Verräter und Stabilität im Blick

Im Gegensatz zu Crusader Kings geht es zwar in erster Linie um die staatliche und nicht die dynastische Entwicklung – sprich: Es gibt zwar Persönlichkeiten, Rivalitäten und Sippen, aber man entwickelt keine Familien, sondern eine Nation. Trotzdem sollte man vor allem ein Auge auf die Loyalität haben. Vor allem, wenn potenziell Abtrünnige auch noch beliebt sind. Als ich einen Feldzug mit den Friesen nach Osten führte, sprang ein Häuptling mitten im Krieg mit seiner Armee ab. Und als ich mit den Karthagern in Spaniern kämpfte, marodierte ein verräterischer Gouverneur in Nordafrika. Gerade diese Zwischenfälle sorgen immer wieder für Spannung. Wenn man nämlich Pech hat, teilt sich das Reich mitten in einem Feldzug plötzlich in zwei Hälften. Daher sind neben der grundsätzlichen Stabilität (-3 bis +3), die sich auf Steuern, Forschung, Bleibtheit und Loyalität auswirkt, auch die Personalentscheidungen sowie die Beobachtung der einzelnen Loyalitätswerte wichtig.

Sind die sehr niedrig, hat man die Wahl: Man kann versuchen, eine Freundschaft über Geschenke, Gehalt, Ämter & Co aufzubauen, was Geld kostet. Oder man diskrediert den Wankelmütigen, sperrt ihn ein, bringt ihn um oder lässt ihn in der Arena um seine Freiheit kämpfen, was u.a. die Tyrannei erhöht, die wiederum Bürger unzufrieden und Sklaven produktiver macht. Sehr schön ist, dass man in übersichtlichen Tabellen u.a. nach Beliebtheit oder Loyalität filtern kann und dass es auch Nachrichten über potenziell Abtrünnige gibt. Auch so manches Ereignis kann Warnung sein: Wenn ein Gouverneur in einer Dürreperiode ein rauschendes Fest gibt und sich die Untertanen beschweren, fängt der Ärger meist erst an…

Ausbau des Reiches


Die Personalentscheidungen sind zudem wichtig für den Ausbau des Reiches, zumal die Untertanen sehr vielfältig nach Kultur, Religion und Status abgebildet werden – es gibt Bürger, freie Männer, Stammesmitglieder und Sklaven, wobei jede Gruppe zu

[GUI_STATICIMAGE(setid=85801,id=92586871)]
Wer die Friesen oder andere kleinere Stämme spielt, muss einige Abstriche machen. © 4P/Screenshot

etwas anderem beiträgt, sei es etwa Nahrung oder Steuern. Und man kann für soziale Mobilität und damit Spezialisierungen sorgen, um dieses Verhältnis anzupassen. All das wirkt sich auf das Zusammenspiel mit dem Gouverneur der Provinzen sowie deren Stabilität und Einnahmen aus. Entweder man automatisiert die Entwicklung der Provinz in neun Bereichen wie Reichtum, Konvertierung, Handel, Autonomie, Zivilisationsstufe oder man baut manuell Gebäude wie Marktplatz, Trainingslager, Kornspeicher oder Festung, um selbst für mehr Profite, Rekrutenreserve, Bevölkerungswachstum oder Verteidigung zu sorgen. 

Apropos Profite: Paradox inszeniert den Handel besser als in Europa Universalis 4 – aber weit ab von der Fülle, Plausibilität sowie Kreislauftiefe eines Anno 1800. Man kann sich Importe sowie Exporte von Salz, Wein, Weizen & Co anzeigen lassen, erkennt die Überschüsse in der Hauptstadt sowie ihre Auswirkungen und kann pro Provinz eigene Routen anlegen. Außerdem sorgen bestimmte Waren nicht nur dafür, dass die Bevölkerung wächst oder die Zufriedenheit steigt, und zwar je nach Ware anders für Sklaven, Bürger, freie Männer etc., sondern auch dafür, dass man etwas produzieren bzw. rekrutieren darf: Nur wer Eisen hat, darf Hopliten, nur wer Pferde hat, darf Kavallerie ausbilden. Übrigens: Wer sich in den Miesen befindet, muss noch kein Game Over fürchten, aber kann nichts rekrutieren oder bauen.

