Gespräche mit Hologrammen

Es ist nicht nur ein cleverer Kniff der Regie, dass jeder dieser Charaktere auch ein Experte für einen Bereich war, den man unbedingt reparieren muss – so lernt man sie und ihre Arbeit schrittweise kennen. Man erfährt etwas über die Moral, die Machtverhältnisse sowie die Beziehungen innerhalb der Kolonie, in der es auch Eifersucht und Romanzen gab.

Hinzu kommt, dass man die Hologramme über die Gespräche nicht nur auf den neuesten Stand seiner Ermittlungen bringen, sondern auch Beziehungen zu ihnen aufbauen kann. Man hat es mit komplett unterschiedlichen Persönlichkeiten

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Man kann den Hologramm-Persönlichkeiten auch misstrauen… © 4P/Screenshot

zu tun, die man mit seinen Antworten loben, aufbauen, umschmeicheln oder brüskieren kann. Man kann sich bemühen, ihre Andenken in den Stationen zu finden und sie zu zeigen. Man kann es aber auch lassen und sich desinteressiert geben. All das kann zu anderen Gesprächsoptionen als auch einem anderen Ende führen.

Hier zeigt sich allerdings auch ein Nachteil der Reduktion: Es gibt keine Übersicht oder ein Tagebuch, das die vielen Gespräche aufzeichnen würde, obwohl man angesichts der vielen Indizien und vor allem Charaktere gerne etwas nachlesen würde. Auf dem PC gibt es mit der Kantine übrigens einen neuen Raum, der sich mit der Zeit verändert, wo man den Status des Schiffes einsehen und auch neue Einblicke in die vier Hologramm-Persönlichkeiten gewinnen kann. Die Dialoge sind recht kurz, aber mit subtilen Untertönen versehen und gut geschrieben. Sie sind nicht sehr verschachtelt, aber bieten des Öfteren die Wahl einer Antwort inklusive Konsequenzen.

Rätselhafte KI

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Was haben die vier Kolonisten vor der Zerstörung der Station erlebt? In welcher Beziehung standen sie zueinander? © 4P/Screenshot

Zwar nerven irgendwann die immer gleichen Abläufe: Das Öffnen der Türen, das Fahren mit dem Shuttle zum Ziel etc. Aber je länger man spielt, desto enger scheint die Zerstörung der Kolonie mit den Konflikten innerhalb der Menschen verwoben zu sein. Und das Beste ist, dass die alles überwachende KI diese Entwicklungen nicht nur kommentiert, sondern mir direkt Fragen stellt. Als ich z.B. eine Kurzgeschichte von Winnie in einer Station finde, in der sie eine fiktive Paula M. mit einer mysteriösen Dunkelheit sprechen lässt, fragt mich die KI nach einiger Lektüre, auf wessen Seite ich stehen würde. Moment mal: Warum interessiert sich eine KI überhaupt für diese Storyfetzen? Warum ist sie überhaupt so neugierig?

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Manchmal muss man auch in der Landschaft nach Technik und Indizien suchen. © 4P/Screenshot

Ein zentraler Aspekt der Dramaturgie ist das sich entwickelnde Verhältnis des Helden zu dieser sprechenden KI, die nur zu Beginn wie ein gut programmierter Sprachroboter anmutet. Auf der einen Seite nervt sie einen mit ihrer ständigen Gängelei, denn sie bestimmt weitgehend, was man  wann machen darf und welche Bereiche der Kolonie zugänglich sind – man fühlt sich nicht frei. Auf der anderen Seite entwickelt sich auch eine ambivalente Beziehung zu ihr, denn ihr seltsam menschliches Verhalten macht neugierig und misstrauisch zugleich. Alles, was man in den Stationen sammelt, wird von ihr synchronisiert. Alles, was man mit den Hologrammen bespricht, aktualisiert ihre Persönlichkeiten. Will sie einem wirklich nur helfen?

  1. Home hat mich damals durchaus beeindruckt durch seinen narrativen Kniff...

    Spoiler
    Show
    ... dem Spieler für den Großteil der Spielzeit das Gefühl zu vermitteln, die Auflösung eines mysteriösen Kriminalfalls zu suchen - nur um dann am Ende ebenjene Auflösung als Produkt der auf der Suche danach getroffenen Entscheidungen zu präsentieren. Die Lösung des Rätsels also nicht (wie es im klassischen Whodunit? der Fall wäre) vorzukonfigurieren, sondern von der Subjektivität des Spielers abhängig zu machen. Und en passant noch eine unorthodoxe, zirkuläre Struktur reinzubringen.
    Das war eine für ein Computerspiel ungewöhnliche, aber (bei näherem Hinsehen) sich für dieses Medium geradezu anbietende Art des Storytellings. Speziell hinsichtlich seines Einbezugs des Menschen vor dem Monitor.
    So gesehen liegt die erzählerische Messlatte für Alone with You hoch. Zumal der Ansatz, eine Story primär durch Recherchetätigkeit zu vermitteln, mittlerweile alles andere als frisch ist (man vergleiche Spiele wie Analogue: A Hate Story, Her Story oder in vielerlei Hinsicht auch Gone Home).
    Nun pflegt Jörg bekanntermaßen im narrativen Bereich schon hohe Ansprüche - und kommt hier schlussendlich zu einem positiven Fazit. Das stimmt dann insgesamt vorsichtig optimistisch. Freue mich drauf.

  2. Sehr interessantes Spiel. Werde es mir morgen auf jeden Fall holen.
    Hätte es gerne schon für meine PS Vita gekauft, aber aus irgendeinem Grund finde ich es nicht im PS Store auf meiner Vita.
    Egal, morgen dann eben für den PC :)
    MfG Ska

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