Persona 5 Tactica: Nach der Weltrettung ist vor der Weltrettung
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Das gemütliche Get-together im Leblanc wird jäh unterbrochen, als der Fernseher verrückt spielt und die Phantomdiebe in eine unbekannte Welt gesaugt werden. © 4P/Screenshot

Den Phantomdieben ist einfach keine Verschnaufpause vergönnt: Nachdem sie in Persona 5 gerade erst die Welt gerettet haben und nun eigentlich eine ruhige Kugel im Café Leblanc schieben wollen, landet das bunt zusammengewürfelte Teenager-Team in Persona 5 Tactica überraschend in einer rätselhaften Welt, die irgendwie mit dem Meta-Universum zusammenhängen muss – nicht umsonst haben sich die Schuluniformen von Joker und seinen Freunden in die stylischen Phantomdieb-Outfits verwandelt und ihre Personas lassen sich auch beschwören. Während die Freunde noch mit Fragezeichen im Gesicht ihre ersten Schritte in der ungewohnten Umgebung unternehmen, treffen sie schon bald auf die manische Marie: In ein schneeweißes Hochzeitskleid gehüllt thront sie auf einem mit Stacheln besetzten Kampfwagen und unterwirft kurzerhand fast alle Mitglieder der Phantomdiebe einer Gehirnwäsche.

 

Nur Joker und Morgana können den Klauen der heiratswilligen Herrscherin knapp entkommen und werden schließlich von Erina und ihrer praktischen Partisane gerettet. Die Rebellenanführerin nimmt die beiden Gestrandeten mit in ihr Versteck und nach einer kurzen Lagebesprechung formen die drei ein Bündnis, um Jokers und Morganas verzauberte Teamkameraden zu retten und Erina dabei zu helfen, Marie zu stürzen und das Land von ihrer Tyrannei zu befreien. Genau wie in Persona 5 überschlagen sich auch in Tactica die Ereignisse, bevor man dann ein paar Gänge zurückschaltet und euch mit einer Reihe an Tutorials die Spielmechaniken näherbringt, die im Gegensatz zur Story so gut wie kein Vorwissen benötigen. Denn wenn ihr Persona 5 nicht gespielt haben solltet, werdet ihr vermutlich schon in meiner Einleitung über den ein oder anderen Begriff gestolpert sein.

 

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Marie will heiraten, und das um jeden Preis. Die in ihr Königreich gestolperten Phantomdiebe sind ihr dabei allerdings ein Dorn im Auge. © 4P/Screenshot

Was Personas und Phantomdiebe sind erklärt euch Tactica zwar mit dem Memo-Menü, wo sich jederzeit neu eingeführte Charaktere, Orte und Begrifflichkeiten nachschlagen lassen. Zur vollständigen Kompensation ist das virtuelle Lexikon aber nur mäßig geeignet: Wer die 100 Stunden des Hauptspiels nicht erlebt hat, wird vermutlich trotz Erklärungen nur schwer in die Geschichte finden und noch dazu massiv hinsichtlich der Ereignisse in Persona 5 gespoilert. Außerdem leiden die Charakter-Interaktionen unter dem fehlenden Vorwissen: Das Geplänkel mit dem herzlichen Ryuji, der knallharten Makoto und der sanften Haru macht nur halb so viel Spaß, wenn ihr mit ihnen nicht bereits durch Dick und Dünn gegangen seid.

 

Die rund 30-stündige Reise in Tactica gibt den einzelnen Figuren definitiv nicht genug Zeit, um ihre Persönlichkeiten zu entfalten oder gar Charaktertiefe aufzubauen. Das ist kein Beinbruch, weil das Spiel auch gut ohne funktioniert – es sollte euch nur bewusst sein, bevor ihr euch in das neue Abenteuer stürzt, das storytechnisch nicht ganz so fesseln kann wie seine Vorlage, aber trotzdem eine spannende Geschichte erzählt, die mit emotionalen Wendungen aufwartet und offene Fragen tatsächlich auch beantwortet. Tactica ist übrigens kein direktes Sequel: Makoto und Haru stehen kurz vor dem Abschluss und Joker vor der Rückkehr in seine Heimatstadt, womit der Strategie-Ableger nach dem letzten Kampf von Persona 5 angesiedelt ist, aber vor den Credits und damit natürlich auch dem Nachfolger Strikers spielt.