Auch wenn der Handel durchaus Laune macht, sorgt er aber auch immer wieder für Stirnrunzeln. Manchmal weiß man einfach nicht, warum dieses weit entfernte Volk plötzlich etwas importieren will, obwohl die Importstrecke doch viel zu weit und laut Handelskarte andere Regionen mit derselben Ressource deutlich näher liegen. Warum kostet mich der Import von Getreide aus dem Umfeld Karthagos genauso viel Zivilmacht wie jenes aus dem fernen Ägypten? Und warum ist der Handelswert derselbe?

  1. Lustig, mir fehlen zwar deine Vor-EU-Erfahrungen, aber sonst deckt sich das. Auch der Teil mit dem HRR, was mich trotzdem nicht davon abgehalten hat, Europa mit Trier immer wieder theokratisch zu unterjochen. Lauf, Franzose! Aber egal ob das Hordenprinzip, der Ansatz der Ostreiche, Ming, Apachen, jeder religiöse Einfluss, all das beeinflusst die mögliche Spielweise. Gott, was könnt ich Geschichten ausm Kriech erzähln. Und ein Hoch auf die Guides..

  2. Bezüglich Komplexitäten der unterschiedlichen Paradox-Spiele:
    Mein erster Kontakt mit den Paradox-Spielen war Victoria 2. Ich hatte das Spiel durch Zufall gesehen und es hat mich an Risiko erinnert, was mich der Kaufgrund war. Und meine Fresse, von Sekunde 1 an war ich mit dem Spiel überfordert. Ich wollte es unbedingt spielen, aber ich habe auf Teufel komm raus nichts geblickt. Eine Alternative zu Vic2 war damals CK2, das a) ein Tutorial hatte und b) einfach an sich weniger Komplex war, bzw. die Komplexität weniger in die Breite ging, dafür mehr in die Tiefe. Der Einstieg in CK2 war etwas einfacher als Vic2, konnte mich aber vom Konzept her nicht so abholen wie Vic2, weshalb ich es auch sehr schnell aufgegeben hatte. Eigentlich hatte ich da mich von Paradox komplett verabschiedet und eingesehen, dass ich meine liebgewonnenen Erinnerungen an Risiko, dem Brettspiel, den Kartenspiel und dem PSX-Ableger (habe in allen hunderte Stunden mit Kumpels gesteckt), nicht mehr wiedererleben werde.
    Und dann kam EU4 raus. Das hatte damals den Ruf der kleine Casual-freundliche Ableger für Grandstrategyspiele von Paradox zu sein. Bzw. hatte die negative Konnotation. Mir war es wurst. Ich dachte nur, cool, vielleicht schaffe ich das doch noch. Und voila, in EU4 habe ich den Einstieg in das Paradox-Universum dann doch gepackt. Sicherlich habe ich erst nach gut 200h Spielzeit das erste Mal eine Partie gestartet, die ich auch beendet habe ohne das mir mein Reich in allen Ecken zusammengebrochen ist. Meine Güte, eines meiner ersten Partien war mit Polen (bin Pole und deswegen wollte ich natürlich Polen auch spielen). In einer meiner ersten Partien hat mich das osmanische Reich auseinander genommen. Dann habe ich mehrere Partie-Anläufe gebraucht um mit den Osmanischen Reich umgehen zu können. Dann hatte ich das erste Mal auch endlich Polen-Litauen gegründet und sofort war ich in meinem neuen Reich nur mit Rebellionen beschäftigt, was mir meine Manpower komplett zerfressen hat und dann...

  3. NoRd87 hat geschrieben: 29.04.2019 15:49
    wdallmeyer hat geschrieben: 29.04.2019 13:52
    James Dean hat geschrieben: 29.04.2019 10:39
    Gar nicht. Die Standard-UI ist einfach absolute Grütze, was die Größe betrifft. Je höher die Auflösung, desto mikroskopischer die Symbole und Texte. Da helfen leider nur Mods, wenn überhaupt.
    Das stimmt so nicht (mehr). I:R kann mittlerweile stufenlos das UI skalieren (im Einstellungsmenü). Selbst CK2, EU4 und Stellaris haben mittlerweile native UI-Skalierung, auch wenn die noch als "experimentell" tituliert ist.
    Ich spiele I:R auf 4K und es spielt sich wirklich prächtig.

