Am Anfang scheint alles friedlich - doch schon schnell merkt ihr, dass in City 17 einiges faul ist.
Am Anfang scheint alles friedlich – doch schon schnell merkt ihr, dass in City 17 einiges faul ist. © 4P/Screenshot

Die erste halbe Stunde entpuppt sich an ihrem Ende als geschickt getarnter, spielbarer Prolog: Ihr seid unverwundbar, und damit nur eine Art interagierender Beobachter. Nichtsdestotrotz ist bereits dieser Einstieg atmosphärisch dichter als so mancher Thriller: Ihr entkommt gerade so polizeilicher Brutalität, trefft auf viele seelisch geknickte Menschen, müsst unerwartet flüchten – und trefft auf Wachmann Barney, den zerstreuten Dr. Kleiner sowie auf Alyx, die sich im Laufe des Spiels als getreue Begleiterin und Retterin in der Not erweisen wird. Steckt ihr erstmal in eurem bewährten Anzug, geht es richtig los.

 


Schöne neue Welt?


Gemäß der Half-Life-Tradition bekommt ihr es hier nicht mit einzelnen Levels, sondern mit einer großen Welt zu tun, deren Abschnitte logisch miteinander verbunden sind. Ihr beginnt in City 17, schlagt euch durch schummrige Kanäle, rast mit einem Propellerboot über Flüsse und landet in der vor Untoten wimmelnden Kleinstadt Ravenholm. Danach geht es durch einen »28 Days later«-kompatiblen, Zombie-verseuchten Tunnel zu einer wunderschönen Küstenlandschaft, deren Landstraßen und Dörfer ihr mit einem spritzigen (und schwer bewaffneten) Buggy erkundet. Über eine gigantische Brücke landet ihr in einem düsteren Gefängnis, woraufhin ihr schließlich wieder in City 17 ankommt. Dort erwartet euch ein Kleinkrieg zwischen Rebellen und den mysteriösen Combine-Forces, gegen dessen Straßenschlachten jedes Medal of Honor hoffnungslos unterlegen ist. Am Ende bekommt ihr die gigantische Zitadelle vom Spielanfang von innen zu sehen, gegen die die Matrix im Vergleich ein Ort der Freude und des Friedens ist. Vom Anfang bis zum Ende braucht ihr auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad etwa 15 Stunden, wobei die Härte des Spiels jederzeit in drei Stufen regelbar ist.

 

All das wird durch ein lineares Schlauchsystem ermöglicht, welches einen Abschnitt übergangslos an den anderen münden lässt. Erkauft wird diese Freiheit mit erheblichen Ladezeiten, welche den Spielfluss auf Systemen mit weniger als einem Gigabyte RAM teilweise eine Minute lang aufhalten. Besonders ärgerlich ist das an den berüchtigten Tunnel-Stellen: Ihr trabt auf einem geraden Gang stur geradeaus, bis unerwartet der nächste Abschnitt geladen wird. Geratet ihr direkt danach in einen Kampf (was nicht selten passiert) und driftet nach hinten, wird wieder der vorherige Teil in den Speicher geschoben – woraufhin ihr wieder nach vorne müsst (Ladepause), um weiterzukommen. Und es ist tatsächlich weniger die Ladezeit an sich, als vielmehr die Ladehäufigkeit, welche so nervt – gerade in den Abschnitten auf einem Fahrzeug bekommt ihr den Ladebalken teilweise im Minutentakt zu sehen. Nichtsdestotrotz erzeugt dieses System das Gefühl einer »echten« Welt: Hier gibt es keine wilden Sprünge oder Stilbrüche, ein Abschnitt geht logisch in den nächsten über.


Hoch lebe die Physik!

 

 

Die Gravity Gun ist eure mächtigste Waffe - und wird zum Ende hin nochmal eine ganze Ecke stärker!
Die Gravity Gun ist eure mächtigste Waffe – und wird zum Ende hin nochmal eine ganze Ecke stärker! © 4P/Screenshot

In Half-Life 2 nehmt ihr unerwartet die Rolle eines beliebten Helden ein: Jeder kennt euch, jeder verehrt euch – jedenfalls in den euch freundlich gesinnten Reihen. Die Gegner, die auf Befehl des undurchsichtigen Dr. Breen agieren, sind da natürlich anderer Meinung: Combine-Soldaten, Zombies, Headcrabs, an die Bugs aus »Starship Troopers« erinnernde Antlions oder Manhacks (sirrende Häcksler, die Funken sprühend und mit unheimlichem Wespen-Sound heranschwirren) machen euch das Leben gehörig schwer. Dazu kommen noch dicke Hubschrauber, bewegliche Gunships oder die monströsen Strider, welche den Tripods aus »Krieg der Welten« ähneln – und mindestens ebenso verheerend austeilen können! In unregelmäßigen Abständen erwarten euch sogar Bossfights: In denen tretet ihr gegen besonders gut bewaffnete Helis, Gunships oder Monsterkäfer an.

