Drehen, Hopsen, Denken
Die dem Ganzen zugrundeliegende 2D-Mechanik ist dabei aber schnell durchschaut und bis ins Detail durchdacht: Schon früh im Spiel nämlich kann Horace, wenn er an eine Wand kommt, einfach daran hoch und sogar kopfüber an der Decke laufen. Damit einher geht nicht nur ein Perspektivtausch um 90 Grad für mehr Übersicht, sondern auch ein regelmäßiger Wechsel der Schwerkraft: Wer also eine Wand hochgeht und dann über eine Kante springt, kann plötzlich völlig anders durchs Level rauschen.
Die Idee des Kopfüber-Laufens an der Decke ist natürlich nicht neu: Schon 1986 konnte der Spinnenroboter im britischen C64-Spiel Arac kopfüber durchs Level stapfen, auch Irems NES-Mech-Actioner Metal Storm bot schon vor zwanzig Jahren ein ähnliches Feature. Als so ausgeklügeltes und gleichzeitig wesentliches Spielelement wie in Horace habe ich die Idee aber noch nie umgesetzt gesehen: In beinahe jedem Raum gibt es Elemente, die explizit um diese Mechanik herumgebaut sind – dazu zig Bonusgegenstände oder Geheimräume, die man nur erreicht, wenn man punktgenau hüpft und dabei buchstäblich um die Ecke denkt.
Shoppingtour mit Flaschenpfand
Horace’ früh kommunizierte Lebensaufgabe, das Sammeln von einer Million Stück Müll, erweist sich dabei als doppelter Kniff: Stets ist man bemüht, alle herrenlosen Teile in einem Raum einzusacken – weil man damit der magischen 1.000.000 näher kommt und weil eine „Alle Teile eingesammelt“-Meldung eine Kammer als vollständig entmüllt bestätigt. Zudem können die guten Stücke beim örtlichen Schrotthändler in bares Geld getauscht werden. Manche Upgrades winken nach geschafften Bosskämpfen, anderer shoppt Horace dann mit der Kohle bei der lokalen Roboter-Boutique: So wird sein anfangs bescheidenes Moverepertoir wird durch Schwimmfähigkeit, Zappelsprung nach Yoshi-Art, Rammattacke, Müll-Magnet oder geducktes Laufen erheblich erweitert – was euch wiederum entweder das Vorankommen und Beutemachen erleichtert oder, nach Metroidvania-Manier, Zutritt zu neuen Abschnitten gewährt.
Wer Sorge hat, die finale Sequenz auszulösen, obwohl er eigentlich noch etwas erledigen könnte, der darf aufatmen – der letzte Speicherpunkt vor dem Finale kann nach dem Abspann erneut betreten werden.
Wäre cool, wenn dazu noch ein Videotest käme. Klingt top.
Schöner Test, das Lesen hat Spaß gemacht.