NyxQuest(Geschicklichkeit) von Nintendo Credit: Over The Top Games / Nintendo
Aus Liebe zum Wachsmann

Willkommen in der Antike für iOS: Die Umsetzung des WiiWare-Hits kann sich sehen lassen.

Willkommen in der Antike für iOS: Die Umsetzung des WiiWare-Hits kann sich sehen lassen.

Was ist mit Ikarus passiert? Warum kommt er nicht mehr in das Reich des Himmels? Das fragt sich die Blondine Nyx, die ihren Freund schmerzlich vermisst. Also macht sie sich als geflügeltes Wesen auf den Weg zur Erde, um in der Welt der Menschen nach ihm zu suchen. Aber das ist erstens ein Frevel gegenüber ihrer göttlichen Herkunft und zweitens überaus gefährlich. Denn Griechenland wird von Äolien bis Thessalien von der Gewalt des Titanensprosses Helios heimgesucht – Stürme, Fallen und Monster von Harpyien bis zu Minotauren warten in gleißendem Licht des Sonnenherrschers.

Aber wo die Liebe ist, ist auch ein Weg und schließlich helfen Zeus & Co bei der Suche in 13 Abschnitten mit ihren Kräften aus; also nix wie los und das iPad starten: Zwar kann die schmächtige Nyx keine Axt schwingen, aber dafür ist sie elegant in der Luft unterwegs. Sie kann bis zu fünf mal über einen virtuellen Button in rechten Ecke mit den Flügeln schlagen, um so flatternd an Höhe zu gewinnen und über eine kurze Zeit auch beim permanenten Halten schweben, um über gefährliche Fallen, poröse Steine oder Abgründe zu gleiten. Außerdem beschleunigt sie so ihren etwas hölzern animierten Lauf auf der Erde.

Die Steuerung ist auf Apples Systemen überraschend präzise, denn die grundlegenden Bewegungen, also das nach links oder rechts Laufen, werden über zwei virtuelle Richtungspfeile unten links eingeleitet. Die trifft man aufgrund ihrer Größe auf dem iPad zwar etwas besser als auf iPod touch bzw. iPhone, aber selbst feine Änderungen im Fallen sind punktgenau möglich, so dass man Nyx genauso wie auf Wii optimal springen lassen kann. Unheimlich ansehnlich ist das Abenteuer auf allen Systemen, wobei es unter leichte Ruckler gibt. Aber Vorsicht: Der Sand ist überall so heiß, dass sie bei Kontakt sofort an Lebensenergie verliert, die nur über das Sammeln von Herzen aufgefüllt wird.

Unter der antiken Sonne

Bis hierher hört sich das alles genau so gewöhnlich an wie es sich auf den ersten Metern von links nach rechts spielt. Aber es sieht durchaus ungewöhnlich aus und fiel nicht nur damals in der Masse der kunterbunten WiiWare-Spiele, sondern auch heute im AppStore  sofort auf: Die Kulisse besticht mit warmen Farben, langen Schattenwürfen, monumentalen Ruinen und bewegten Wolken im Hintergrund, so dass umgehend ein ebenso episches wie malerisches Flair entsteht. Dazu trägt auch die Story bei, die nicht nur mit mythischen Kreaturen und Zusammenhängen aufwartet, sondern auch über authentische Vasenmalerei transportiert wird.  Schade ist nur, dass man diesem Stil hinsichtlich der Bauwerke und Farben etwas zu lang treu bleibt, so dass nach drei, vier Stunden Spielzeit eine gewisse grafische Monotonie aufkommt, die LostWinds

 oder Braid
nicht so schnell plagte – erst, wenn die Nacht hereinbricht, wird der Schauplatz wieder interessanter und aufgrund der Lichtwirkung wieder unheimlich zauberhaft.




Leider will die etwas hölzern animierte Nyx, die sich nach Sprüngen nicht mal an Kanten festahlten will, sondern statisch abgleitet, überhaupt nicht zu den monumentalen Hintergründen passen, denn sie weckt eher Erinnerungen an Disney & Co und könnte auch direkt aus Filmen wie Hercules stammen. Etwas zu wenig Finesse bieten die Designer auch hinsichtlich der mythischen Kreaturen an, die meist als einfache schwarze Wesen auftauchen und wie Scherenschnitte wirken. Diese dunkle Stilisierung ist grafisch akzeptabel, aber etwas mehr Abwechslung und vor allem Vielfalt hätte nicht geschadet – gerade an den Harpyien sieht man sicht schnell satt. Unterm Strich kann man dennoch den Hut ziehen, denn auch die sphärischen Soundeffekte sowie das Rauschen des Windes unterstreichen die epische Wirkung des Schauplatzes.

Hüpfspiel mit Puzzel-Charme

Das automatische Speichersystem lässt kaum Frust aufkommen.

Das automatische Speichersystem lässt kaum Frust aufkommem; die Steuerung über virtuelle Buttons ist angenehm präzise.

Ist NyxQuest trotzdem bloß ein einfaches 2D-Jump’n Run? Nein, das antike Hüpferlebnis wird zum einen durch physikalische Spielereien aufgewertet: Man kann aufgrund der Gunst des Zeus mit dem Finger auf Säulen tippen und diese mit einem Wischer ins Wanken bringen, bis sie fallen. Auf diese Art lassen sich auch gezielt niedrige Podeste in die Höhe ziehen, so dass man sich selbst eine optimale Sprungleiter schafft – die Levels lassen sich also interaktiv anpassen.

Zum anderen kommen so einige Rätselelemente ins Spiel: Man kann per Sonnensymbol markierte Felsen gezielt durch einen Level bewegen, um mit ihnen Sandstürme einzudämmen oder Plattformen zu bilden. Und man muss ab und zu kleine Quader so einsetzen, dass Öffnungsmechanismen ak- bzw. Fallen deaktiviert werden. Außerdem sorgt die Kombination aus klassischem Springen und Gleiten plus physikalische Manipulation für Spannung: Etwa, wenn Nyx auf einem Felsen steht, der die Sandstürme von unten abhält, während man diesen Felsen gleichzeitig von links nach rechts schieben und im Ernstfall noch über Feinde hinweg springen muss. Ein kooperative Spiel wie auf WiiWare gibt es allerdings nicht auf dem iPad: Während der eine Nyx steuerte, konnte der andere mit der Remote die göttlichen Kräfte manipulieren.  

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