Komplexer als gedacht

Zudem warten ständig neue Ereignisse und Überraschungen, die allesamt sinnvoll mit den übrigen Mechaniken verknüpft sind. Übermäßiges Training an einem Gerät zeigt irgendwann keine Wirkung mehr, so dass man wechseln muss. Läuft man mit zu viel Geld durch die Gegend, weil man seine Garage mit neuen Trainingsgeräten auszustatten, anstatt den kostenpflichtigen sowie Zeit sparenden Bus zu nehmen, kann es sein, dass man überfallen wird. Daraufhin hat man die Wahl, ob man einen Fluchtversuch unternimmt, das Geld übergibt oder einen Kampf auf sich nimmt. Man lernt Figuren kennen, mit denen man sich anfreunden kann und die neue Aktivitäten öffnen. Doch um die Freundschaft oder gar Romanzen zu pflegen und die Annehmlichkeiten wie z.B. effektiveres Training mit einem Sparringspartner zu genießen, muss man irgendwo anders Zeit und Energie abzwacken. Man kann Überfälle im Lieblingssupermarkt verhindern. Man muss sich in der Kampfliga innerhalb eines bestimmten Zeitraums für das nächste Duell einschreiben, da man sonst Gefahr läuft, in der Rangliste heruntergestuft zu werden.

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Man kann auch an illegalen “Ultimate Fights” teilnehmen – mit erhöhtem Verletzungsrisiko. © 4P/Screenshot

Später kommen u.a. noch Möglichkeiten für illegale „Ultimate Fights“ hinzu, bei denen man höhere Gewinne einstreichen kann, die aber auch eine größere Verletzungsgefahr bergen. Und mit einem angebrochenen Bein sind alle Trainingsoptionen, bei denen man stehen muss, ineffektiver. Sprich: Es fällt schwerer, sich auf den nächsten regulären Kampf vorzubereiten. Die Möglichkeiten, sich in der eigentlich nicht mal so großen, aber dennoch komplexen Welt von Punch Club zu verlieren, sind enorm. Man muss ständig Kompromisse eingehen und etwas, das man sich vorgenommen hat, für etwas spontan  Aufgetauchtes links liegen lassen. In den knappen Dialogen warten ebenfalls einige Konsequenzen und bei alledem darf man nicht vergessen, dass man langfristig seinen Vater rächen und sein eigenes kleines Trainingszentrum aufbauen möchte. Obwohl alles weitgehend sinnvoll miteinander verbunden ist, stellt sich trotz aller eingestreuter Überraschungen mittelfristig eine gewisse Redundanz ein, die im Zeitmanagement langfristig zudem von Grind begleitet wird. Trotz Entscheidungen oder Ereignissen läuft das Leben von Chuck irgendwann in einer Art Routine-Schleife, über die auch die unzähligen Anspielungen auf Filme oder Serien der 80er/90er Jahre nicht hinweg trösten können.

Der Kampfsport-Manager

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Man kann sehr viele Fähigkeiten erlernen und dann im taktischen Kampf einsetzen. © 4P/Screenshot

Dafür jedoch sorgen die Kämpfe für Spannung und eine überraschende taktische Tiefe. Die Inszenierung könnte zwar etwas dynamischer sein. Doch was die beiden an ihrer Position verharrenden Kontrahenten dennoch mit einfachen Mitteln an Intensität aufbauen, kann sich sehen lassen. Vor jeder Runde gibt man Chuck aus seinem stetig wachsenden Repertoire an Optionen bis zu einem halben Dutzend Vorgaben mit auf den Weg, die dann von der KI mal gut, mal weniger gut umgesetzt werden. Fokus auf schnelle Jabs kann bei schwerfälligen Gegnern im Zusammenspiel mit Ausweichfokus für Erfolg führen. Oder stellt man fest, dass der Kontrahent nur noch wenig Ausdauer besitzt, stellt man um und packt schwere Tritte in die Auswahlschleife. Mit den später hinzukommenden Spezialisierungen und Perks hat man eine erstaunliche taktische Bandbreite zur Verfügung, um sich auf die jeweiligen Gegner einzustellen, während man auf die eigene Ausdauer und natürlich die Gesundheit achten muss.

