Aufträge und Abstriche
[GUI_STATICIMAGE(setid=92739,id=92658327)]
Einige der Aufträge sind ziemlich knifflig, dafür ist die Belohnung entsprechend verlocken. Der Aufwand lohnt sich! © 4P/Screenshot

Abseits der Hauptmissionen warten im Versteck dann noch ein paar Aufträge auf euch, für deren Abschluss praktische Personas oder wertvolle Wachstumspunkte winken. Die Spezialschlachten erfordern mitunter feste Teammitglieder oder enge Siegbedingungen: Ihr müsst seltene Güter per Nahkampfangriff ins Ziel befördern, während ihr euch durch das Kreuzfeuer bewegt, oder alle Gegner in einem einzigen Zug ausschalten – gerade letzteres verlangt extrem genaue Planung, bei einem einzigen Fehltritt ist direkt Neustart angesagt. Dadurch verwandeln sich die strategischen Schlachten zu knackigen Kopfnüssen, was eine nette Abwechslung zu den normalen Kämpfen während der Story darstellt, bei den wirklich straffen Vorgaben aber auch zu Frust führen kann. Falls ihr bei einem Auftrag partout nicht weiterzukommen scheint, schaut später noch einmal vorbei, wenn euch mehr Fähigkeiten im Talentbaum oder Personas zur Verfügung stehen.

 

Während ihr immer noch genug Zeit im Velvet Room verbringen könnt, um euch so gut wie möglich für die nächsten Missionen mit starken Personas zu rüsten und das Bewältigen der Aufträge sowie das sinnvolle Ausbauen der Talentbäume ebenfalls gut beschäftigt, wurde das Vertiefen der persönlichen Beziehungen aus dem Spiel gestrichen beziehungsweise durch nettes, aber belangloses Geplänkel mit den Teamkameraden ersetzt. Die Gespräche drehen sich häufig um die aktuelle Situation innerhalb der Geschichte und tasten ab, wie die Beteiligten mit dem Szenerie-Wechsel oder möglichen Wendungen zurechtkommen, wenn sie sich nicht mal wieder auf Neckereien und auflockernde Scherze beschränken. Dafür hat Tactica die Komfortfunktionen beim Lesen aus Persona 5 im Gepäck: Ihr könnt euch zurücklehnen und den Figuren beim Sprechen zuhören, während die Texte am unteren Bildschirmrand bei beendeten Sätzen einfach weiterspringen.

 

[GUI_STATICIMAGE(setid=92739,id=92658334)]
Auch wenn Beziehungen nicht mehr im Vordergrund stehen, sind die vorhandenen Dialoge durchaus unterhaltsam – auch wegen der ausdrucksstarken Mimik. © 4P/Screenshot

Das ist allerdings nicht immer hilfreich, denn selbst die Gespräche in der Hauptstory sind bedauerlicherweise nicht alle vertont, was besonders schade ist, weil glücklicherweise wieder alle bekannten Synchronsprecher aus Persona 5 am Start sind, um den Phantomdieben auf Englisch und Japanisch ihre Stimmen zu leihen. Solltet ihr einmal zu schnell den Text wegklicken oder mit den Gedanken abschweifen, könnt ihr verpasste Passagen im Journal jederzeit noch einmal nachlesen oder anhören – ein wirklich praktisches Feature, das jedes Spiel mit einer hohen Textdichte besitzen sollte. Über die Handvoll Rechtschreibfehler oder fehlende Satzzeichen, die durch die Qualitätskontrolle gerutscht sind, lässt sich leicht hinwegsehen.

 

Schwerwiegender dürfte für viele da schon der Umstand sein, dass man sich abseits der Kämpfe ausschließlich in den erwähnten Menüs bewegt: Es gibt keine Möglichkeiten, frei durch die Spielwelt zu laufen, alles findet entweder auf dem Schlachtfeld oder im Versteck statt, wo ihr zwischen den verschiedenen Reitern hin- und herschaltet. Angesichts der deutlich strafferen Spielzeit keine fatale Entscheidung, aber wer auf ähnlich entspannte Erkundungstouren gehofft hat, wie sie die Spaziergänge durch Shibuya in Persona 5 geboten haben, dürfte das vermutlich als herben Dämpfer erachten.

