Fazit
Wie fühlt es sich an, über Jahrhunderte ein antikes Volk zu führen? Über weite Strecken faszinierend angesichts des enormen Spektrums an Möglichkeiten, aber manchmal frustrierend en detail. Sehr oft verblüffen soziale, wirtschaftliche und diplomatische Wechselwirkungen, dann wird man von mehr Masse als Klasse erschlagen oder muss das Nützliche umständlich suchen. Wer mit der globalen Strategie von Paradox vertraut ist, wird sich also sofort heimisch fühlen, während sich Einsteiger nach dem oberflächlichen Tutorial in den Möglichkeiten verirren. Vieles baut auf dem bekannten Fundament auf, das man strukturell aus Europa Universalis 4 und thematisch bereits aus Europa Universalis: Rome kennt. Die Schweden bereichern ihre globale Strategie-Maschine um einige neue Rädchen, die letztlich für mehr Spieltiefe sorgen. Hat man sich einmal hineingefuchst, dann dampft und rattert es, dann fühlt man sich tatsächlich wie ein Imperator, der die Richtung vorgibt. Aber kaum wähnt man sich auf dem Weg zur Weltmacht, sorgen Verräter für Bürgerkriege, Barbaren für Unruhe oder feindliche Allianzen für geostrategisches Umdenken. Es ist erstaunlich, wie vielen historischen Einflüssen und Konflikten man begegnet, auch wenn es wie immer bei einem Spiel dieser Dimension einige anachronistische Abstriche gibt. Als Anführer bekannter antiker Mächte wie Rom oder Karthago wird man wesentlich authentischer unterhalten als mit Kelten, Germanen & Co. Und so edel die Weltkarte auch aussieht: So langsam sollte sich Paradox von der betagten Clausewitz-Engine trennen, damit Schlachten in einem Eroberungsspiel nicht nur Statistiken sind. Trotz der Stagnation auf der Ebene der Präsentation bietet dieses Imperator: Rome aber genug Spieltiefe, auch hinsichtlich der militärtaktischen Vorbereitung, so dass geduldige Strategen viel Spaß damit haben werden.
Wertung
Wie fühlt es sich an, über Jahrhunderte ein antikes Volk zu führen? Über weite Strecken faszinierend angesichts des enormen Spektrums an Möglichkeiten, aber manchmal frustrierend en detail und zu statisch in der Präsentation.
Lustig, mir fehlen zwar deine Vor-EU-Erfahrungen, aber sonst deckt sich das. Auch der Teil mit dem HRR, was mich trotzdem nicht davon abgehalten hat, Europa mit Trier immer wieder theokratisch zu unterjochen. Lauf, Franzose! Aber egal ob das Hordenprinzip, der Ansatz der Ostreiche, Ming, Apachen, jeder religiöse Einfluss, all das beeinflusst die mögliche Spielweise. Gott, was könnt ich Geschichten ausm Kriech erzähln. Und ein Hoch auf die Guides..
Bezüglich Komplexitäten der unterschiedlichen Paradox-Spiele:
Mein erster Kontakt mit den Paradox-Spielen war Victoria 2. Ich hatte das Spiel durch Zufall gesehen und es hat mich an Risiko erinnert, was mich der Kaufgrund war. Und meine Fresse, von Sekunde 1 an war ich mit dem Spiel überfordert. Ich wollte es unbedingt spielen, aber ich habe auf Teufel komm raus nichts geblickt. Eine Alternative zu Vic2 war damals CK2, das a) ein Tutorial hatte und b) einfach an sich weniger Komplex war, bzw. die Komplexität weniger in die Breite ging, dafür mehr in die Tiefe. Der Einstieg in CK2 war etwas einfacher als Vic2, konnte mich aber vom Konzept her nicht so abholen wie Vic2, weshalb ich es auch sehr schnell aufgegeben hatte. Eigentlich hatte ich da mich von Paradox komplett verabschiedet und eingesehen, dass ich meine liebgewonnenen Erinnerungen an Risiko, dem Brettspiel, den Kartenspiel und dem PSX-Ableger (habe in allen hunderte Stunden mit Kumpels gesteckt), nicht mehr wiedererleben werde.
Und dann kam EU4 raus. Das hatte damals den Ruf der kleine Casual-freundliche Ableger für Grandstrategyspiele von Paradox zu sein. Bzw. hatte die negative Konnotation. Mir war es wurst. Ich dachte nur, cool, vielleicht schaffe ich das doch noch. Und voila, in EU4 habe ich den Einstieg in das Paradox-Universum dann doch gepackt. Sicherlich habe ich erst nach gut 200h Spielzeit das erste Mal eine Partie gestartet, die ich auch beendet habe ohne das mir mein Reich in allen Ecken zusammengebrochen ist. Meine Güte, eines meiner ersten Partien war mit Polen (bin Pole und deswegen wollte ich natürlich Polen auch spielen). In einer meiner ersten Partien hat mich das osmanische Reich auseinander genommen. Dann habe ich mehrere Partie-Anläufe gebraucht um mit den Osmanischen Reich umgehen zu können. Dann hatte ich das erste Mal auch endlich Polen-Litauen gegründet und sofort war ich in meinem neuen Reich nur mit Rebellionen beschäftigt, was mir meine Manpower komplett zerfressen hat und dann...
@wdallmeyer
Momentan bin ich aber ohnehin mit I:R beschäftigt, trotzdem schade. EU war mir spielmechanisch immer am symphatischsten. Danke für die Aufklärung, dachte ich schon ich hätte es übersehen, was doch blöd wäre...