MUD - FIM Motocross World Championship(Rennspiel) von Black Bean Games Credit: Milestone Interactive / Black Bean Games
MotoCross-RPG?

Die Strecken sind so designt, dass man oft abhebt.
Die Strecken sind so designt, dass man oft abhebt. © 4P/Screenshot

Mehr Tiefgang und Umfang als die offizielle Meisterschaft bietet die Mud World Tour, bei der Milestone erneut Rollenspiel-Elemente aufgreift, die damals bei SCAR für Innovation und Motivation sorgten. Leider fallen die Möglichkeiten hier sehr viel geringer aus: Die vier Charaktere, von denen man drei erst durch gewonnene Preisgelder kaufen kann, können lediglich in den Bereichen Ausdauer, Instinkt, Wendigkeit und Kraft verbessert werden. Einen eigenen Fahrer darf man sich hier leider nicht in einem Editor basteln – selbst das Equipment wie Anzüge, Handschuhe etc. wird größenteils festgelegt. Musste man bei Alfa Romeo-Raser noch diverse Gegenstände sinnvoll miteinander kombinieren, beschränkt man sich hier nur auf das Wesentliche und levelt sich gegen Bezahlung in den vier Bereichen nach oben. Ausdauer verlängert den Temposchub, den man sich durch das Trinken eines Energy Drinks verschaffen kann, während ein besserer Instinkt quasi das Gleich bei erfolgreichen Scrubs bewirkt. Wendigkeit macht den Fahrer dagegen schneller in Kurven und mehr Kraft sorgt für eine höhere Stabilität, wenn man über den holprigen Belag rast, der sich in Echtzeit verformt. Trotzdem hat man oft das Gefühl, dass der Kontakt zwischen Reifen und Boden nicht gut eingefangen wird. Stattdessen wirkt es manchmal so, als würde man eher über den Untergrund gleiten. Stürze sind ohnehin die Ausnahme – es sei denn, man landet nach einem Sprung unglücklich oder wird von der KI über den Haufen gefahren, was aber nur sehr selten passiert. Insgesamt ist die Stabilität von Anfang an erstaunlich hoch und das Fahren wirkt fast schon etwas zu simpel. THQs Reflex wirkte in dieser Hinsicht jedenfalls deutlich spannender – auch weil man die häufigen Beinahe-Stürze noch durch schnelle Reaktionen abfangen konnte.

Die Pisten führen um die ganze Welt, unterscheiden sich aber nicht so stark voneinander.
Die Pisten führen um die ganze Welt, unterscheiden sich aber nicht so stark voneinander. © 4P/Screenshot

Jeder der vier Charaktere wurde mit einem besonderen Talent geboren, was ihn zu Spezialisten für Ausscheidungsrennen, Tricks, Kontrollpunktrennen oder Duelle macht. Einen großen Unterschied spürt man zwar nicht, doch spült es mehr Geld in die Kasse, wenn man mit einem Spezialisten im jeweiligen Modus antritt. Das Ersparte wird nicht nur in den Zugang zu weiteren Events investiert, sondern auch in so genannte „Karten“, mit denen man neue Ausrüstung wie Sturzhelme, Energy Drinks oder den Wechsel in ein anderes Team kaufen kann, mit dem man gleichzeitig die persönlichen Anforderungen höher schrauben kann. Je besser das aktuelle Team, desto höher die Erwartungen, auf welchem Platz man bei den Mini-Meisterschaften rund um die gut 50 Karriere-Events landen muss.

Wie am Gummiband

Doch große Sorgen hinsichtlich des Anspruchs braucht man sich ohnehin nicht zu machen: Wie bereits gesagt, verzeiht die Fahrphysik viele Fehler und setzt kein Feingefühl voraus. Zudem sorgt eine Gummiband-KI dafür, dass das Starterfeld von insgesamt 15 Bikern nah beisammen gehalten wird. Zwar kann man sich nicht deutlich vor den Konkurrenzen absetzen und verschenkt dadurch schon mal in letzter Sekunde einen Sieg, doch verliert man auch nicht den Anschluss, wenn man nach einem Sturz weit zurückfällt.

