Qual der Wahl
Darüber hinaus formt man mit diversen Entscheidungen und Handlungen das weitere Spielgeschehen: Zwar durchlebt man in erster Linie Erinnerungen, doch lassen sich diese auch verändern. Lässt man gefährliche Patienten einer Nervenheilanstalt z.B. lieber in ihrer Zelle verrotten oder schenkt man ihnen die Freiheit, muss dann aber mit den Konsequenzen leben? Tatsächlich wird man im späteren Verlauf sogar Auswirkungen spüren, ob man sich vorwiegend für die simple Rambo-Methode oder das aufwändigere Schleichen entschieden hat – und das auf eine ziemlich coole Art und Weise, die hier nicht verraten werden soll. Klasse sind in diesem Zusammenhang die Kommentare des geheimnisvollen Mr. Red aus dem Off, der offenbar als Leiter der Therapie fungiert und den ballerfreudigen Spieler bzw. Mr. Black schon mal direkt fragt, ob ihm das Töten so viel Freude bereitet oder auch andere Handlungen umgehend kommentiert. Das allerdings nur auf Englisch, denn auf eine komplette Lokalisierung hat Bandai Namco leider verzichtet. Immerhin werden in Dialogen deutsche Untertitel angeboten und auch sämtliche Dokumente wurden übersetzt. Trotzdem schade, denn Get Even hätte auch eine deutsche Sprachausgabe verdient gehabt.
Zu Beginn fällt es enorm schwer, all die Zusammenhänge zu verstehen. Man wird regelrecht bombardiert mit Namen, Dokumenten und Zeitungsausschnitten, kann sich zusammen mit den merwürdigen Auswirkungen der Therapie aber noch keinen Reim darauf machen, was zum Geier eigentlich vorgeht. Das Schöne daran: Dem Spieler ergeht es dabei genauso wie dem Protagonisten und so fällt es recht leicht, sich mit ihm zu identifizieren und die Puzzleteile Stück für Stück zusammenzufügen. Und kaum hat man das Gefühl, endlich einen Schimmer zu haben, wartet schon die nächste überraschende Wendung oder Sequenz, die alles wieder über den Haufen wirft. Die Entwickler schaffen es daher gut, Spannung und Neugier über die zehn bis 12 Stunden der Kampagne aufrecht zu halten. Zumal man ab einem bestimmten Punkt auch jederzeit in Abschnitte zurückkehren und dabei alternative Methoden ausprobieren oder sich auf die Suche nach restlichen Hinweisen begeben darf. In dieser Zentrale werden alle bisherigen Erkenntnisse zusammengetragen. Gleichzeitig sieht man auf den Beweis-Tafeln, wo und wie viele Lücken es noch gibt. Zusammen mit den getroffenen Entscheidungen werden also genug Anreize geschaffen, mindestens einen weiteren Durchgang in Angriff zu nehmen.
Grandioses Sounddesign
Einen Bärenanteil an der stellenweise extrem dichten Atmosphäre leistet das herausragende Sound-Design – allen voran der interaktive Soundtrack aus der Feder von Olivier Deriviere (Remember Me), der zusammen mit den gelungenen Effekten und einer gelungenen Surround-Abmischung maßgeblich den Takt für die gewollte Stimmung vorgibt. Bereits in den ersten zehn Minuten spürt man den Einfluss des Klangs, wenn die hämmernden Schläge eines alten Uhrwerks zunehmen und unterbewusst einen Zeitdruck suggerieren oder sich die Musik mit ihrem anfänglichen Bass langsam steigert und an Intensität gewinnt. Doch das ist nur ein erster Vorgeschmack, denn im späteren Verlauf dreht der Soundtrack mit seiner Mischung aus Orchester- und Elektroklängen erst noch richtig auf, teilweise perfekt abgestimmt auf Geräusche der Umgebung oder sogar mit Gesangseinlagen. Vor allem die Horror- und Traumsequenzen entfalten vor allem dank der durchaus verstörenden Arrangements erst ihre volle Wirkung. Gleichzeitig stimmt der Soundtrack in das Unerwartete und Überraschende ein, von dem das ganze Spiel geprägt ist: So tönt z.B. während eines heftigen Schussgefechts plötzlich ein fröhlicher Pop-Song aus den Boxen und es schießt ein weiteres Mal – wie so oft ein „What the Fuck“ durch den Kopf. Tatsächlich habe ich selten ein Spiel erlebt, bei dem dem die Klangkulisse so hervorragend und oft mit fließenden Übergängen auf das Geschehen am Bildschirm abgestimmt wurde. Damit ist Get Even für mich bisher ein heißer Anwärter auf das beste Sound-Design des Jahres – Hut ab, Lautstärke rauf!
