Zurück zu Layers of Fear

Man erlebt ganz schön viel krasses Zeug, wenn man sich in die Gehirne einklinkt und die bizarren, mitunter auch enorm verstörenden Sequenzen überstehen muss. Schnell werden Erinnerungen an Layers of Fear wach – kein Wunder, denn viele Schockeffekte und Mindfucks werden hier quasi 1:1 recycelt und zaubern Kennern des Erstlingswerks (wie mir) über weite Strecken nur in gelangweiltes Gähnen ins Gesicht. Im Gegensatz zum Abstieg in den Wahnsinn des Malers wird man hier allerdings auch mit konkreten Bedrohungen konfrontiert: Diese Passagen beschränken sich zwar meist auf ein simples Versteckspiel oder eine kurze Flucht, sind aber trotzdem eine willkommene Ergänzung und sorgen für eine schöne Spannung, die sich insgesamt leider viel zu selten aufbauen kann. In System Redux wurden die Schleichpassagen jetzt übrigens etwas entschärft, um potenziellen Frustmomenten entgegenzuwirken.

Overkill

Dem Bloober Team fehlt einfach der Sinn für das richtige Maß. Schon bei Layers of Fear haben sich die Mindfucks irgendwann spürbar abgenutzt. Hier erfolgt die Ernüchterung noch rasanter: Als Spieler wird man regelrecht bombardiert mit bizarren Illusionen, verwirrenden Wendungen, krassen Bildern, ungewöhnlichen Filtern und Schockmomenten. Teilweise hatte ich das Gefühl, in einer Tech-Demo gelandet zu sein, in der es primär darum geht, ein Mindfuck-Feuerwerk in einer Kombination mit „Best of Grafik-Effekte“ abzubrennen. Doch die großen Ambitionen verpuffen viel zu schnell und scheitern am puren Overkill, der hier aufgefahren wird. Weniger wäre dafinitiv mehr gewesen. Da hilft es auch nicht, dass das Produktionsniveau mit sehenswerten Grafikeffekten und Filtern sowie einer beklemmenden Klangkulisse erfreulich hoch ausfällt.

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Mit der Hilfe von Analyse-Implantaten begibt man sich auf die Spurensuche. © 4P/Screenshot

In manchen Momenten blitzt abseits der Effekt-Orgie sogar hinsichtlich des Spieldesigns das kreative Potenzial durch, wenn man sich passend zur Musik vorwärts bewegen oder sich in zwei übereinanderliegenden Welten orientieren muss, von denen eine nur schemenhaft und in kurzen Intervallen dargestellt werden kann. Die Story mit ihren Ansätzen aus Deus Ex, Tron und Blade Runner hält ebenfalls bei der Stange und beinhaltet neben dem Familiendrama auch eine mehr oder weniger subtile Dosis Gesellschaftskritik. Am Ende überrascht sie sogar noch mit einer bedeutenden Entscheidungsmöglichkeit, die angesichts eines automatischen Spielstands gleichzeitig zu einem erneuten Durchlauf mit dem alternativen Ende einlädt. Aber würde ich mich dafür nochmal durch die zähen Gespräche, den irgendwann nur noch nervigen Mindfuck-Overkill und die rudimentären Schleich-Einlagen quälen? Nein. Wie eingangs erwähnt: Ich habe mich schon beim ersten Durchgang dem Ende entgegen gesehnt und war froh, als dieser wirre Cyberpunk-Trip endlich vorbei war.

Mehr Inhalt, mehr Technik

Von daher hält sich meine Euphorie angesichts der inhaltlichen Ergänzungen bei System Redux in Grenzen. Trotzdem sei erwähnt, dass die erweiterte Fassung mit drei zusätzlichen Nebenquests aufwartet, in denen man sogar Zutritt zu komplett neuen Bereichen innerhalb des Gebäudes mit seinen vielen verschlossenen Türen erhält.

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Oft schlendert man in dem Gebäude durch Gänge wie diese. © 4P/Screenshot

Den größten Fortschritt sieht man jedoch bei der Technik – vor allem dann, wenn man als Vergleich die Fassung für Xbox One nimmt. Nicht nur die Umgebung wurde mit höher aufgelösten Texturen deutlich aufgemöbelt, sondern auch die überarbeiteten Figurenmodelle bieten jetzt mehr Details, selbst wenn Mimik und Animationen weiterhin zu wünschen übrig lassen. Das gilt auch für die Bildrate bei 4K und dem gleichzeitig aktivierten Raytracing: Die Beleuchtung macht in diesem Modus zwar tatsächlich viel mehr her, bringt aber selbst die leistungsstarke Hardware der Xbox Series X ins Schwitzen und es kommt mitunter zu heftigen Rucklern. Ich hab mich daher schnell wieder für den Performance-Modus entschieden, in dem die 60fps überwiegend gehalten werden und die Darstellung entsprechend flüssiger ist.


