Multifunktions-Saugnapf

Lustig ist auch das Grabschen mittels Saugnapf: Ich kann mit einer Hand-Tentakel vor mir herumrudern und per Knopfdruck Dinge greifen. Dann öffne ich Türen, verschütte die Hälfte des Kaffeepulvers auf dem Weg zur Maschine oder schleife irgendwelchen nutzlosen Krempel mit mir herum, den ich versehentlich mit dem Saugnapf erwischt habe.

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Im Koop-Modus teilen sich zwei bis vier Spieler die Extremitäten. © 4P/Screenshot

Natürlich muss Octodad all das erledigen, was für einen glitschigen Mollusken nicht gerade alltäglich ist: den Rasen mähen, im Ozean-Themenpark über wackelige Klettergerüste balancieren oder zentimetergenau Frikadellen wenden, ohne die eigenen Tentakeln zu grillen. Auch der Ausflug ins Aquarium wird zum Spießroutenlauf – schließlich lungern dort jede Menge bärtige Meeresbiologen herum, welche ein Weichtier wie ihn schnell erkennen.

Geschicklichkeit statt Schleich-Einlagen

Schade, dass die Schleichsequenzen so simpel gestrickt sind: Meist muss ich lediglich über einen sichtgeschützten Umweg balancieren oder z.B. durch Tricks einen Alarm auslösen. Trotzdem macht es Spaß, kurzzeitig wie Solid Snake unter einer Kiste umher zu watscheln. Ab und zu gestaltet sich die Action übertrieben fummelig, z.B. im Bosskampf gegen den fiesen Koch, der Octodad ständig verfolgt.

Auch beim Erklimmen einer Rolltreppe musste ich die Tentakeln wie ein Gestörter nach vorne wuchten, um sie schnell genug in die Höhe zu schleudern. Solche Momente nerven zwar, rufen allerdings auch ins Gedächtnis, dass alltägliche Dinge wie Treppen für Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte zur mühsamen Barriere werden können.

Alberne und leise Töne

 

Meist bewegt sich der Schwierigkeitsgrad aber ohnehin auf einem einsteigerfreundlichen Level. Wer mehr Herausforderung braucht, kann versteckte Objekte suchen oder die Levels mit Timer in Rekordzeit meistern. Oder aber man zerrt einen Freund vor die Konsole und steuert den Kraken gemeinsam. Einer hebt das linke Bein, der andere das rechte. Das gestaltet sich zwar noch wackeliger als ohnehin schon, sorgt aber für ein lustiges Wirrwarr und panische Kommandos. Sind genügend Freunde und Controller vorhanden, kann man sogar zu viert loslegen. Unterstützt werden alle gängigen Alternativen und Kombinationen, von Wiimotes mit oder ohne Nunchuks bis hin zum Classic- und Pro-Controller.

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Die Chaostage erleben ein Revival! © 4P/Screenshot

Trotz aller Albernheiten hat mich auch die eigentlich abstruse Geschichte positiv überrascht: Wenn die Tochter oder andere Familienmitglieder ihrem Vater in kniffligen Momenten beistehen, kommt es immer wieder zu rührenden Momenten. Im Laufe des Spiels wird klar, dass seine Familie ihn für seinen wahren Charakter liebt – obwohl Octodad das Paradebeispiel für eine Person ist, die ihrem Umfeld etwas vorspielt. Auch die professionelle englische Synchro und die lustigen bis nachdenklichen Melodien erzeugen viel Atmosphäre. Richtig cool hören sich auch die mannigfaltigen Blubberlaute des Protagonisten an.

Gelungene PS4-Umsetzung?


Bei der Umsetzung haben sich die Entwickler offenbar kaum Mühe gegeben: Ruckel-Einlagen wie auf der PS4 sind mir zwar nicht begegent, allerdings kommt es immer wieder zu nervigen Sound-Aussetzern. Inhaltlich ähneln sich die Fassungen aber stark. Die Maussteuerung fällt auf Wii U natürlich weg und auch der Touchscreen kommt nicht zum Einsatz. Ein großer Verlust ist das aber nicht: Schon auf dem PC flutschte das Laufen mit den L- und R-Triggern des Controllers ein wenig intuitiver. Ein größerer Einschnitt ist das Wegfallen der User-Levels, die man sich auf dem PC aus dem Steam-Workshop herunterladen darf. Im Gegenzug werden hier von Beginn an die zwei humorvollen Kurz-Episoden mitgeliefert, die es anderswo erst später gab. Dort geht es z.B. zu einem romantischen Dinner ins Restaurant. In der zweiten Episode schlägt sich Octodad als Krankenpfleger mit widerborstigen Patienten herum. Der Spieler muss das Bett verstellen, Lesestoff herbei schaffen oder die Patienten füttern. Letzteres natürlich nur mit der Gabel, sonst setzt es Kommentare wie “oder sind sie etwa ein Tier?”.

  1. ''Schade, dass die Schleichsequenzen so simpel gestrickt sind: Meist muss ich lediglich über einen sichtgeschützten Umweg balancieren oder z.B. durch Tricks einen Alarm auslösen.''
    Falls (auch) darauf bezogen: Der Abschnitt mit den Meeresbiologen bei Nacht war auf dem PC ungepatched ein ziemlicher Krampf für meinen Geschmack. Bin eher froh, dass der Schleich-Part damals schon deutlich entschärft wurde.

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