    Ich habe jetzt ca. 1 1/2h das Tutorial von I:R gespielt und kann es wohl endgültig bestätigen. Lässt sich problemlos in 1440p spielen. Die grösse des UIs lässt sich hervorragend an die eigenen Bedürfnisse anpassen. So sollte es für jeden gut spielbar sein...
    Aber bei EU4 kann ich keine solche Skalierungsoption im Einstellungsmenu finden. Wo genau und funktioniert das auch sauber? Wie gesagt, bräuchte ich bei EU4 eine eingebaute Zoomoption in meinen Augen :lol: , um das vernünftig in 1440p spielen zu können.
    @Heinz-Fiction
    Kann ich so nicht wirklich nachvollziehen. Ich spiele viel Globalstrategie und die Paradoxspiele sind immer noch die Komplexesten da draussen. Bei I:R brauche ich sicher noch 5-10h, um mal richtig reinzukommen. Vom Komplexitätsmonster EU4 (und CK 2 sicher auch, an dem habe ich aber momentan kein Interesse) ganz zu schweigen, da bräuchte ich wohl für einen Einstieg mal eher so 20-30h. Man muss natürlich bei mir berücksichtigen, dass ich seit EU 3 mit allen DLCs kein Paradox Spiel mehr ausgiebig gespielt habe, was das Ganze natürlich relativiert. Genauso relativieren sich die Vorwürfe nach fehlender tiefe aber, wenn jmd. in einzelnen oder allen PD Spielen 1k+ Stunden verbracht hat. Was erwartet man denn? Irgendwann kennt man halt jede Mechanik in und auswendig...
    Vielleicht solltest du dir mal Wargames diverser Hersteller genauer anschauen. Je nach...

  4. @wdallmeyer
    Momentan bin ich aber ohnehin mit I:R beschäftigt, trotzdem schade. EU war mir spielmechanisch immer am symphatischsten. Danke für die Aufklärung, dachte ich schon ich hätte es übersehen, was doch blöd wäre...

  5. NoRd87 hat geschrieben: 29.04.2019 15:49
    wdallmeyer hat geschrieben: 29.04.2019 13:52
    James Dean hat geschrieben: 29.04.2019 10:39
    Gar nicht. Die Standard-UI ist einfach absolute Grütze, was die Größe betrifft. Je höher die Auflösung, desto mikroskopischer die Symbole und Texte. Da helfen leider nur Mods, wenn überhaupt.
    Das stimmt so nicht (mehr). I:R kann mittlerweile stufenlos das UI skalieren (im Einstellungsmenü). Selbst CK2, EU4 und Stellaris haben mittlerweile native UI-Skalierung, auch wenn die noch als "experimentell" tituliert ist.
    Ich spiele I:R auf 4K und es spielt sich wirklich prächtig.

    Ich habe jetzt ca. 1 1/2h das Tutorial von I:R gespielt und kann es wohl endgültig bestätigen. Lässt sich problemlos in 1440p spielen. Die grösse des UIs lässt sich hervorragend an die eigenen Bedürfnisse anpassen. So sollte es für jeden gut spielbar sein...
    Aber bei EU4 kann ich keine solche Skalierungsoption im Einstellungsmenu finden. Wo genau und funktioniert das auch sauber? Wie gesagt, bräuchte ich bei EU4 eine eingebaute Zoomoption in meinen Augen :lol: , um das vernünftig in 1440p spielen zu können.
    Mit EU4 hast Du Recht. Ich habe gerade erst CK2 gespielt und habe da die Skalierungsoption gesehen. Da EU4 neuer ist als CK2 bin ich einfach davon ausgegangen, dass EU4 nun auch die Option hat. K.A. warum Paradox das da nicht eingebaut hat ;-)

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1