, damit auch Zuschauer beim Refrain mitgrölen können oder zur Luftgitarren-Performance gebeten werden. Auch der GamePad-Spieler, der exklusiv den kompletten Songtext auf dem Bildschirm des Controllers zu sehen bekommt, wird zusätzlich über Einblendungen immer wieder dazu aufgefordert, die anderen mit dämlichen Sprüchen wie „Jetzt alle im Takt!“ oder „Na los, Leute!“ zum Mitmachen zu animieren oder selbst bestimmte Posen beim Singen einzunehmen. Irgendwie wirkt es wie der verzweifelte Versuch, auf einer Beerdigung Partylaune verbreiten zu wollen… Modi wie „Gib das Mikro weiter“ oder die Minispiele von Lips sorgen jedenfalls für deutlich mehr Gruppenspaß.
Kann man denn wenigstens die Musikauswahl über einen USB-Stick erweitern, so ist da irgendwie nicht viel brauchbares dabei.
Wer es braucht...
Ich finde die Musikauswahl übrigens nicht besonders berauschend, oder gar vielseitig. Denn zum einen hat man viele der Titel schon hundertmillionenmal irgendwo gesungen, oder es ist halt absoluter Pop Mainstream. Da von einer breit gefächerten Musikauswahl zu sprechen, ist wirklich nur von einem Videospielredakteur zu erwarten.
Ansonsten bietet dieser Titel keinen Mehrwert, wenn man schon SingStar sein eigen nennt, zumal es da mit 80s, Solokünstlern, Schlagern, Apress Ski, Rock oder Toten Hosen Specials etc. schon das ein oder andere interessantere Packetchen gibt.