Business as usual
Von der exotischen und zweigeteilten Spieleauswahl abgesehen, fühlen sich Besitzer anderer Mini-Konsolen sofort heimisch: Im Menü schaltet man die Titel durch, in den Optionen wählt man neben der Sprache oder dem Hintergrundbild vor allem das Bildformat aus: Die gebotenen Optionen (von 4:3 über eine kleinere Original-Variante bis hin zu gestrecktem 16:9) sind ordentlich, den schäbigen CRT-Filter hätte man sich aber sparen können. Witzig ist die Bild-Option, mit dem Rahmen einer virtuellen PC Engine GT spielen zu können. Generell ist die Portierung den Retro-Profis von M2 vortrefflich gelungen – die Spiele, egal ob einst auf HuCard oder CD veröffentlicht, wurden klasse emuliert. Die 720p-Bildausgabe ist knackscharf und bringt die Pixeloptik der Spiele prächtig zur Geltung. Die von manchen Käufern kritisierte Eingabe-Verzögerung ist bei kaum einem der Titel spielerisch relevant – und wird wohl nur dem auffallen, der die Originalkonsole zum direkten Vergleich daneben liegen hat. Das (von Hori) hergestellte Gamepad – leider liegt nur eines bei – gefällt mit spürbarem Gewicht, guten Buttons, knackigem Steuerkreuz und drei Meter Kabellänge. Die einstigen Originalcontroller der PC Engine lassen sich nicht nutzen, die Hori-Pads werden nämlich per USB angeschlossen. HDMI- und Micro-USB-Kabel liegen bei, ein Netzteil wie erwartet nicht.
Für jedes enthaltene Spiel gibt es vier Speicherplätze, eine Rückspulfunktion oder Museums-Galerien hat Konami leider nicht implementiert. Zubehör wie weitere Joypads oder das Multitap, um z.B. Bomberman mit mehr als zwei Spielern zocken zu können, ist separat erhältlich. Bevor ich zu einigen ausgewählten Titeln komme, ein paar Worte zur Spieleauswahl allgemein: Die kann man durchaus als hochinteressant und erlesen bezeichnen, sie umfasst große Konami- und Capcom-Namen, eine Vielzahl starker 2D-Shooter (die im Retro-Handel fast unerschwinglich sind), Hudsons kultige Eigenmarken plus große Action-Abenteuer und Rollenspiele. Perfekt ist sie aber natürlich nicht: Sport- und Rennspiel-Fans vermissen etliche namhafte Titel (z.B. Final Match Tennis, OutRun oder Chase H.Q.), Shooter-Connaisseure hätten gern noch Mr. Heli und Raiden gespielt und Japan-Fans sicher Spaß mit Shin Megami Tensei oder Ranma 1/2 gehabt.
Die Spiele
Erster Anspieltipp ist natürlich Akumajou Dracula X Chi no Rondo (besser bekannt als Castlevania: Rondo of Blood). Bereits das Intro mit deutscher (!) Sprachausgabe sorgt für Gänsehaut, aber auch spielerisch und grafisch ist diese Castlevania-Episode bis heute stark. Ähnlich mächtig beginnt Kojimas Snatcher, auch hier verblüfft die angesichts des Alters (1992) eindrucksvolle (japanische) Sprachausgabe des einstigen CD-Rom-Spiels; allerdings dreht die Sprachbarriere allen nicht des Japanischen Mächtigen schon nach dem Intro den Spaß ab. Perfekt spielbar sind dagegen die feinen Arcade-Ports von Splatterhouse oder Ghouls ’n Ghosts (heißt hier: Daimakaimura) oder das farbenfrohe Hüpfspiel New Adventure Island mit seinen Skate-Einlagen und drolligen Tierchen. Auch der Bubble-Bobble-Nachfolger Parasol Stars, das Rennspiel Victory Run, der Flipper Alien Crush, das Golfspiel Power Golf oder Irems mythologisch angehauchter Sidescroll-Actioner Ninja Spirit sind heutzutage noch richtig gut spielbar – und überzeugen mit grafischer Finesse, die dem 16-Bit-Lager um SNES und Mega Drive meist deutlich näher ist als deren 8-Bit-Vorfahren.
Strategen führen Krieg in Nectaris, Abenteuer stürzen sich in die Welt von Ys Book 1&2 oder sind erstaunt, dass Hudson mit den Neutopia-Spielen bereits 1989 und 1991 zwei außerordentlich gute Zelda-Klone programmiert hat, die sich optisch wie spielerisch gut gehalten haben. Die beiden Bomberman-Episoden (’93 & ’94) sowie zwei bissig-bunte Bonk-Hüpfspiele beweisen zudem, dass Hudson zusammen mit Nintendo, Sega, Konami, Capcom, Irem oder Sunsoft damals eines der potentesten japanischen Entwickler und Publisher war. Die beiden Bonk-Titel zum Beispiel spielen zwar nicht so schnörkellos oder rasant wie Mario und Sonic, haben aber ihren ganz eigenen Charme und stellen dank Bonks Kopf-Attacken und der kuriosen Urzeit-Welt eine willkommene Alternative zum weithin bekannten Jump’n’Run-Einerlei dieser Ära dar.
Noe.
Guter Kauf.
Habe hier noch NES, SNES Mini und Neo Geo X rumliegen. War ein Abend lang ganz lustig, danach Staubfänger.
Ist nun angekommen.
Heute Abend wird das gute Stück (vermutlich) ausprobiert. ..^.^''
Rückblickend sowas von überhaupt kein Verlust, so wirklich was zu bieten hatte das Teil nun echt nicht - abgesehen vom vermutlich besten 16 Bit Castlevania (streiten sich die Leute immer noch, welches der 3 es sein soll, ob Rondo, Super oder Bloodlines) und Shmup über Shmup über Shmup (von denen es auf den beiden anderen Konsolen, gerade auf dem Mega Drive, ebenfalls mehr als genug hervorragende Titel gab, Aleste, Thunder Force, R-Type ...).
Technisch/grafisch sehen die übrigen Spiele nun auch eher wie ein Zwischenschritt von 8 und 16 Bit aus.