Todsünde Gedächtnisverlust

Der Verlust des Erinnerungen ist eine schlimme Sünde, schließlich sind mir alle Errungenschaften des Lebens verloren gegangen und können nicht mehr dem Allgemeinwohl dienen. Passend dazu werde ich wie die übrigen Häftlinge als „Sünder“ tituliert. Meine Aufgabe ist es, im Kampf oder durch Ressourcenbeschaffung Ablass zu leisten. Nach und nach schalte ich neue Berechtigungen für mein alltägliches Leben frei und reduziere mein lächerlich hohes Strafmaß von einer Millionen Jahre durch Spenden an den Konzern. Nach einigen Stunden darf ich bereits länger als fünf Sekunden am Stück laufen und meine ständige Roboter-Bewacherin nimmt mich im Gefängnis-Komplex nicht mehr ganz so eng an die Leine. Die Gesellschaft des Spiels wirft also durchaus interessante Fragen rund um das Wert eines Menschenlebens und Allgegenwärtige Überwachung auf – doch statt sie zu vertiefen, konzentriert sich die fade vor sich hin plätschernde Geschichte lieber darauf, Stereotype japanischer Rollenspiele abzubilden.

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Raue Schale, guter Kern: Ausbilder Uwe mimt den väterlichen Mentor. © 4P/Screenshot

Mein väterlicher Ausbilder spricht mit derart dramatisch tiefer Stimme, dass auch Freunde traditioneller Samurai-Filme auf ihre Kosten kämen. Auch einige der weiblichen Häftlinge wirken wie Abziehbilder – inklusive erstaunlich enger Gefängniskostüme, Strapsen und devot quietschender Stimme.

Geisterhafte Geheimnisse

Im Laufe der Geschichte entdeckt mein Alter Ego ein geheimnisvolles Mädchen, welches offenbar zu Versuchszwecken in einem verbotenen Trakt gefangen gehalten wird. Auch seine regelmäßigen Visionen deuten darauf hin, dass sie der Schlüssel zu wahrer Freiheit sein könnte, statt sich für das System abzustrampeln. Der Weg zu solchen Erkenntnissen wird aber recht hölzern erzählt. Bevor ich mich z.B. auf die Suche nach einem angeblichen Geist mache, muss ich zunächst mehrmals stupide durchs Gefängnis laufen. Mal braucht ein Informant spezielle Ressourcen, um mir den Zugangscode zu beschaffen, danach benötigt ein befreundeter Bürger Teile für die Manipulation meiner Robo-Bewacherin. Bevor die Geschichte endlich wieder Fahrt aufnimmt, muss ich also gefühlte zehn mal sinnfreie Hol- und Bringdienste erledigen. Spannend!

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Im Charakter-Editor lässt sich aus überschaubaren Optionen ein eigener Protagonist oder eine Protagonistin basteln. © 4P/Screenshot

Deutlich interessanter ist der Einsatz der Bürger beim Schmieden und Aufmotzen meiner Ausrüstung. Auf dem Schlachtfeld taugen die verweichlichten Mitglieder der Elite zwar nur als Entführungs-Opfer, in meinen Fabriken bringen sie allerdings ihre akademischen Kenntnisse ein und verkürzen so die Fertigungszeit von Waffen, Munition und Heilgegenständen. Nach dem Start eines Fertigungsauftrags muss ich nämlich in Echtzeit darauf warten, bis sich ein Balken geleert hat und die Waffe wieder in die Ausrüstung wandern darf. In den Menüs gibt es auch einen Link in den PSN-Store – bislang finden sich dort aber keinerlei Inhalte. Auch die von erledigten Gegnern stibitzten Wummen lassen sich zerlegen und als Baumaterial benutzen. Wer Spaß am Aufmöbeln von Panzerfäusten, Sturmgewehren und anderen teils erstaunlich großen Waffen hat, kommt also auf seine Kosten. Auch fette Schwerter kommen im Nahkampf zum Einsatz.

Industriegigant im Knast

Im Kontext der Story wirkt es allerdings reichlich seltsam, dass ich als „wertloser“ Häftling mit niedrigem Level zwar jede Menge Alltags-Schikanen ertragen muss, andererseits riesige Waffenfabriken aus dem Boden stampfen darf. Vielleicht vertrauen die Autoritäten auf meine ständige Überwachung und darauf, dass ich als Kind dieser Gesellschaft gar nicht erst auf die Idee komme, zu rebellieren. Manche Figuren wie mein aufgedrehter Sidekick Mattias erwähnen zwar manchmal, für wie sinnlos sie die ständigen Entführungen von Bürgern und die Kriege zwischen den Konzernen halten; trotzdem fügen sie sich meist resigniert dem Trott und ihrem „Zweck“ als Sünder, der dem Gemeinwohl zu dienen hat.

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Praktisch: Der rote Stachel lähmt den Riesen. © 4P/Screenshot

Zu Beginn des Abenteuers gestalten sich die Kämpfe meist spannend: Vor allem, wenn mein Trupp gleich mehrere Bürger retten soll, muss ich immer wieder ein Auge darauf werfen, ob der Gegner sich nicht gerade einen Schützling geschnappt hat. Hier wechselt der Spielablauf schnell zwischen Kämpfen gegen fette Mechs sowie Fußtruppen und Rettungsaktionen. Immer wieder lade ich mir zwischendurch einen Bürger auf die Schulter, um ihn ein Stückchen weiter zu schleppen. Manchmal müssen einfach nur Ressourcen von einigen Wüstenfelsen geborgen werden, zwischen denen allerdings allerlei Gegner warten.

 

  1. OMG, Ich bin vielleicht Fallobst :lol: Hab grad entdeckt, dass ich dir hier im Forum eine Nachricht schreiben kann und das auch getan :D Da stehen meine Daten drin. LG

  2. Kann dich gut nachvollziehen. Problematisch ist es leider, wenn dem Tester das Spiel nicht so sehr gefällt. Dann kann er es schlecht höher bewerten. Die Wertungen spielen aber leider bei vielen eine wichtige Rolle was Kaufentscheidungen angeht. Mir ist persönlich der Inhalt des Textes wichtiger. Dieser muss gut auf die einzelnen Punkte eingehen und dann lese ich idr raus ob die erwähnten Negativpunkte für mich schlimm sind oder gut.
    Aber dieser Test hat alles nur oberflächlich und teils gar nicht behandelt.
    Falls aber jemand Lust hat, kann man sich auch gerne zu einer Spielesession treffen :)

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