Switch + Kart + Pappaufsteller

Um spielen zu können, benötigt man eine Switch-Konsole plus eines der zwei Spiel-Sets, die jeweils rund 110 Euro kosten. Jedes Paket enthält ein Kart (wahlweise mit Mario oder Luigi), vier Tore und zwei Leitplanken aus Pappe sowie ein USB-Ladekabel zum Aufladen des Karts an der Konsole. Rund 90 Minuten Nettospielzeit hält der Akku in der schnellen 150cc-Klasse durch. Wenn man die Pausen für Umbau, Menüs usw. einberechnet, kommt man unserer Erfahrung nach sogar ein paar Stündchen damit aus. Eine schöne Sache für längere Spiel-Sessions unterwegs – auch wenn das Spiel nur für die Nutzung im Haus gemacht ist. Bei zu grellem Sonnenlicht z.B. erkennt die Kamera ähnlich wie beim VR-Headset Oculus Quest die Umgebung nicht mehr richtig. Schaltet man im Zimmer einige Lichter an, funktioniert die Erkennung aber auch abends recht gut. Den Multiplayer mit bis zu vier Karts gleichzeitig konnten wir mit unserem einzelnen Fahrzeug leider nicht testen. Auch so kann man aber mit mehreren Spielern nacheinander um die Bestzeit in der lokalen Liste kämpfen.

Wirklich toll ist, dass der Spaß hier viel schneller starten kann als in den langwierigen Labo-Basteleien. Für Mario Kart Live: Home Circuit lädt man einfach die kostenlose Software herunter, stellt vier Tore auf, verbindet das Kart mit der eingebauten Kamera und einem QR-Code auf dem Switch-Bildschirm, schießt ein Foto vom Spieler und schon geht es los! Zu Beginn fährt man den genauen Weg ab, der danach als Kurs für Zeitrennen, die typischen kurzen Cup-Meisterschaften oder Einzelrennen mit eigenen Vorgaben dient. Im Rahmen eines normalen Fun-Racers würden wir das Fehlen einer Karriere oder eines Story-Modus ankreiden. Doch zum unkomplizierten Spielzeug-Konzept passen die überschaubaren Modi gut! Wer will sich in dieser Umgebung schon mit langwierigen Zwischensequenzen aufhalten?

Weniger ist mehr


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Der Inhalt der kleinen Box ist überraschend überschaubar – vor allem im Vergleich zum komplexen Labo-Gebastel. © 4P/Screenshot
Stattdessen haben wir die Zeit lieber mit der Dekoration der Strecke verbracht. Hier bemerkt man allerdings schnell, dass weniger mehr ist: Stellt ihr zu viel Gerümpel und Plüschtiere auf die Fahrbahn, wird es zusammen mit der übers Bild gelegten Spielgrafik ziemlich unübersichtlich. Schnell landet man vor einem Tischbein oder schiebt eines der Tore weg, die sich allerdings schön an den Seitenklappen mit schweren Gegenständen sichern lassen. Übt euch also lieber im Minimalismus, denn in der übers Kamerabild gelegten Spielgrafik ist schon genug los: Je nach virtueller Strecken-Modifikation bläst im Wohnzimmer plötzlich ein Sandsturm das Kart zur Seite, Froster-Zapfen verwandeln den Spieler temporär in einen unbeweglichen Eisblock, über den Kurs spukende Geister lassen sich mit der Hupe einschüchtern und vieles mehr! In Marios Retro-Welt drehen sich sogar gefährliche Feuerballstäbe an den Toren und die Unterwasserwelt vernebelt mit ihrem wabernden Bildfilter stark die Sicht.

Hinzu kommen die typischen Zufalls-Items wie Turbo-Pilze und rutschige Bananenschalen aus den Fragezeichen-Kisten. Sie nehmen ebenfalls Einfluss aufs Fahrverhalten. Per Unbesiegbarkeit hält man bei Berührung Gegner an, der Zauberblitz macht die Karts zwar nicht kleiner, verlangsamt sie aber – und die Bombe erinnert hier fast schon an eine zielsuchende Rakete.

Gewusel im Wohnzimmer
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Leider tritt man nur gegen Bowsers Verwandschaft an. Das ist aber halb so wild, da man selbst ohnehin keine anderen Figuren auswählen kann. © 4P/Screenshot

Die Einbindung von all dem Chaos wirkt grafisch noch gelungener als früher in Invizimals oder in aktuellen AR-Titeln wie Pokémon Go. Die hinzugefügten Elemente wie Burgzinnen oder schneebedeckte Gipfel werden von der Software schön auf echten Elementen wie den Toren aufgesetzt. Unter spielerischen Gesichtspunkten hätte aber etwas mehr Zurückhaltung gut getan, denn manchmal ist eindeutig schon zu viel auf der Strecke los – so dass man fast schon im Blindflug über die eingeprägte Route rauscht. Auch die übrigen Fahrer oder fein ausgearbeitete Hüte können sich sehen lassen. Die Kamera befindet sich schließlich direkt an der hinteren Säule des Karts, statt wie im klassischen Fun-Racer weiter hinten über der Strecke zu schweben.

