Abraham, schütze die Königin!

Das hat sich Henry sicher nicht träumen lassen: Als Sicherheitschef der amerikanischen Botschaft in London muss er plötzlich die Queen retten. Wieso? Nicht irische Attentäter oder deutsche Pickelhauben, sondern seltsame Bestien sind hinter ihr her. Und wer kann sie aufhalten? Abraham Lincoln! Der 16. Präsident der Vereinigten Staaten hat in weiser Voraussicht einen „Sicherheitstrupp zur Eliminierung außerirdischen Missfriedens“ aufgestellt – Code Name S.T.E.A.M.!

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Bei voll aufgedrehtem 3D-SChalter bleibt die räumliche Tiefe stabil. Man taucht aber auch bei abgeschalteter Funktion ein in eine farbenfrohe viktorianische Steampunkwelt. © 4P/Screenshot

Die kunterbunte Steampunkwelt  überzeugt mit schicken Zeichnungen, statt schwerem Pathos herrscht leichter Superhelden-Charme. Die Präsentation punktet mit tollem Intro, viktorianischem Flair, Regie-Einblendungen und sogar Sprachausgabe. Aber das Drehbuch setzt teilweise etwas überdreht auf Witz und Coolness, die beide nicht zünden wollen. Außerdem wirken die Texttfalen im Spiel komplett überflüssig, zumal ihre Texturen schwammig aufblinken.

Man befehligt keine schnöden Uniformträger, sondern charismatische Figuren der amerikanischen Literatur – da war Intelligent Systems sehr kreativ: „Löwe“ ist ähnlich wie in „Der Zauberer von Oz“ tatsächlich ein Raubtier und kann Gegner mit seinem Gebrüll betäuben; „Lily“ ist wie schon in „Peter Pan“ eine helfende Indianerin und „Tom“ sorgt mit seiner „Spaßkanone“ für mehr als Streiche unter den Aliens. Der eigentliche Anführer Henry Fleming hat ein weniger bekanntes Vorbild: In „The Red Badge of Courage“ von Stephen Crane taucht er erstmals 1895 auf, in einer Geschichte über den Amerikanischen Bürgerkrieg.

Rundentaktik im Steampunkwelt


Bis zu zwölf Helden sind maximal verfügbar bzw. freischaltbar, aber nur vier darf man in einen Einsatz schicken – was in London inkl. Buckingham Palast beginnt, führt später u.a. über den Teich nach Boston. Wildes Ballern? Keine Chance. Nur wer gut im Team plant und koordiniert, kann gewinnen. Man bewegt die Soldaten zunächst abwechselnd aus Schultersicht wie in Valkyria Chronicles in Echtzeit, um dann einen Angriff oder eine Spezialaktion auszuführen – falls noch genug Dampf da ist, der bei jedem Schritt wie ein Aktionspunkt verbraucht wird. Cool übrigens:

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Von oben hat man mehr Reichweite: John kann seinen Granatwerfer so effizienter einsetzen. Dafür hat er übrigens drei mögliche Distanzen, die man manuell einstellen kann. © 4P/Screenshot

Man kann auch in einem gewissen Radius „frei“ hin und her spazieren, um z.B. Münzen oder Heilpakte einzusacken. Der Dampf wird einem wieder gutgeschrieben, wenn man sich nach dem Aufsammeln rückwärts bewegt.

Im Gegensatz zu XCOM geht es zwar verspielter und arcadiger zur Sache, aber man muss seine Gruppe clever durch das Gelände führen. Man kann nicht nur Deckung hinter Kisten finden, sondern aus erhöhter Stellung auch weiter blicken. So lassen sich Schätze sowie Feinde viel eher identifizieren und Letztere natürlich besser unter Beschuss nehmen. Da es keine Vogelperspektive und keine Draufsicht der kompletten Karte auf Knopfdruck gibt, ist das aktive Erkunden der zweiten Etage sehr wichtig. Da ist eine Treppe? Dann sollte man sie nutzen!

Wir brauchen mehr Dampf!


Dabei  kann das Bewegen oder Feuern unterschiedlich teuer sein. Während Henry z.B. nur drei Dampf für seinen Gewehrschuss benötigt, sind es bei Johns Granatwerfer schon vier  – der sorgt aber auch für einen fetten Bereichsschaden in drei Reichweiten. Lediglich die einmal aktivierbaren Spezialfähigkeiten der Helden kosten keinen Dampf. Ist dieser aufgebraucht, muss man zur nächsten Figur wechseln oder die Runde beenden.

Danach wartet man die Aktionen der Aliens ab, was jetzt deutlich flotter vonstatten geht als noch in der Demo: Nintendo hat die Ladezeiten der KI auf dem 3DS um die Hälfte und auf dem N3DS sogar auf ein Drittel gekürzt – sehr gut! Allerdings gibt es weiterhin nervige Aspekte: Vor allem das Anvisieren der fliegenden „Nessler“ mutiert manchmal zur Geduldsprobe, weil das Ziel einfach nicht markiert wird. Hier muss man wirklich millimetergenau das Fadenkreuz auf diese sehr kleinen Viecher ausrichten und Glück haben, dass man endlich feuern darf – hier hätte man mehr Toleranz bei der Abfrage oder einfach ein Durchwechseln der Feinde per Steuerkreuz anbieten müssen. Gibt es sonst Unterschiede zwischen 3DS und N3DS? Auf Letzterem wackeln die explosiven Gefechte selbst in voll aufgedrehtem 3D bei einer Änderung des Blickwinkels nicht – das Bild bleibt also mit räumlicher Tiefe stabil. Aber letztlich kann man das Abenteuer ohne Abstriche auch komplett ohne 3D spielen.

  1. Gefällt mir, erinnert mich an Future Tactics Uprising, welches ich aufm Cube nie durchgespielt habe, wenn cih STEAM durch hab, werde ich Future Tactics mal wieder in den Cube oder Wii einwerfen und hoffen,d ass ich auch die passende Speicherkarte finde XD

  2. Honk - zum ersten Mal wieder seit gefühlt Jahrzehnten stand ich gestern in einem Laden, um am Erstverkaufstag ein Videospiel zu erstehen - so heiß war ich auf Code Name: S.T.E.A.M. nach dem mehrfachen Spielen der tollen Demo.
    Toll finde ich das Spiel immer noch. Gestern wurden z.B. mit dem Freund die Mehrspielermodi angetestet. Cool.
    Aber: gerade bei einem Spiel wie Code Name: S.T.E.A.M. macht sich das Fehlen einer beiliegenden, gedruckten Spielanleitung schmerzlich bemerkbar. Die in der Handhabung viel umständlichere elektronische Spielanleitung nervt nur.
    Für EUR 40,- möchte ich ein Add On haben. So ein Spiel mit seinen unterschiedlichen Möglichkeiten bei Charakteren, Waffen und Taktiken schreit doch geradezu nach einer (comic- haft aufgemachten) Spielanleitung für auf die Hand! Früher ging das doch auch ...

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