 

Back to the Basics

Spielerisch schlägt man noch einmal neue Wege ein: Statt den klassischen rundenbasierten Kämpfen, bei denen die Charaktere an ihre Positionen gefesselt sind und dem chaotischen Dynasty Warriors-Gameplay, in dem ihr mit hunderten von besiegten Schatten die Straßen pflastert, ist in Persona 5 Tactica nun Taktieren und Positionieren angesagt. Mit einem Dreier-Team, das ihr aus Erina und den Phantomdieben frei zusammenstellen könnt, sobald ihr alle von ihnen gerettet habt, betretet ihr ein aus Kacheln bestehendes Schlachtfeld. Eure Bewegung ist auf einen bestimmten Radius eingeschränkt; bis ihr eine Aktion ausführt, könnt ihr allerdings wie bei Mario + Rabbids: Sparks of Hope nach Belieben umherlaufen. Bringt ihr euch dann in Position, um eure Gegner zu attackieren, solltet ihr euch am besten in Deckung befinden, wo ihr Schaden reduzieren oder sogar verhindern könnt.

 

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Auch auf dem Strategie-Schlachtfeld kommen die Personas der Helden zum Einsatz und verursachen fiese Statuseffekte wie Verzweiflung oder Benommenheit. © 4P/Screenshot

Wie gewohnt stehen den Phantomdieben für die Gegenwehr sowohl Nah- und Fernkampf- als auch Persona-Angriffe zur Verfügung, die allesamt ihren Nutzen haben und klug eingesetzt werden wollen. Schubst ihr mit einem beherzten Schlag Feinde nach vorne und so möglicherweise aus der Deckung, eignen sich Schüsse hervorragend dafür, offen herumstehende Gegner zu Boden zu werfen. Letzteres lässt sich zwar auch mit Persona-Fähigkeiten herbeiführen, die sich aber dank verschiedener Effekte wie Verbrennen oder Zurückstoßen noch auf andere Art und Weise in eure Taktik einbauen lassen, um als Sieger aus den Kämpfen hervorzugehen. Euer Arsenal wird durch einzigartige Skills abgerundet, die sich nur bei einer gefüllten Spannungsleiste ausführen lassen und mächtigen Flächenschaden verursachen oder das gesamte Team heilen.

 

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Auf sie: Gegner außerhalb ihrer Deckung zu attackieren wirft sie zu Boden und lässt euch erneut zum Zug kommen. © 4P/Screenshot

Die Affinitäten der Personas haben dabei eine völlig neue Funktion bekommen, denn das Schwächen-System aus Persona 5 existiert nicht mehr. Statt dem mehrstufigen Schere-Stein-Papier-Prinzip löst jede Eigenschaft nun einen bestimmten Effekt aus: Wind-Angriffe werfen Feinde zurück, Psycho-Attacken befördern sie vor eure Füße und Nuklear-Zauber lassen einen Vortex entstehen, der sie zusammenzieht. Ihr merkt: Fast alles dreht sich um die Positionierung auf dem Schlachtfeld, denn die spielt eine enorm wichtige Rolle. Gegner, die nicht hinter einer Deckung stehen, werden von Angriffen nämlich zu Boden geworfen, was euch dann eine weitere Aktion erlaubt: Das sogenannte „Noch 1“, das im Hauptspiel durch das Ausnutzen von Schwächen ausgelöst wurde.

 

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Je effizienter ihr eure Truppen verteilt, desto mehr Gegner landen im Wirkungsbereich eurer Großoffensive. © 4P/Screenshot

Fegt ihr einen Feind von den Füßen, könnt ihr nicht nur meiner weiteren Attacke nachsetzen, sondern bei der richtigen Positionierung auch einen Großangriff namens „Zu Dritt“ starten, der der All-Out-Attack aus Persona 5 ähnelt. Befindet sich der zu Boden gebrachte Gegner zwischen euren drei Charakteren, könnt ihr den ultimativen Move ausführen und verursacht in dem Bereich verheerenden Schaden gegen alle Feinde auch die, die noch stehen oder sich in Deckung befinden. Dieses Manöver ist entscheidend für den Spielfluss und obwohl Persona 5 Tactica auf der normalen Schwierigkeitsstufe nie alles von euch abverlangt, das Ass im Ärmel, um jeden Kampf für euch zu entscheiden und jede noch so fiese Feindesflut zu erledigen. Wer nach mehr Herausforderung sucht oder einen Gang runterschalten möchte, kann jederzeit zwischen den fünf verfügbaren Schwierigkeitsgraden hin- und herwechseln.