  1. Also es macht wirklich Spaß und dank der zahlreichen Hindernisse und Orte ist für reichlich Abwechslung gesorgt, selbst wenn sich die Streckenvariationen in Grenzen halten. Hut ab, Nintendo!
    Für ein Experiment ist es schon richtig ausgereift, finde ich. Was "eigentlich" noch fehlt, sind andere KI-Gegner als die Koopalings und breitere Strecken.
    Woran aber auf jeden Fall gearbeitet werden muss, ist die Reichweite. Wenn es schon ernsthafte Probleme bekommt, sobald es hinter, bzw. unter einen Tisch geht, dann ist das für die eigene Kreativität bereits ein herber Dämpfer. Genug Ideen habe ich ja, nur die Technik macht nicht mit.
    Wenn Nintendo speziell für Home Circuit noch Signalverstärker anbietet, dann dürfte einem Hit nichts mehr im Wege stehen, finde ich.

  2. Von Nintendo kann man mittlerweile nur noch solche unsinnigen Experimente erwarten? Wo bleibt denn endlich das richtige Mario Kart für Nintendo Switch, ein weiteres Mario und / oder Donkey Kong, ein Zelda mit Substanz und back to the roots; Fehlanzeige! Meiner Meinung nach ist die Switch eine langweilige Remake-Konsole geworden und im Vergleich bot die arg kritisierte Wii U die besseren Videospiele.

  3. HellToKitty hat geschrieben: 17.10.2020 08:50 oder wollt ihr alleine vorne wegfahren währenddessen die NPC-Fahrer hinter euch die anderen Plätze unter sich ausmachen?
    Deshalb kam Nintendo ja auf die "grandiose" Idee mit dem blauen Panzer. Mein Hassobjekt Nummer 1, wenn es bei Videospielen jemals eins gegeben hat.

  4. Khorneblume hat geschrieben: 17.10.2020 10:12
    HellToKitty hat geschrieben: 17.10.2020 08:50 "Gummiband-KI" scheint ja das Schlagwort hier zu sein um um etwas vermeintlich negatives zu benennen. Dabei wird aber auch immer konsequent vergessen, dass diese Spielmechanik spannende Rennen überhaupt erst möglich macht. Klar bei einer Rennsimulation ist das unerwünscht, aber Fun-Racer werden erst dadurch wirklich spannend, oder wollt ihr alleine vorne wegfahren währenddessen die NPC-Fahrer hinter euch die anderen Plätze unter sich ausmachen?
    Och, es gab schon einige Funracer die auch ohne Gummiband recht knackig waren. Diddy Kong Racing fand ich seinerzeit recht anspruchsvoll, genau wie CTR. Man muss die KI nur gut genug hinbekommen. Gummiband ist doch eher eine Variante wenn man es sich als Entwickler einfacher macht. Zumal das bei Racern mit Waffen immer dazu führt, das man sich keinerlei taktischen Vorsprung heraus fahren kann.
    Der Stachelpanzer direkt vorm Ziel ist selbst mit 3-4 Sekunden Vorsprung ein sicherer Lose. Bei Gummiband ist das dann wirklich nur noch Kniffel mit Rädern.
    Die Frage ist halt, was heißt gute KI - fehlerfreies Fahren? Das heißt dann aber auch, dass nur diejenigen gewinnen können, die selber weniger Fehler machen als die KI. Das kann man machen, steht aber dem Konzept entgegen, dass jeder mal ne Runde gewinnen soll. Was wahrscheinlich bei einem Spiel wie Mario Kart eine sinnvolle Designentscheidung ist, da man ja keine Fahrsimulation machen will sondern ein kurzweiliges kompetitives Spiel was von jedem sofort aufgegriffen werden kann. Deshalb baut man eine Gummiband KI ein, was gut umgesetzt ja nichts anderes bedeutet als, wenn der Spieler gut fährt, dann ziehen auch die KI-Gegner an und wenn der Spieler schlecht fährt, fahren auch die Gegner etwas schlechter. Das muss jetzt nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Spieler das Gefühl hat, dass sich die gegnerischen Fahrzeuge an den Spieler heranteleportieren, sondern kann auch subtil...

  5. Gut für Familien mit großem Haus und Laminatboden. Meine Bude ist für sowas zu klein und vollgestellt. Achja und nen durchgängigen Teppichboden hab ich auch, bis auf Küche und Bad.

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