Obwohl sich alle Einheiten prinzipiell in die Kategorien Infanterie, Anti-Infanterie, Mörser, Luftabwehr, Panzerjäger, schwere Panzer, Helikopter und Co. unterteilen lassen, muss man sich zunächst die Stärken und Schwächen der Truppen (und ihrer zahlreichen Upgrade-Möglichkeiten) einprägen und das geschieht am besten in Einzelspieler-Gefechten oder dem Mehrspieler-Modus. Hierbei liegt ein durchweg logisches Schere-Stein-Papier-Prinzip zugrunde. Die Einheiten-Balance ist noch nicht hundertprozentig perfekt, aber weitgehend in Ordnung und recht kompromisslos – vor allem wenn wenige Mörser ganze Infanteriehorden ausschalten oder Bomber einen Heidenspaß mit zu eng fahrenden Panzerverbänden haben. Da jeder Fraktion knapp über zwei Dutzend Einheiten und zahlreiche Upgrades zur Verfügung stehen (allein über 30 Upgrades bei der US-Army), ist die taktische Tiefe für ein Spiel dieser Gattung wirklich vorbildlich und bietet mehr Tiefgang als Grey Goo oder Act of War. Ich würde mir nur wünschen, dass sich die Einheiten – gerade die fitzeligen Infanteristen – optisch deutlich voneinander unterscheiden könnten.
… und fortgeschrittenen Features
Vorbildlich ist, dass die Einheiten eine intelligente Formation einnehmen können (rechte Maustaste gedrückt halten) und man im Steuerungsmenü einstellen kann, ob sich gemischte Einheiten-Verbände mit gleicher Geschwindigkeit fortbewegen sollen oder nicht – was sie brav machen und im Schneckentempo daherjuckeln, wenn Infanteristen und Humvees gemeinsam unterwegs sind. Auf Mikro-Management wird kaum Wert gelegt – es gibt z.B. keine Spezialfähigkeiten von Einheiten, die man mit Mausklicks auswählen kann wie bei StarCraft. Dafür schwächelt das Spiel in anderen Bereichen. Abgesehen davon, dass man die Einheiten nicht auf Patrouille schicken kann, gewinnen die Truppen im Verlauf des Gefechts nicht an Erfahrung. „Helden“ fehlen ebenso. Wie die Einheiten auf Beschuss reagieren sollen, kann man ebenfalls nicht einstellen. Zudem ist mir die Kamera ein bisschen zu nah am Geschehen und gewährt zu wenig Übersicht. Es gibt zwar den tollen Drohnen-Modus, der wichtige Elemente und Einheiten farblich hervorhebt, aber weiter rauszoomen darf man dort unverständlicherweise nicht.
Kampagne zum Vergessen
Act of Aggression bietet zwei Kampagnen für drei Fraktionen – die US-Army bleibt außen vor (Spekulation: Erweiterung). In der ersten Kampagne, die zehn Missionen lang ist, dreht sich alles um Chimera und im zweiten Feldzug, der lediglich fünf Einsätze umfasst, wechselt man die Seiten und darf das Karell spielen. Abgesehen davon, dass die Kampagnen nicht als ein Tutorial fungieren, bleiben sie weit von der Qualität von
StarCraft, C&C oder Grey Goo entfernt. Verbunden werden die Missionen von Videos in Form von fiktiven Nachrichtensendungen und man darf ebenso belanglose wie uninteressante Dialoge von irgendwelchen Befehlshabern mithören. Das Ganze ist weder spannend, noch gut inszeniert und schon gar nicht mitreißend. Keine der Figuren ist im Ansatz erinnerungswürdig und deswegen will der Feldzug rund um die zwielichtigen Machenschaften von Regierungen, Privatarmeen und Konzernen nicht fesseln. Eine Einführung in das grundlegende Szenario und andere Hintergründe fehlen weitgehend. Präsentiert wird alles mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln.
Besser, aber nicht viel, sind die Missionen. Das Spiel spult das typische Repertoire aus Basisbau, Basiszerstörung, Einheiten (z.B. LKWs) beschützen, Forschungszentren einnehmen und halten, VIPs retten, Flughafen einnehmen und Co. ab. Etwaige Bonusziele sind zu erfüllen, werden jedoch nicht belohnt. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade fehlen ebenso, was es gerade Einsteigern nicht leicht macht, denn prinzipiell sind die computergesteuerten Gegner nicht zu unterschätzen, da sie zumeist clever auf die ankommenden Einheiten reagieren und selbst gegen größere Verbände brauchbare Mittel finden. In der Kampagne kommen noch geskriptete Ereignisse,
Verstärkungen und Co. hinzu.
Tolle Gefechte und Multiplayer-Duelle
Während die Kampagne allerhöchstens Mittelmaß ist, kann man wesentlich mehr Spaß im Gefecht gegen oder mit KI-Spielern oder im Mehrspieler-Modus haben. Es können Partien für bis zu acht Spieler erstellt werden (Auswahl via Server-Browser). Derzeit stehen 18 Karten zur Verfügung – zumeist symmetrisch gestaltet und für zwei oder vier Spieler. Gewertete Duelle bzw. Rang-Gefechte gegen automatisch ermittelte Gegner gibt es in den Varianten 1-vs-1 und 2-vs-2. Und erst in den Einzelgefechten oder den Multiplayer-Duellen kristallisiert sich heraus, dass die Gefechte wirklich Tiefgang besitzen, unterschiedliche Vorgehensweisen möglich sind und aggressives Vorgehen belohnt wird. Seine wahren Stärken zeigt Act of Aggression erst spät bzw. abseits der Kampagne.
Ich finde es sehr zäh, dabei habe ich viele RTS "gesuchtet". Und die Kampagne ist bisher ein Witz. Selten sowas dämliches gesehen
Ich finde diese Begründung aber nicht überzeugend. Man vergleicht einen CoD-like Shooter ja auch nicht mit Homefront (falls das der letzte CoD-like gewesen sein sollte), sondern eben direkt mit CoD.
jajajaja, ich weiss... etwas windschiefes Beispiel, weil CoD ja jedes Jahr... und immer aktuell bla bla..... aber ich hoffe du verstehst trotzdem was ich meine
Weil Grey Goo bis zum Erscheinen des letzten Starcraft Addons das aktuellste, "große", bei 4P rezensierte RTS ist?
Also, wenn ich mir einen Grund aus den Fingern saugen müsste.
Verstehe nicht ganz wieso im Test mehrmals auf Grey Goo Bezug genommen/verglichen wird. Ist das überhaupt bekannt genug? Und ausserdem war das doch auch nicht so das "überwahre"....
Ich glaub wenn man über klassische Echtzeitstrategie spricht, dann kann man ruhig auch etwas tiefer graben und die alten Klassiker als Referenz nehmen, selbst wenns paar Jährchen her ist. Wer sonst soll sich denn für klassische Strategie interessieren, wenn nicht Fans der Klassiker?