„Das schafft sie nie!“

Es gibt aber nicht nur spielerische Elemente, über die natürlich eine Beziehung zur Hauptfigur entsteht, es gibt vor allem eine überragende und allgegenwärtige Inszenierung, die Senua eine außergewöhnlich starke Präsenz verleiht. Die junge Frau meldet sich ja nicht nur in kurzen Filmen zu Wort, sondern sehr häufig auch im eigentlichen Spiel – nicht immer als sie selbst, fast durchgehend sind aber die Stimmen zu hören, die sie überallhin begleiten.

Die eine rollt Ereignisse aus ihrer Vergangenheit auf, eine andere beschwört mit unverhohlener Schadenfreude ihr Versagen, eine weitere warnt im Kampf vor Angriffen, die nächste sagt ihr, was sie tun soll. Unberechenbar wechseln sie von links nach rechts nach hinten. Andauernd raunen oder flüstern sie und gelegentlich spricht Senua mit ihnen. Mal schaut sie dabei in den leeren Raum, mal direkt in die Kamera. Sie sind gleichzeitig Erzähler, Hilfestellung und auf diese Art starkes Bindeglied zwischen dem Geschehen auf dem Bildschirm und dem subjektiven Kopfkino. Ihr ständiges Flüstern oder Raunen überträgt die Unsicherheit und Unruhe in Senuas Kopf auf

[GUI_STATICIMAGE(setid=82442,id=92550563)]
Wuchtige Duelle mit mächtigen Gegnern muss Senua trotzdem schlagen. Wahlweise passt sich der Schwierigkeitsgrad automatisch an. © 4P/Screenshot

den Spieler.

Nur das Spiel

Der Ton gehört ohnehin zu den Stärken der Inszenierung: Die akustische Gestaltung ist hervorragend und wird von einem ruhigen Soundtrack getragen, mit dem Combichrists Andy LaPlegua eine ebenso geheimnisvolle wie verstörende Atmosphäre erzeugt. Folgt der Empfehlung des Spiels und setzt Kopfhörer auf!

Ähnlich eindrucksvoll gelingen Ninja Theory die Kulissen, in denen aufwändig gearbeitete Details an Gebäuden ebenso beeindrucken wie ein alles überragender Turm in der Ferne; das Ziel der Reise. Häufige Änderungen des Wetters, des Lichts sowie andere Kleinigkeiten spiegeln zudem auf eindringliche Weise Senuas wechselhaften Geisteszustand wider. Schade, dass sie nicht wenigstens hin und wieder ein Objekt anfasst, das nichts mit ihrem Vorankommen zu tun hat, oder einen Gegenstand in die Hand nimmt. Das hätte die Umgebung noch mehr zu einem plastischen Schauplatz werden lassen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=82442,id=92550560)]
Überragend sind die Nahaufnahmen der Kriegerin: Aus technischer Sicht ist Senua die derzeit fortschrittlichste Videospielfigur. © 4P/Screenshot


Klasse dafür, dass Hellblade bis auf eine einzige frühe Ausnahme komplett auf Einblendungen verzichtet! Jede Information wird durch Animationen, die Stimmen oder Geräusche vermittelt. Man spielt kein Menü, sondern begreift das Abenteuer, indem man sich hineindenkt. Senua und ihre Erlebnisse stehen dadurch noch stärker im Vordergrund.

Wo echte und virtuelle Welt aufeinandertreffen

Dabei ist die Hauptfigur viel näher dran an einer realen Schauspielerin als jeder andere Videospiel-Charakter. Denn tatsächlich ist die junge Frau in manchen Szenen kaum von ihrem Alter Ego Melina Juergens zu unterscheiden, die Senua eine einzigartige physische Präsenz verleiht. Alleine die Intensität ihrer Gesichtszüge, die Ninja Theory so detailgenau in die virtuelle Welt überträgt wie kein anderes Studio, ist phänomenal.

  1. Nach meiner kleinen Hitman 3 Session, steht nun Hellblade auf dem Programm.
    Ich habe das Spiel ständig vor mir hergeschoben und dank Corona jetzt damit angefangen. Ich wusste zwar das man eine Verrückte spielt, aber diese Intensität ist wirklich der Hammer besonders mit Kopfhörer erlebt man richtige Gänsehautmomente.