Super geschriebener Test. Alle wichtigen Elemente des Spiels werden beleuchtet und eigentlich wurde alles wichtige schon gesagt, aber eine Sache kann man nicht oft genug betonen:
Für das Sound-Design hat Get Even zurecht Preise abgeheimst. Dazu muss man sagen, dass man das Spiel unbedingt mit Kopfhörern spielen sollte, um diese grandiose Produktion und Abmischung zu genießen. Diese schichtenartige Nutzen von Musik, Sounds und Sprache (Stichworte "The Party" oder "Puppet Master") habe ich so in wirklich noch keinem Spiel erlebt.Im Indie-Bereich ein kleines Meisterwerk.
Ich habe es damals zu Release gekauft, aber erst gestern endlich durchgespielt, da ich immer auf die richtige Stimmung gewartet habe, um möglichst alles in vollen Zügen zu genießen.
Meine Güte. Was für ein Spiel. Das beste Indiespiel seit Jahren. Und leider auch vollkommen einzigartig, denn die meisten vielversprechenden 3D-1st-Person-Games mit guter Story, aus der man viel rausholen könnte, sind reine Walking-Simulatoren, bei denen es für gutes Gameplay nicht mehr gereicht hat. Hier trifft zu, was ich damals schon bei Stardew Valley gesagt habe: Das Spiel wird deutlich unter Preis verkauft. Hat mich wirklich sehr stark an Condemned erinnert, nur ist das hier ein Genremix mit weniger aggressivem Horror.
Habe letzten Endes ca. 13 Stunden für das Spiel benötigt, einige Erinnerungen mehrmals durchlebt, um die Zusammenhänge zu erfahren. Die Spannungskurve kann ich so beschreiben: Zu Beginn ist sie recht hoch, flaut dann im zweiten Fünftel etwas ab und geht dann langsam wieder stark nach oben, sobald man die Zusammenhänge realisiert.
Wusste bis gerade nicht einmal, dass es irgendein deutschsprachiges Magazin getestet hat. Ist so untergegangen wie das Spiel auf Steam selbst, dass trotz seiner Qualität nur echt wenige Bewertungen hat. Dürfte zusammen mit dem bald erscheinenden Pathologic mein Lieblings-1st-Person-Action-Abenteuer der letzten Jahre sein. Und es ist wirklich schade, dass es sich offenbar für die Entwickler nicht gelohnt hat. Denn jetzt arbeiten sie an einem generischen Multiplayer-Shooter im WW3-Setting.
Also Leute, wer auf eine großartige Erzählung mit einigen inhaltlichen und spielerischen Wendungen steht und gerne das Gefühl hat, nicht zu wissen, was gerade abgeht, der ist hier genau richtig. Dass es natürlich nicht jedermanns Sache ist, ist natürlich klar, vor allem wenn man sich den Thread hier durchliest. Man kann halt nicht jeden zufriedenstellen. Aber jedem, der auch nur ansatzweise auf sowas steht, empfehle ich, die ersten paar Minuten auf...
Hab das Spiel jetzt auch so um die 3 Stunden ca gespielt und....will nicht mehr Die ersten 15-20 Min waren noch gut irgendwie. Aber danach wird mir das Game zu nervig. Dauernd fuchtelt man mit den Handy rum. Scann hier was, schalte hier auf UV Licht um ect. Allgemein starrt man dauernd auf das Handy was mir persönlich auch nicht so gefällt. Dann die Story...ok nach 3 Stunden kann ich nicht so viel sagen. Aber eine Motivation diese weiter zu erleben habe ich nicht weil mir einfach kein Spaß macht.
Zumal ist die Steuerung mit Tastatur ziemlich fummlig irgendwie.
Ich weiß nicht ob ich es weiter Spielen werde aber mir geht es wie Umar_der_Eskapist & Skynet1982.
ich kann dem fazit voll und ganz zustimmen, trotz gewisser kleineren schwächen bzw. mängel im spiel.
der satz beschreibt für mich sehr treffend meine spielerfahrung! wer auch ab und dann ein "bisschen andere" spiele schätzt, kann mit diesem titel eine interessante spielerfahrung machen...auszug aus dem fazit: