Vertraute Gesichter
Beim Teutates: Miraculix soll ein Verräter sein? Der mächtigste Druide Galliens – ein Scherge Cäsars? Das gibt’s doch nicht! Aber genau diesen Anschein hinterlässt das lange Intro, an dessen Ende sich Asterix und Obelix nach Las Vegum aufmachen, der Stadt der Spiele, dem Lasterparadies für Römer. Hinter all dem kann doch
nur Cäsar stecken! Also machen die Gallier das, was Gallier am besten können: Römer kloppen. Und davon nicht wenige.Das Game ist voller großartiger Anspielungen – der Sonic-Soldat ist nur eine von vielen parodierten Figuren.
XXL 2 folgt spielerisch exakt dem Vorgänger: Als Asterix oder Obelix (der gerade nicht aktive Spieler trottet und kloppt sich fleißig hinter dem anderen her) prügelt ihr euch durch schier endlose Römerhorden, löst ein einfaches Rätsel oder zwei, haut noch mehr Römern den Helm vom Schädel und sammelt diesen ein – so weit, so bekannt. Die größte Neuerung ist die Masse an Spielanspielungen. Hier wird wirklich alles und jeder durch den Kakao gezogen, was irgendwie schon mal über Bildschirm geflimmert ist: Es geht mit dem Geheimagenten Sam Schiffer los, der elegant an Wänden herumturnt und stets ein Nachtsichtgerät auf der Stirn hat. Die Gegner werfen sich euch im Mario-, Sonic- oder Street Fighter-Gewand entgegen, einer der Obermotze hat einen langen Zopf, trägt ein enges grünes Oberteil, knappe Shorts und verfügt über eine beachtliche… Hüftweite: Larry Craft! Mit dicken Bomben im Bomberman-Stil sprengt ihr Wände aus Tetris-Bauklötzen, in den Levels stehen Figuren herum, die an Crash Bandicoot oder Donkey Kong erinnern. Ein Legionär benutzt einen aufklappbaren Schild, der verdächtig an einen bekannten gelben Pillenfresser erinnert – und an einer
Leinwand springen grünhaarige Römer mit Regenschirmen im Rudel hinab. Die Verbeugungen vor den Game-Größen sind teilweise extrem gut gelungen, Kenner werden sich ein breites Grinsen kaum verkneifen können.Mit Zaubertrank geht’s richtig ab: Asterix’ Gegner fallen wie die Fliegen.
Gallier im Prügelwahn
Las Vegum ist in allerlei Bereiche unterteilt, die ihr frei besuchen könnt: Da gibt es einen Paris-ähnlichen Freizeitpark, eine von Wassergassen durchzogene Venedig-Variante und das Hotel Casesar’s Palace. Überall warten Römer in mannigfaltiger Variation auf ihre Hiebe, die ihr entweder per ausdauernden Gehämmere auf den Angriffsbuttons auslöst oder Kombos einsetzt. Manche Gegner tragen auch eine Art Geschenk mit sich, das ihr nur bekommt, wenn ihr den Feind mit einer bestimmten Tastenkombination plättet. Gelegentlich gibt es für Asterix auch einen kräftigenden Schluck Zaubertrank, durch den nicht nur das Bild psychedelisch verzerrt wird, sondern auch die Römer schneller als Fliegen fallen. Euer KI-Kumpel kämpft jederzeit fleißig mit, außerdem müsst ihr immer wieder die Figur wechseln. Sei es, weil eine Kombination eine bestimmte Figur erfordert, sei es, weil ein Puzzle nur so zu lösen ist. Im Wesentlichen unterscheiden sich die beiden aber nur optisch und im Kampfstil: Asterix hat filigranere Bewegungen drauf, während Obelix der Gallier fürs Grobe ist – das »Römer platt!«-Endergebnis ist aber bei beiden gleich. Leider wurde auch dieses Mal unverständlicherweise ein Mehrspielermodus weggelassen –wie ärgerlich, wie ärgerlich, wie verdammt ärgerlich!
Optisch hat das Game einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht: Die Städte sind kunterbunt und ideenreich gestaltet, die Gegnermassen witzig animiert und liebevoll designt – aber natürlich doof wie ein Klo. Asterix und Obelix könnten direkt dem Comic entsprungen sein, speziell die Animationen sind klasse. Nochmal eine Stufe besser sind
die Renderfilme, die ihr zwischen und gelegentlich auch innerhalb der Missionen zu sehen bekommt: tolle Figuren, fantastisch animiert, verdammt witzig in Szene gesetzt! Bei all der Action läuft das Geschehen erstaunlich flüssig, viel mehr als einen 2GHz-Mittelklasserechner mit Standard-Grafikkarte braucht es nicht, um alles in voller Pracht zu sehen.Ihr kämpft sehr lange gegen sehr viele Gegner gleichzeitig – schön chaotisch, aber sehr abwechslungsarm.
Speziell in den Renderfilmen gibt es viel erstaunlich gute deutsche Sprachausgabe zu hören – nur Obelix könnte etwas weniger schlafmützig klingen. Wer des Deutschen nicht mächtig ist, kann auch noch unter vier anderen Sprachen auf der DVD wählen. Dazu gibt es Klopp-Effekte in Dolby Surround und herrlich panische Römer-Schreie. Erstaunlich ruhig geht es dieses Mal an der Musik-Front zu: War der Vorgänger noch von treibenden Beats beherrscht, bekommt ihr jene dieses Mal nur selten zu hören – dazwischen herrscht einfach Ruhe. Steuerungstechnisch gibt es keine Probleme: PC-Spieler sollten wie ihre PS2-Brüder idealerweise zum Pad greifen, aber auch mit der Tastatur habt ihr die Gallier gut im Griff.