 

 

Euer Waffensortiment hat dieser Bedrohung ordentlich was entgegenzusetzen: Pistole, Magnum, MG, Schrotflinte und Raketenwerfer mit lenkbaren Geschossen sind ein guter Anfang, die meisten Knarren haben außerdem einen zweiten Feuermodus. Die Armbrust, mit deren Stahlbolzen man Gegner an Wände tackern kann, ist schon besser. Richtig abgefahren wird es aber mit zwei Wummen: Nummer 1 sind die genialen »Pheropods«. Mit diesen Duftbeutelchen könnt ihr die sonst tödlichen Antlions auf eure Seite holen, und kontrolliert auf eure Feinde hetzen – die hirnlosen Biester stürzen sich kreischend auf alles außer euch. Nummer 2 ist die Gravity Gun: Mit der könnt ihr wie einst Darth Vader in »Das Imperium schlägt zurück« allerlei Dinge aufheben und mit Schmackes wieder wegstoßen: Heizkörper, Backsteine, Bretter, Schränke oder Sägeblätter, mit denen sich vorwitzige Feinde in zwei handliche Stücke zerteilen lassen. Dieses praktische Werkzeug wird kurz vor Spielende noch einmal verbessert, woraufhin ihr nicht mehr nur unbelebte Gegenstände werfen dürft…

  1. mafuba hat geschrieben: 16.05.2019 06:07 Hier eine Nachricht aus der Zukunft :D
    Im Jahre 2019 immer noch unerreicht - der beste FPS.
    Wo sind sie nur hin die Ego Shooter mit abwechslungsreichem Gameplay, coolen Ideen im generellen Spieldesign & Physik Spielchen die die Rechenpower ausreizen.
    Oder mal wieder ein philosophischer, kreativer FPS wie Bioshock?
    Wie wäre es mit einer sackguten KI wie damals vor langer Zeit in FEAR?
    Ja ich vermisse die besonderen FPS! ;) # RIP # Stalker, Bioshock, Half Life, Fear ...

  2. Half Life 2 ist zwar ein sehr guter Shooter und atmosphärisch sehr dicht (in der Original-Vertonung), aber es ist nicht der ultimative Shooter. Ich hätte 90% gegeben.

  3. Der beste Single Player First Person Shooter aller Zeiten meiner Meinung nach. Die Dystopie-artige Atmosphäre und das ewige Gefühl gejagt zu werden macht den Titel einzigartig. Es wird nie langweilig oder eintönig, weil es immer exakt im richtigen Moment einen Umbruch im Spielgeschehen gibt.
    Bevor mir ein Levelabschnitt zu nervig wird, komme ich in den nächsten. Bevor mir die Ballerei zu langweilig wird, kommt ein kleines Physikrätsel. Bevor ich auch nur daran denken könnte frustriert zu sein, weil ich nicht weiter komme, fällt mir die Lösung ein. Es ist so, als wüsste das Spiel, was ich denke.... tut es natürlich nicht, die Entwickler müssen einfach ewig viel Zeit in Balance und Qualitätskontrolle gesteckt haben.
    Ist der Abschnitt zu lang? Sollte nicht lieder noch ein Rätsel eingebaut werden? Welchen Sinn hat dieser Levelabschnitt? Ist er zu banal und sollten wir ihn überhaupt mit rein nehmen?
    Dieses Spiel ist bis ins letzte Bit perfekt durch designed und sowas habe ich nirgendwo anders erlebt. Jedes andere, noch so gute Spiel hat auch seine Frustmomente... Szenen, die nerven... Levelabschnitte die das Spiel nur strecken sollen und schelcht gebalanced sind. Half-Life 2 nicht...
    Valve hat das Spiel vor einiger Zeit technisch auf das Niveau von Episode 2 hoch gepatcht, was eine wesentlich bessere Grafikqualität mit sich bringt. Dadurch wurde der 6 Jahre alte Titel mal eben auf das Niveau von etwa 2007 angehoben, zumal die Source Engine ja mittlerweile HBAO unterstützt. Ein echter Geheimtipp für jeden, der dieses Meisterwerk noch nicht erleben durfte.

  4. muss ich auch noch mal weiter spielen...Ich habs auf der XBOX gespielt( die inzwischen ziemlich Schrott ist) und kam an der Stelle nicht weiter ,wo in so ner Festung (gefühlte) tausend Hubschrauber angreifen. Ist übrigens auch eine der wenigen Schwächen des Titels.....Zuoft kommen diese im Spiel vor. Und die Story interessiert mich auch nicht wirklich.
    Im Moment spiel ich Episode Two (Orange Box 360) und bin wieder total im HL Fieber.
    Kaum ein Spiel hat diese Abwechslung, gefühlte Freiheit, Atmo, Inszenierung, Ki usw

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