  1. Khorneblume hat geschrieben: 15.11.2023 07:39
    Für mich fühlte sich das an, als hätte jemand ein Otome-Visal-Novel mit dem schwäbischen Nudelholz auf 100 Stunden plattgerollt
    Das wäre dann ein Galge gewesen und kein Otome.

  2. Bachstail hat geschrieben: 15.11.2023 14:17 [...]
    nawarI hat geschrieben: 15.11.2023 12:30P5 Strikers konnte mich leider garnicht überzeugen.
    Das spiele ich lustigerweise jetzt seit gut zwei Wochen und widerspreche für mich persönlich, ich finde es fast schon kriminell (natürlich überspitzt), dass das Spiel mehr oder minder untergegangen ist, auch wenn ich gestern erst las, dass es sich wohl sehr gut verkauft hat (2 oder 3 millionen Mal).
    Sollte Atlus sich jemals dafür entscheiden, das rundenbasierte Gameplay in Persona-Spielen zu ersetzen (ich hoffe, sie tun das nicht), dann wäre das Gameplay von Strikers der ideale Ersatz.
    Anfangs ist es halt heftig, dass man keine zwei Schritt weit gehen kann ohne einen Tutorial Bildschirm vor den Latz geknallt zu bekommen. Die ersten paar Stunden (MEHRZAHL!!) kannst du keinen Schritt gehen, ohne dass das erzwungen Spiel pausiert und dir ein mehrseitriges Tutorial vorsetzt. Ich hatte dann die Schnauze voll als ich so weit war, dass ich Teamkameraden wechseln konnte. Du hast Riyuji noch nicht gespielt? TUTORIAL!! Du wechselst zum ersten mal zu Morgana? TUTORIAL!! Jetzt willst du Makoto ausprobieren? TUTORIAL!!
    Ich bin sicher das Spiel wird irgendwann mal gut, sorry für den Rant, aber ich hatte irgendwann eine solche Wut auf diese Erklärbildschirme, dass ich Angst hatte meinen Controller gegen der TV zu werfen. :Blauesauge:
    .EDIT: Der Rant tut mir doch nicht leid. Mein Blutdruck geht schon wieder hoch, wenn ich an die Tutorials denke. :evil:

  3. Mafuba hat geschrieben: 15.11.2023 01:32 Wie die Figuren aussehen. ARGGGHHH
    Ich mag dieses Chibi-Design. Hab allein deshalb auch "The Alliance Alive" gesuchtet, obwohl das RPG eigentlich echt nur mittelmässig war :D

  4. Mafuba hat geschrieben: 15.11.2023 01:32 Gregor von RB meinte das Kampfsystem ist ähnlich mit der Mario + Rabbids Reihe.
    4P|Jonas hat geschrieben: 15.11.2023 09:02 Yo, den Vergleich habe ich im Test auch gezogen. Gerade die Bewegungsfreiheit hat mich wahnsinnig an Sparks of Hope erinnert.
    Und das ist ehrlich gesagt alles an Information, was ich brauche, denn ich habe im eShop die Demo zu Mario+Rabbids 2 gespielt und das ist schon toll aber der Grafik-Stil und die Thematik können mich nicht abholen.
    Aber ein Persona 5 mit nahezu gleichem Gameplay?
    DAS nehme ich gerne, da stört mich auch die Chibi-Grafik nicht, ich habe Persona Q überlebt, da überlebe ich auch Persona 5 Tactica.
    nawarI hat geschrieben: 15.11.2023 12:30P5 Strikers konnte mich leider garnicht überzeugen.
    Das spiele ich lustigerweise jetzt seit gut zwei Wochen und widerspreche für mich persönlich, ich finde es fast schon kriminell (natürlich überspitzt), dass das Spiel mehr oder minder untergegangen ist, auch wenn ich gestern erst las, dass es sich wohl sehr gut verkauft hat (2 oder 3 millionen Mal).
    Sollte Atlus sich jemals dafür entscheiden, das rundenbasierte Gameplay in Persona-Spielen zu ersetzen (ich hoffe, sie tun das nicht), dann wäre das Gameplay von Strikers der ideale Ersatz.

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