Einstürzende Neuboxen

Spielergesichter hui, Gesänge pfui: Die Schlachtrufe sind eintönig und hallen mechanisch.

Barca! Barca! Barca! Barca! Barca! Auswärtssieg! Auswärtssieg! Auswärtssieg! Auswärtssieg! Wie oft kann man sich das in einer hallenden Endlosschleife anhören? Konami enttäuscht gerade in diesem für die Atmosphäre so wichtigen Bereich mit Stillstand – FIFA 11 ist um Klassen besser, wenn es um Fangesänge und Stadionatmosphäre geht. Und das ist kein Lizenzproblem und auch kein Kommentatorenproblem, das man auf Knopfdruck abschalten kann. Denn wenn ich diese Kulisse abstelle, verliert ein Fußballspiel gerade in der Karriere an Reiz. Natürlich kann ich eigene Sounds hochladen oder mich auf Fanseiten nach kompletten Dateien umschauen, aber diese akustische Arbeit muss ein Entwickler im Vorfeld leisten! Hier sollten die Japaner für das nächste Spiel mehr Zeit investieren als in einen Editor, mit dem ich jetzt eigene Stadien entwerfen kann.

Immerhin liegen die Japaner im Bereich der Gesichter wieder vor FIFA 11: Die Profis sehen ihren Vorbildern unheimlich ähnlich, vor allem in den Katakomben und bei den Zeitlupen, die übrigens von einer ruhigeren Kamerafahrt profitieren. Allerdings sieht man auch immer wieder dieselben Katakomben und man vermisst vor allem in der angeblich “runderneuerten” Karriere “Werde zur Legende” immer noch eine Dramaturgie. Zwar bekommt der selbst erstellte Profi diesmal Feedback von seinen Kollegen in der Umkleidekabine und es gibt einen Trainer, der Schwerpunkte wie “rechter Flügel” setzt, den man möglichst bespielen sollte.

Karriere ohne Dramatik

Moment, da fehlt doch etwas? Richtig: Der Trainer hat kein Gesicht! Die Karriere wurde nur leicht verbessert…

Aber warum hat der Trainer keinen Kopf? Warum gibt es keine Sprachausgabe? Wo bleiben Anschiss und Schulterklopfen? Warum bekommt man vor Spielbeginn an einem Taktikbrett (!) nur einen Satz als Strategie und in der Halbzeit nicht mal ansatzweise Feedback? Gerade in dieser Pause erwartet man als aufstrebender Profi im Alter von 17 ein paar Takte vom Trainer. Warum kommt es während des Spiels nicht zu taktischen Anweisungen? Auch in FIFA 11 bleibt die Profikarriere zwar eine Baustelle mit offenen Wünschen, aber da macht sie etwas mehr Spaß, weil man auch über die Leistungsübersicht mehr Feedback bekommt.

Meinen Profi kann ich allerdings auch in der Meisterliga verwenden. Da bleibt nahezu alles beim Alten, bis auf eine wesentliche Neuerung: Man kann sie endlich online spielen! Es ändert sich bis auf unterschiedliches Startbudget nicht viel: Man muss seinen Verein wirtschaftlich führen, auf Transfers und auslaufende Verträge achten, Training und Taktiken festlegen und natürlich gut mit seinem Team spielen, um möglichst aufzusteigen.

Allerdings spielt man hier online gegen andere Vereine und je hochkarätiger der eigene Kader ist, desto mehr muss man für so eine Begegnung zahlen. Hier muss man also auf die richtige Balance zwischen Qualität der Mannschaft und Ausgaben für

…immerhin gibt es jetzt Anweisungen, welchen Bereich des Platzes man bespielen soll, um Punkte zu ergattern.