  1. 4P|Michael hat geschrieben: 20.11.2020 14:21 So, nochmal kurz: Meine Version ist 1.0.0.5. Laut PR soll Raytracing erst in Kürze bei der Xbox Series X "richtig" integriert werden - also scheint es derzeit "falsch" oder gar nicht implementiert zu sein (...obwohl ich aufgrund der Unterschiede hätte drauf schwören können). Die Integrierung soll "bald" erfolgen.
    Auf PC und PS5 soll es angeblich schon funktionieren. Leider kann ich die Fassungen hier gerade nicht mit der Series X vergleichen :(
    Cool, danke vielmals für das Nachhacken! Dann warte ich mal auf den Patch welcher hoffentlich die Performance noch verbessert! LG

  2. So, nochmal kurz: Meine Version ist 1.0.0.5. Laut PR soll Raytracing erst in Kürze bei der Xbox Series X "richtig" integriert werden - also scheint es derzeit "falsch" oder gar nicht implementiert zu sein (...obwohl ich aufgrund der Unterschiede hätte drauf schwören können). Die Integrierung soll "bald" erfolgen.
    Auf PC und PS5 soll es angeblich schon funktionieren. Leider kann ich die Fassungen hier gerade nicht mit der Series X vergleichen :(

  3. Flux Capacitor hat geschrieben: 18.11.2020 07:08
    Danke für die Aufklärung! Also hattet ihr den Patch schon für den Test, die 0815 User bekommen den erst. Na wie auch immer, hübsch finde ich das Spiel jetzt schon, wohl vor allem wegen dem Art Design.
    Ich würde da jetzt nicht meine Hand für ins Feuer legen. Fakt ist: Es gab ein Update. Die Beleuchtung unter 4K ist deutlich intensiver. Hab jetzt zur Sicherheit aber nochmal bei der PR und den Entwicklern nachgehakt, um Klarheit zu bekommen. Melde mich dann.

  4. 4P|Michael hat geschrieben: 18.11.2020 15:35
    Flux Capacitor hat geschrieben: 18.11.2020 07:08
    Zum einen ist der grafische Sprung dank 4K-Texturen im Vergleich zum Original ziemlich groß ausgefallen und dank der üppigen Neon-Beleuchtung kommt auch Raytracing wunderbar zur Geltung. Zum anderen war es für mich aber fast schockierend zu sehen, dass die Entwickler damit selbst eine neue und leistungsfähige Konsole wie die Xbox Series X schon überfordern, denn die Bildrate geht bei 4K und Raytracing in manchen Situationen spürbar in die Knie.
    Welche Version wurde da nun getestet @4Players?
    Ich habe die Version nach Release + Patch getestet (...der laut Entwicklern Raytracing beinhalten sollte). Tatsächlich wirken die Beleuchtung bzw. die Beleuchtungsunterschiede für mich wie Raytracing ein/aus, wenn man den 4K- mit dem Performance-Modus vergleicht. Man kann Raytracing in den Optionen halt nicht separat einstellen, sondern nur 4K ein/aus.
    Danke für die Aufklärung! Also hattet ihr den Patch schon für den Test, die 0815 User bekommen den erst. Na wie auch immer, hübsch finde ich das Spiel jetzt schon, wohl vor allem wegen dem Art Design.

  5. Flux Capacitor hat geschrieben: 18.11.2020 07:08
    Zum einen ist der grafische Sprung dank 4K-Texturen im Vergleich zum Original ziemlich groß ausgefallen und dank der üppigen Neon-Beleuchtung kommt auch Raytracing wunderbar zur Geltung. Zum anderen war es für mich aber fast schockierend zu sehen, dass die Entwickler damit selbst eine neue und leistungsfähige Konsole wie die Xbox Series X schon überfordern, denn die Bildrate geht bei 4K und Raytracing in manchen Situationen spürbar in die Knie.
    Welche Version wurde da nun getestet @4Players?
    Ich habe die Version nach Release + Patch getestet (...der laut Entwicklern Raytracing beinhalten sollte). Tatsächlich wirken die Beleuchtung bzw. die Beleuchtungsunterschiede für mich wie Raytracing ein/aus, wenn man den 4K- mit dem Performance-Modus vergleicht. Man kann Raytracing in den Optionen halt nicht separat einstellen, sondern nur 4K ein/aus.

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