Die Fahrphysik ist recht simpel gestrickt - die Bikes lassen sich gut kontrollieren.
Die Fahrphysik ist recht simpel gestrickt – die Bikes lassen sich gut kontrollieren. © 4P/Screenshot

Die leichten RPG-Ansätze der World Tour sind nett, lassen aber Tiefgang vermissen. Die kleine Auswahl an Modi sorgt im Zusammenspiel mit den wenigen Strecken ebenfalls schnell für Ernüchterung, weil sich alles zu schnell wiederholt. Zudem hat es Milestone völlig verpennt, auch kleine Setup-Einstellungen oder gar die Zusammenstellung von (Tuning-)Teilen für die Motorräder zu ermöglichen. Auch in diesem Punkt ist die Konkurrenz den Italienern wieder meilenweit voraus. Immerhin hat man den Fotomodus aufgepeppt, der jetzt mehr Spielereien mit Effekten erlaubt. Die Frage ist nur: Will man überhaupt Aufnahmen von diesen Pisten haben? So toll sehen Kulisse, Bikes und Fahrer nämlich nicht aus, dass man es unbedingt fotografisch festhalten will. Alles wirkt detailarm, spröde und veraltet – vor allem, wenn man Titel wie Pure als Vergleich heran zieht, obwohl der Titel der Black Rock Studios mittlerweile auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Wer zudem gerne in einer Helm- oder Lenkeransicht loslegt, wird ebenfalls enttäuscht, da Mud lediglich Außenperspektiven bietet. Aber es ist ja nichts Neues, dass Milestone nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch mittlerweile hinterher hinkt…

Rudimentärer Online-Modus

Dank Gummiband bleibt das Starterfeld meist dicht zusammen.
Dank Gummiband bleibt das Starterfeld meist dicht zusammen. © 4P/Screenshot

Auch hinsichtlich des Mehrspielermodus hat man den Anschluss verpasst: Anstatt besonders für die Trick Battles eine Möglichkeit anzubieten, Herausforderungen direkt an Freunde zu schicken oder spannende Online-Duelle um die höchste Punktzahl zu ermöglichen, bietet man lediglich Einzelrennen an – das war’s! Zugegeben: Der Netzcode wirkt selbst bei maximal 12 Fahrern stabil  und leidet nur selten unter Lags, aber da wäre sehr viel mehr drin gewesen als das, was Milestone hier auftischt. Vor allem der Ausschluss der Trick-Arenen sorgt bei mir für Kopfschütteln und auch eine Splitscreen-Option sucht man vergebens. Stattdessen wurde hier eine Onlinekomponente hingeklatscht, die rudimentärer kaum sein könnte. Immerhin hat man noch an die Option gedacht, das Feld mit KI-Piloten aufzufüllen. Eine gute Entscheidung, denn trotz des separaten Rangsystems und Bestenlisten wird den meisten Spielern sicher schnell die Lust an den eintönigen Online-Events vergehen.

PC-Spieler benötigen übrigens ein Gamespy-Konto, um überhaupt online an den Start gehen zu dürfen. Überhaupt ist eine Internetanbindung Pflicht, denn erst nach einer Überprüfung des mitgelieferten Codes darf das Spiel gestartet werden. Dazu gesellt sich eine Beschränkung auf drei Aktivierungen – eine Maßnahme, mit denen man sich ganz bestimmt richtig viele Freunde im PC-Lager macht.

  1. Hätt ich auch gern. Trials is ja ganz nett, aber naja..
    Ein neues Excitebike ähnlich dem N64-Teil
    wär der Hammer. <3
    Von dem hier hab ich die Demo gespielt,
    allein schon die Steuerung/Fahrphysik
    versauen's komplett. Merkt man direkt
    nach den ersten Metern.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.