Spiele achten, die in der Offline-Meisterliga natürlich kostenlos sind. Leider können wir an dieser Stelle nicht einschätzen, wie sich das auf lange Sicht auswirkt. Wir konnten dem Netzcode erst seit heute aktiv auf den Zahn fühlen und er ist sowohl auf den Konsolen als auch PC sehr solide; leider muss man sich auf dem Rechner einer langwierigen Regisitrierungsprozedur unterwerfen. Wer es online gemütlicher als in der Meisterliga oder Ranglisten mag, kann seine eigene Community gründen und nur mit Freunden spielen, wobei die Statistiken aufgezeichnet werden.

Der Kampf um Lizenzen

Konami holt bei den Lizenzen endlich wieder etwas auf: Im Gegensatz zum Vorjahr sind sowohl der FC Bayern als auch Bremen als deutsche Mannschaften dabei. Hinzu kommen viele englische, italienische und spanische Clubs, die im Champions League-Modus mit originalen Namen ihre Aufwartung machen; außerdem sind die deutsche, englische, holländische, italienische und portugiesische Nationalmannschaft komplett integriert. Und erstmals ist die komplette Copa Libertadores mit all ihren südamerikanischen Vereinen dabei. Wer das Ganze auffüllen will, muss nicht ganz von vorne anfangen, sondern kann editierte Datensätze des Vorgängers hochladen und diese anpassen.  

  1. Ich stimme el caracho zu: PES 2011 ist in der Fachpresse deutlich zu schlecht bewertet worden und konnte damit nie die Käufergunst einheimsen.
    Serh schade uns absolut nicht gerechtfertigt. Denn gegenüber 2010 hat man hier deutliche Fortschritte im Gameplay gemacht, die PES 2011 nahe an ein Referenzniveau hieven.
    Ich kann mich noch erinnern: Gamescom in Köln 2010.
    Entsetzte Gesichter bei dem FIFA 11 Stand "ist das jetzt 10 oder schon 11" fragten sich viele laut. Und dann lese ich in der Fachpresse "fein und bewusst weiterentwickelt" - ja verdammt nochmal, und dafür haben die ein ganzes Jahr gebraucht? Die Verbesserungen hätten nach 3 MOnaten als update angeboten werden können so überschaubar waren die!!!
    Versteht micht nicht falsch, ich habe FIFA10 deutlich vor PES 2010 gesehen und entsprechend PES 2010 ausgelassen und mir viele ONline Matches mit FIFA 10 gegönnt.
    Aber in der 11er Serie geht der Topf ganz klar an Konami! Ich finde es ignorant, dass man das nicht anerkennt. Nach objektiven(!) Gesichtspunkten ist PES 2011 die deutlich bessere Fussballsim und wird meiner Meinung nach nur so deutlich abgestraft weil EA und die Bundesliga sich in Lizenz-Fäustchen lachen....

  2. Platinkicker, Goldtore und quikende Ferkel?
    Sachma Jörg, bist du bescheuert? So einen Rotz habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Und ich kenne immerhin all deine Kolumnen.
    DdCno1: Dafür gibt es eine gelbe Karte. Grund: Persönlicher Angriff (Kritik wäre kein Problem).

  3. Ein halbes Jahr PES 2011 exzessiv (und FIFA 11 desöfteren) gezockt; ich fühle mich verpflichtet zu schreiben, dass das Spiel überragend ist und in der Presse viel zu schlecht weggekommen ist. Für mich ist es das beste PES aller Zeiten.
    Wenn man sich die Zeit nimmt und sich auf das Spiel einlässt, entwickelt sich mMn die packendste Fußball-Simulation, die die Videospielewelt bis dato gesehen hat. Was auf dem echten Platz funktioniert, lässt sich auf den digitalen Bolzplatz übertragen; mehr Auszeichnung kann es für eine Simulation nicht geben.
    Der "manuelle" Ansatz, den PES 2011 verfolgt, ist genau richtig. Ich hoffe Konami bleibt dabei und erliegt nicht der Versuchung, einen Casual-Kick draus zu machen.
    I like FIFA, aber auf die lange Distanz gerade im 2 vs. 2 kommt es an PES nicht vorbei. Mein Gott, was haben wir für Matches erlebt! Dramatik pur. Bravo Seabass, weiter so.

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