 

Pointierte Präsentation mit Chibi-Charme

[GUI_STATICIMAGE(setid=92739,id=92658333)]
Bei solch malerischen Menüs verzeiht man es Persona 5 Tactica beinahe, wieviel man sich in denselbigen aufhält. © 4P/Screenshot

In Sachen Optik sorgte schon die Enthüllung von Persona 5 Tactica für eine gespaltene Spielerschaft und deftige Debatten, denn die Phantomdiebe haben seit Persona 5 eine ziemlich drastische Veränderung durchgemacht. Große Augen, keine Nasen: Alle Figuren wurden in Chibi-Charaktere verwandelt, die trotz des simplifizierenden Schrumpfserums die unverkennbaren Details ihrer ursprünglichen Designs beibehalten haben. Das Aussehen von Joker und seinen Freunden sowie den knuffigen Bewohnern des mysteriösen Reiches, in das es die Phantomdiebe verschlagen hat, dürfte nicht jedem gefallen und stellt eine krasse Umstellung dar. Trotzdem entbehren die dicken Linien und knalligen Farben der heruntergebrochenen Charaktere nicht einem gewissen Charme und passen zu dem sonstigen Auftritt des Strategie-Ablegers.

 

[GUI_STATICIMAGE(setid=92739,id=92658326)]
Auch der Victory-Screen kann an die stylische Vorlage von Persona 5 anknüpfen. Die knallige Mischung aus Rot und Schwarz kann sich sehen lassen. © 4P/Screenshot

Der punktet, ganz wie man es von der Persona-Reihe gewohnt ist, nämlich wieder mal mit stilvollen Menüs, die vorrangig auf ein schwarz-weißes Farbschema mit roten Tupfern setzen. Klare Kanten sorgen für schnörkelloses Schalten und Walten, bei dem jede Linie sitzt, jeder Buchstabe aus demselben Guss stammt. Auch die Übergänge, beispielsweise wenn Joker bei der Menü-Öffnung die Beine überschlägt oder wenn sich beim Betreten des Velvet Rooms die monochromen Ketten auf blauem Grund kreuzen, können sich sehen lassen. Zumindest auf der Nintendo Switch laufen diese Animationen bedauerlicherweise nicht immer flüssig ab: Gerade der aus Waffen bestehende Stern oder die schwarz-roten Pfützen, die während der darüber hinaus zu lange dauernden Ladebildschirme zu sehen sind, bewegen sich teilweise gar nicht und dann wieder mit extremen Zuckungen.

 

Wenn die E-Gitarre das Saxophon von der Bühne schubst

Für Stimmung sorgt auch das animierte Intro, bei dem die Phantomdiebe vor den satten roten Hintergründen über den Bildschirm tollen und der Kugelhagel schwarze Linien zieht, und das mit seiner musikalischen Inszenierung den Ton für den restlichen Soundtrack setzt. Gute zehn Sekunden sind der E-Gitarre vergönnt, bevor das Schlagzeug mit einsteigt und nach weiteren zehn brettert dann die Stimme der Sängerin Lyn Inaizumi, die auch schon in Persona 5 und Strikers ihr Organ hat erklingen lassen, auf die virtuelle Bühne. Tactica ist eine ganze Ecke rockiger als das Hauptspiel, der Jazz-Sound mit starken Bläsern weicht zugunsten der im Intro eingeführten Instrumente, die nur im Versteck und im Velvet Room mal aussetzen.

 

 

[GUI_STATICIMAGE(setid=92739,id=92658325)]
Besonders die Kampfmelodien heizen die Stimmung an: Mal mit, mal ohne Gesang, aber immer mit einer ordentlichen Portion Rock im Blut. © 4P/Screenshot

Im Leblanc erwarten euch nämlich eher ruhige Melodien mit sanften Gitarrenschlägen, unterfüttert von Drums und Keyboard, während bei Lavenza die gewohnten Opern-Arien samt kunstvoller Klavierklänge das Fusionieren von Personas begleiten. Besonders die abwechslungsreichen Battle-Themes schlagen dann aber wieder in die rockigere Richtung und wissen mit ihrer Dynamik zu begeistern: Wenn in der Hochzeitskappelle in die Mischung aus E-Gitarre und Schlagzeug auf einmal die Orgel einstimmt und Glockengeläut ertönt, das sich zunächst im Hintergrund hält, dann mit einer eigenen Melodie selbst zum Tanz auffordert und in der dritten Phase noch der Gesang einsetzt, könnt ihr euch sicher sein: Das Musik-Team hat die Tasten zum Brennen gebracht. Ein würdiger Song, um eine tyrannische Braut zu Fall zu bringen.

