Die andere Seite der Medaille

Das kann doch kein Zufall sein? Just in der Woche, in der Hotline Miami 2 mit stylischem Retro-Artdesign und brachialer Action auf PC und PlayStation-Systemen erscheint, taucht LA Cops auf Xbox One auf – am PC befindet sich der Titel noch in der Early-Access-Phase. Warum das überhaupt relevant ist? Nun, abseits des visuellen Designs setzen beide auf eine ähnliche Basis: Bei beiden muss man mit dem Protagonisten Abschnitte in einer überschaubaren Größe im Stile eines modifizierten Zweistick-Shooters von bösen Buben säubern. Selbstverständlich mit einer erhöhten Portion Pixelgewalt. Und wenn es sein muss, mit den Waffen, die man den ausgeschalteten Kontrahenten abgenommen hat. Was sich ebenfalls beide teilen, ist trotz der Möglichkeit, einzelne Ziele zu markieren, ein erhöhtes Anforderungsprofil. Ist man unvorsichtig, stirbt man in Los Angeles ebenso schnell wie in Miami. Denn hier wie da gibt es Feinde, die auf stets gleichen Routen patrouillieren, während andere sich auch mal neue Wege suchen und natürlich im unpassendsten Moment durch die Tür kommen, hinter der man Deckung gesucht hat, um seine nächsten Schritte zu planen. Und spätestens, wenn in dem guten Dutzend Abschnitte überraschende Wellen von Gegnern auf einen zustürmen und Bosse versuchen, einen mit Blei vollzupumpen, flucht man hier fast so laut wie bei Dennatons Pixelgewalt.

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Ein isometrischer Hotline-Miami-Klon? Die beiden Titel haben viele Gemeinsamkeiten – bis hin zum Schwierigkeitsgrad. © 4P/Screenshot

Doch wo Hotline Miami in die bitterbösen Pixelabgründe des Gangster-Milieus der Florida-Metropole abtaucht, steht hier die Polizei im Mittelpunkt – LA Cops ist quasi der gesetzestreue Halbbruder von Hotline. Angesiedelt in den 70er Jahren, ist aber nicht nur die andere Seite der juristischen Medaille ein Unterscheidungsmerkmal. Im Gegensatz zu Hotline ist man hier wie in Starsky & Hutch oder Die Straßen von San Francisco zu zweit unterwegs, wobei man sein Duo aus einem halben Dutzend Cops mit unterschiedlichen Charakteristika auswählen kann. Auf die eingespielten Zwischensequenzen hat die Zusammenstellung allerdings keine Auswirkung. Und die jeweiligen Vorteile oder Defizite hinsichtlich Geschwindigkeit, Lebensenergie oder Magazingröße kann man durch Aufwertungen stärken bzw. kompensieren. Die dafür nötigen Erfahrungspunkte erhält man, wenn man die Missionen erfolgreich abschließt.

Nimm du ihn, ich hab ihn sicher


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Das Konzept mit zwei Figuren agieren zu können ist taktisch interessant, krankt aber an KI-Macken – und einen zweiten menschlichen Mitspieler kann man auch nicht wählen. © 4P/Screenshot

Zwar kann man nicht kooperativ spielen (wieso eigentlich nicht?), doch mit der Kontrolle über zwei Figuren ergeben sich taktische Möglichkeiten, wie sie Hotline Miami schlichtweg nicht bieten kann. Zum einen kann man per Tastendruck zwischen beiden hin und her schalten, wobei der inaktive in eine Art  Deckungs-/Wachmodus schaltet und alle Feinde unter Beschuss nimmt, die sich in seinen Sichtkegel bewegen. So kann man sich bei Bedarf Stück für Stück vortasten und immer sicher sein, dass die beiden Kollegen sich gegenseitig Deckung geben. Und zum anderen kann man seinen Partner an eine bestimmte Position beordern, was man nutzen kann, um z.B. gemeinsam einen Raum zu stürmen. Vor allem Letzteres gestaltet sich in der Praxis jedoch als unnötig hakelig. Viel zu häufig findet der Kollege nicht die Position, die man ihm eigentlich zugedacht hatte oder er stellt sich ab und an sogar mit dem Rücken zum Raum auf – was natürlich für Feuergefechte eine denkbar ungeeignete Position ist.


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