Knöpfe, Hebel und Hüte

Zwischendurch drückt man immer wieder Messingknöpfe und dreht an diversen Kurbeln. Dadurch heben sich Häuser aus der Versenkung, oder drehen sich um, so dass man durch die Rückseite ins Wohnzimmer schaut, in dem sich kurze Diskussionen abspielen. Wichtige Objekte erkennt man an glänzenden Metall-Ornamenten. Weiß man einmal trotzdem nicht weiter, lässt sich der kleine Held anstupsen, damit er ein paar nützliche, aber nicht zu offensichtliche Hinweise gibt.

Leider lassen sich nicht alle Probleme im Leben durch mechanische Tricks lösen, z.B. wenn Louis aufgrund seiner chronischen Zeitnot schon wieder seinen besten Freund versetzt hat, obwohl die beiden eigentlich im Duett auftreten wollten. Die Musik spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle, schließlich war Mutter einst eine weltweit berühmte Chellistin. Schade, dass sich die Klang-Rätsel auf simple Minispiele im Senso-Stil beschränken. Oder man muss die passenden Farben aufspüren, um die lokalen Rollkragen-Hipster mit einem Gemälde zu beeindrucken.

Beschauliche Kulissen

[GUI_STATICIMAGE(setid=87707,id=92607124)]
Ahoy, Matey! Auf der Quest ist die hübsche Modellbaulandschaft sichtbar schärfer. © 4P/Screenshot

Und wozu der ganze Aufriss? Louis will natürlich in erster Linie endlich seine kranke Mutter aufheitern, die seit längerer Zeit nur noch apathisch im Bett liegt. Vor allem zum Ende hin wird es ergreifender, als ich gedacht hätte. Rechnet man Spielpausen und Kalibrierungs-Zicken nicht mit, ist schon nach rund drei Stunden Schluss. Schade, denn dann hatte ich mich gerade erst so richtig schön in der wundersamen Welt eingelebt. Im Laufe der Geschichte stolpert man über allerlei urige Typen, vom Pelikan-Matrosen bis hin zum raubtierkapitalistischen Plastikblumenfabrikant. Sogar das idyllische Moss wirkte auf einmal ein wenig langweilig, nachdem ich wieder aus der liebevoll designten Welt von Ghost Giant aufgetaucht war.

In den Bau und die wechselnde Beleuchtung der virtuellen Kulissen ist offenbar ähnlich viel Mühe geflossen wie beim realen Modelldörfchen von Trüberbrook. Wer sich nach einem beendeten Kapitel noch nicht sattgesehen hat, kann übrigens einige Sammelobjekte wie alberne Hüte aufspüren, die man den Figuren nach Belieben aufsetzen darf. Erstaunlich ist, wie hübsch und detailverliebt die Umsetzung für den Mobilchip der Quest geraten ist – und das, obwohl das Spiel nur etwas mehr als ein sparsames Gigabyte Speicherplatz belegt! Nur in sehr belebten Szenen durchbricht ein Ruckeln die Illusion – auf der Quest noch etwas stärker als auf der PS4. Da sich die Kamera in den festen Kulissen fast nie bewegt, stört das aber nur leicht. Selbst für schwache Mägen bleibt es fast immer komfortabel.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.