    Spoiler
    Show
    Den ersten Boss diesen Illusion Dämon habe ich gestern besiegt

  2. Aidn hat geschrieben: 28.03.2018 16:26 Und ich bin voll im Thema drin, Nordische/keltische Mythologie, ruhiger Spielverlauf, geniales Charakter-Design, etc.
    Das ist eigentlich alles meins. Darum meine Enttäuschung, die ich schon ausreichend begründet habe.
    Ich glaube, da liegt dein Problem mit dem Spiel, du verkennst das Thema des selbigen und deswegen siehst du Lücken, wo eigentlich keine sind. Das ist, ohne dir zu nahe treten zu wollen, als würde man sich über oben oder unten liegenden Nockenwelle unterhalten und dein Kommentar dazu "ein richtiger Ferrari muss rot sein" wäre. Ich habe zwar auch ein paar Kleinigkeiten vermisst, aber ich fürchte, das sind ganz andere Sachen als bei dir.
    Aidn hat geschrieben: 30.03.2018 14:40 Wenn ich mal genug "krank im Kopf" bin kann ich dieses Spiel sicherlich in vollen Zügen nachvollziehen und genießen. :roll:
    Das Gegenteil dürfte der Fall sein, und das zeigt eigentlich nochmal sehr deutlich, dass du nicht "voll im Thema drin" bist.
    Aidn hat geschrieben: 28.03.2018 16:26 Am Rande: Warum ist heute eigentlich neben dem (weitestgehend) AAA-Rotz von UBI und EA (fast) alles darksoulig.? Warum muss die Herausforderung immer gnadenloser, immer extremer und immer unzugänglicher für Spieler mit geringerem Zeitkontingent werden?
    An dieser Stelle bin ich dann vollkommen verwirrt. Ich bin jetzt weder mit sonderlich viel Zeit gesegnet, noch ein Freund von "Scheitern als Konzept". Bei Senua's Sacrifice sehe ich das allerdings nicht. Zwar hab ich auch hier ab und zu ordentlich eins drüber gekriegt, aber das lag wohl eher daran, dass ich kein übermäßig guter Spieler bin, nicht daran, dass man hier zigmal die Gegner anlaufen muss, um ihre Schwächen zu finden und auch nicht daran, dass man sich über Stunden zig Kombos anlernen müsste.

  3. bnaked hat geschrieben: 15.04.2018 02:12 Gerade die alten Gamer, die mit absoluten Spielkram aufgewachsen sind, tun sich nun schwer damit, das Medium als Kunst zu verstehen.
    Das witzige ist, dass einige hier schreiben, dass sie ja so erwachsen und anspruchsvoll sind, und dann aber Hellblade kritisieren, weil es nicht mehr wie der alte kindliche Spielkram designt ist. ^^
    Hellblade ist schon ziemlich intellektuelle Unterhaltung, da geht es um Metaphern und Symbolik, man muss ständig interpretieren, selbst das Gameplay wird hier interpretiert, und wenn man dann erstmal diesen Wert erkennt, und wenn man erkennt, wie großartig hier alles harmoniert und Sinn ergibt, wie großartig hier Gameplay, Story, Art-Design, Sound und alles andere zusammenkommt und ein starkes Ganzes ergibt, dann ist es nunmal eine Offenbarung.
    Komich komich, ich zocke seit Zeiten des ZX Spectrum und kann den zweiten zitierten Absatz trotzdem nur unterschreiben. Selbst das im Fazit monierte lange Umherlaufen gehört für mich zwingend in das Spiel, genauso wie eben "erzählerisch interessanten Gegenstände zum Aufheben, Begutachten oder Kombinieren für Rätsel" nicht hinein gehören, denn die Monotonie und Einfachheit ist Teil des Gesamtwerkes. Letztendlich kann es also nicht am Alter liegen, wenn man mit dem Spiel nicht klarkommt.
    Btw, ja, Senua's Sacrifice ist in gewisser Weise ein interaktives Erlebnis. Andererseits ist es gut, dass es gleichzeitig "nur ein Spiel" ist.

  4. mr archer hat geschrieben: 21.07.2020 14:52 ABER: Wie kann man einem Spiel 90 Prozent am PC verpassen, bei dem es nicht möglich ist, das Movement frei zu belegen? So etwas ist im Jahr 2017 entwicklerseitig unentschuldbar und kann niemals eine Platin-Wertung erhalten. Zumal Ninja Theorie BIS HEUTE auf die Spielerkritik hierzu pfeift. Hier wurde ganz offensichtlich von Benjamin mit Controller gespielt. Da mag das dann alles schön fluffig laufen. Für mich war der Kampfteil des Spiels wegen der schlechten PC-Anpassung mehr Ärgernis als Thrill. So etwas sollte in einer Review schon Erwähnung finden.
    Hmm, da ich eine Niete am Controller bin, spiele ich zwar immer mit Maus und Tastatur. Dennoch bin ich sicher kein Tastenakrobat, hatte bei diesem Spiel aber keinerlei Probleme.
    Davon abgesehen, ich habe es gerade extra nochmal kurz gestartet, kann ich über Optionen - Steuerung die Tastenbelegung ändern. Nachdem der letzte Patch 2 Jahre alt ist, dürfte das kaum eine neue Funktion sein. Was genau meinst du also mit "das Movement frei zu belegen"?

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1