 

Falls euch das Gelesene nicht nur hinsichtlich der optischen und musikalischen Präsentation begeistert, sondern auch das Kampfsystem und die Menüführung zu einem möglichen Kauf verlocken, findet ihr Persona 5 Tactica ab dem 17. November auf dem PC, der PlayStation 4 und 5, der Xbox One und Xbox Series X | S sowie der Nintendo Switch für 59,99 Euro. Wer 20 Euro mehr in die Hand nimmt, bekommt die Deluxe Edition, die neben einem Waffenpack-DLC und dem Picaro-Heraufbeschwörungs-Paket samt Raoul-Persona auch das für den gleichen Aufpreis separat erhältliche Herzenswandel-Herausforderungs-Paket beinhaltet. Das umfasst nicht nur die beiden charismatischen Charaktere Goro Akechi und Kasumi Yoshizawa, sondern auch eine Reihe neuer Missionen, damit ihr die Kampffertigkeiten der beiden auf die Probe stellen könnt.

  1. Khorneblume hat geschrieben: 15.11.2023 07:39
    Für mich fühlte sich das an, als hätte jemand ein Otome-Visal-Novel mit dem schwäbischen Nudelholz auf 100 Stunden plattgerollt
    Das wäre dann ein Galge gewesen und kein Otome.

  2. Bachstail hat geschrieben: 15.11.2023 14:17 [...]
    nawarI hat geschrieben: 15.11.2023 12:30P5 Strikers konnte mich leider garnicht überzeugen.
    Das spiele ich lustigerweise jetzt seit gut zwei Wochen und widerspreche für mich persönlich, ich finde es fast schon kriminell (natürlich überspitzt), dass das Spiel mehr oder minder untergegangen ist, auch wenn ich gestern erst las, dass es sich wohl sehr gut verkauft hat (2 oder 3 millionen Mal).
    Sollte Atlus sich jemals dafür entscheiden, das rundenbasierte Gameplay in Persona-Spielen zu ersetzen (ich hoffe, sie tun das nicht), dann wäre das Gameplay von Strikers der ideale Ersatz.
    Anfangs ist es halt heftig, dass man keine zwei Schritt weit gehen kann ohne einen Tutorial Bildschirm vor den Latz geknallt zu bekommen. Die ersten paar Stunden (MEHRZAHL!!) kannst du keinen Schritt gehen, ohne dass das erzwungen Spiel pausiert und dir ein mehrseitriges Tutorial vorsetzt. Ich hatte dann die Schnauze voll als ich so weit war, dass ich Teamkameraden wechseln konnte. Du hast Riyuji noch nicht gespielt? TUTORIAL!! Du wechselst zum ersten mal zu Morgana? TUTORIAL!! Jetzt willst du Makoto ausprobieren? TUTORIAL!!
    Ich bin sicher das Spiel wird irgendwann mal gut, sorry für den Rant, aber ich hatte irgendwann eine solche Wut auf diese Erklärbildschirme, dass ich Angst hatte meinen Controller gegen der TV zu werfen. :Blauesauge:
    .EDIT: Der Rant tut mir doch nicht leid. Mein Blutdruck geht schon wieder hoch, wenn ich an die Tutorials denke. :evil:

  3. Mafuba hat geschrieben: 15.11.2023 01:32 Wie die Figuren aussehen. ARGGGHHH
    Ich mag dieses Chibi-Design. Hab allein deshalb auch "The Alliance Alive" gesuchtet, obwohl das RPG eigentlich echt nur mittelmässig war :D

  4. Mafuba hat geschrieben: 15.11.2023 01:32 Gregor von RB meinte das Kampfsystem ist ähnlich mit der Mario + Rabbids Reihe.
    4P|Jonas hat geschrieben: 15.11.2023 09:02 Yo, den Vergleich habe ich im Test auch gezogen. Gerade die Bewegungsfreiheit hat mich wahnsinnig an Sparks of Hope erinnert.
    Und das ist ehrlich gesagt alles an Information, was ich brauche, denn ich habe im eShop die Demo zu Mario+Rabbids 2 gespielt und das ist schon toll aber der Grafik-Stil und die Thematik können mich nicht abholen.
    Aber ein Persona 5 mit nahezu gleichem Gameplay?
    DAS nehme ich gerne, da stört mich auch die Chibi-Grafik nicht, ich habe Persona Q überlebt, da überlebe ich auch Persona 5 Tactica.
    nawarI hat geschrieben: 15.11.2023 12:30P5 Strikers konnte mich leider garnicht überzeugen.
    Das spiele ich lustigerweise jetzt seit gut zwei Wochen und widerspreche für mich persönlich, ich finde es fast schon kriminell (natürlich überspitzt), dass das Spiel mehr oder minder untergegangen ist, auch wenn ich gestern erst las, dass es sich wohl sehr gut verkauft hat (2 oder 3 millionen Mal).
    Sollte Atlus sich jemals dafür entscheiden, das rundenbasierte Gameplay in Persona-Spielen zu ersetzen (ich hoffe, sie tun das nicht), dann wäre das Gameplay von Strikers der ideale Ersatz.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1