Allerdings muss man auch das Vertrauen in die KI haben. Denn Chuck versucht zwar, die taktischen Vorgaben umzusetzen. Doch manchmal entwickelt er auch ein unvorhergesehenes Eigenleben. In einer Runde hält er sich an die Anweisungen, weicht vielen gegnerischen Angriffen aus und platziert selbst clevere Nadelstiche. In einer anderen wird er übermütig und setzt weniger auf Ausweichen bzw. Konter, sondern greift unvermutet mit einer schnellen Kombo an, während er die Deckung fallen lässt. Diese Unberechenbarkeit in den Kämpfen ist Fluch und Segen

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Bei vielen Ereignissen hat man Auswahlmöglichkeiten, muss aber in jedem Fall mit den Konsequenzen leben. © 4P/Screenshot

zugleich. Zum einen fühlt man sich dadurch manchmal wirklich wie Mickey Goldmill, als er in Rocky 3 mitansehen muss, wie sein Schützling von Clubber Lang nach allen Regeln der Kunst vermöbelt wird. Und man freut sich diebisch, wenn man einen vermeintlich verlorenen Kampf durch die richtigen Taktikjustierungen doch noch herum reißt. Andererseits jedoch wirken die im Hintergrund ablaufenden Rechenspielchen manchmal etwas willkürlich. Doch nachdem ich seit Jahren die Kämpfe von UFC, Bellator und seit jüngerer Zeit auch Invicta verfolge, in denen man sich auch auf nichts bzw. nur wenig  verlassen kann, hat Punch Club diese Unberechenbarkeit gut eingefangen.

  1. Da das Spiel diese Woche für die Playstation rauskommt (jetzt bin auch ich die Zielgruppe :)), die letzten User-Reviews auf Steam hinsichtlich Grinding vernichtend sind (bei immernoch sehr gutem Durchscnitt), buddel ich den Test hier nochmal aus.
    Es liest sich auf Steam so, als wäre das Grinding noch schlimmer geworden, als es hier beschrieben wird.
    Kann da jemand einen aktuellen Stand geben, wieviel Spaß das Spiel aktuell macht, wenn man es "durchspielen" will?

  2. Es ist halt im Herzen eine Sim und im Grunde geht es nur darum, dir deinen Tag so optimal einzuteilen dass du am Ende nichts vernachlässigst und genug trainieren kannst. aber ja, zum Ende hin ist es wirklich sehr haarig, aber da man theoretisch fast unendlich viel Geld bekommt, kann man sich soviel Kaffee und Energy Drinks reinschütten, das man eh nur noch im Notfall schlafen geht. Den Abzug am Tagesende finde ich aber auch einen Ticken zu krass.

  3. Punch Club macht sehr viel Spaß das einzige was mich einfach nur ankotzt ist das man nach jedem im Spiel
    vergangenen Tag seine Stärke / Ausdauer / Geschick Werte verliert die man sich antrainiert hat.
    Das ist einfach nur kompletter schwachsinn und hat es mir zumindest unmöglich gemacht höher
    als 18 Punkte auf meinen Primär Wert zu bekommen was schon sau schwer genug war.
    Man schafft es nur mit unmengen Kaffee oder anderen Mitteln um den Schlaf zu unterdrücken.
    Und wenn man diesen Liebes Buff von der Freundin hat. Der Tag geht schnell rum und da man jedes
    mal Punkte verliert hat man kaum eine Chance.
    Es wäre noch Ok gewesen seine Werte vielleicht nach 4-5 Tagen zu verlieren.
    Bis auf diese Sch....ße.. hat alles gut funktionert.
    Habe 300 tage gebraucht für das Ende.

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