Punkt Punkt Komma Strich

Obwohl ich ein Gamer der (beinahe) ersten Stunde bin, muss ich zu meiner Schande eingestehen, dass ich selber nie ein Atari VCS 2600 im Wohn- oder Kinderzimmer hatte. Aber mein bester Kumpel zu der Zeit hat mit seinem von den Eltern erfüllten Geburtstagwunsch einen der  Grundsteine für meine Spielebegeisterung gelegt, die glücklicherweise bis heute angehalten hat. Nach dem gemeinsamen Kicken war es Zeit für ein paar Partien Pac-Man, Pitfall, H.E.R.O. oder Sky Diver. Ein anderer waren die in manchen Kaufhäusern aufgebauten Spielautomaten wie Moon Patrol, Amidar, Centipede, Space Invaders oder Asteroids, die mich wieder und wieder um mein wöchentliches Taschengeld gebracht haben. Hach, die gute alte Zeit.

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Die Menüs sind übersichtlich, doch die Titel-Auswahl der beiden Sammlungen ist nicht über alle Zweifel erhaben. © 4P/Screenshot

Natürlich sehen die groben Pixelanhäufungen mit ihrer kleinen Farbpalette oder die frühen Vektormodelle der insgesamt 100 Spiele, die man mit Volume 1 sowie Volume 2 der Atari Flashback Classics bekommt, nach heutigen Maßstäben vorsintflutlich aus – das gilt allerdings für alle Maßstäbe, die man nach dem Erscheinen von Nintendos NES anlegt. Dementsprechend werden all diejenigen, die nicht mit den hier enthaltenen Titeln aufgewachsen sind, vermutlich nicht einmal ein müdes Lächeln für die älteren Spieler oder neugierige Zocker übrig haben, die herausfinden möchten, wie ihr Hobby begonnen hat. Doch selbst bekennende Klassik-Liebhaber und Retro-Fanatiker werden hier nicht uneingeschränkt glücklich.

Die Krux mit der Auswahl


Natürlich kann man es nicht allen Recht machen. Doch um einer frischen Spielergeneration die Bedeutung des VCS 2600 oder die Pionierleistungen von Atari im Automatensektor vor Augen zu führen, ist diese Zusammenstellung halbherzig getroffen. Zudem fehlen bei den Modulen einige Klassiker von Drittherstellern, deren Rechte sicherlich nicht die Welt gekostet und diese Sammlungen massiv aufgewertet hätten. Beginnen wir mit den Arcade-Umsetzungen: In Teil 1 finden sich Black Widow, Centipede, Liberator, Lunar Lander, Millipede, Pong, Space Duel, Tempest sowie Warlords; in Teil 2 Asteroids, Asteroids Deluxe, Crystal Castles, Gravitar, Major Havoc, Missile Command, Red Baron, Sprint und Super Breakout. Insgesamt also ein guter Querschnitt  von Klassikern sowie technischem Fortschritt der damaligen Zeit. Es gibt allerdings einen Titel, der eigentlich zwangsläufig enthalten sein müsste: BattleZone. Entwickelt und veröffentlicht von Atari hätte die mit zwei Joysticks ausgerüstete Maschine perfekt an die modernen Kontrollgeräte angepasst werden können. Auch die von Atari entwickelten Star-Wars-Automaten

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Mit der eingeblendeten Konsole lassen sich Einstellungen stilecht verändern. © 4P/Screenshot

könnten bei dem einen oder anderen auf dem Wunschzettel stehen – so auch bei mir. Doch weg vom Wunschkonzert, zurück zum Status Quo: Die enthaltenen Konvertierungen sind technisch makellos, lassen aber bei den Umsetzungen von speziellen Kontrollvorrichtungen der Original wie dem Trackball bei Centipede/Millipede oder dem analogen Drehknopf bei Breakout zu wünschen übrig. Auf dem Pad ist es einfach nicht akkurat genug, um die Faszination von damals wiederzugeben.

Bei den über 80 umgesetzten VCS-Modulen hingegen fehlt inhaltlich doch einiges – auch wenn man sich nur auf die seinerzeit exklusiv von Atari veröffentlichten Titel  konzentriert. Das bereits im Automatenbereich angesprochene BattleZone ist eigentlich Pflicht. Das letzte auf dem VCS 2600 veröffentlichte Spiel Klax ist ebenfalls ein Meilenstein, der die Flashback Classics aufgewertet hätte. Man könnte die Liste mit Space Invaders, Moon Patrol, Dig Dug, Galaxian oder Track & Field fortsetzen. Auch diese Titel wurden von Atari veröffentlicht, wurden allerdings schon damals von anderen Publishern lizenziert. Und wo wir gerade dabei sind: Man hätte durchaus die Anstrengungen auf sich nehmen können und versuchen, sich VCS-Klassiker wie Amidar, H.E.R.O., Pitfall, Burger Time, Q-Bert, Rampage oder Frogger zu sichern. Denn ohne diese ist eine Retrospektive zum seinerzeit meistverkauften Konsolensystem einfach nicht vollständig. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass man hier nur die B-Ware für Ataris VCS 2600 bekommt. Die komplette RealSports-Serie ist vertreten. Dazu gibt es u.a. alle drei SwordQuest-Teile, Spiele wie Maze Craze, Outlaw, Secret Quest, 3-D Tic-Tac-Toe und einige Heimumsetzungen der mitgelieferten Arcade-Titel. Doch während das “Flashback” im Titel dadurch zweifellos gerechtfertigt wird, ist nicht alles uneingeschränkt den “Classics” zuzurechnen. Ein nettes Gimmick: Bei der Spielauswahl wird nicht nur eine virtuelle Version des Originalcovers eingeblendet. Man hat zusätzlich die Möglichkeit, am Bildschirm durch das Handbuch zu blättern.

  1. Ich frag mich, wie man solch eine Sammlung ohne Solaris veröffentlichen kann. Eine nicht geringe Zahl der "populären" Spiele in der Sammlung sind Titel, die es auch für andere Systeme gab. Solaris war, soweit ich weiß - exklusiv für den 2600 (und irgendwann neben Pitfall der einzige Grund, warum ich das Ding bis ich mein NES hatte dann noch angerüht habe...). Abseits davon würde ich den doch recht happigen Preis ebenfalls als Kritikpunkt nennen. Der Nostalgiewert ist natürlich da, aber spielerisch gibts da jetzt nicht so viel zu holen. Und ähnlich umfangreiche Sammlungen hat man für den PC schon vor 10 Jahren für einen Zehner hinterher geworfen bekommen.

  2. Das Gleiche habe ich schon vor etlichen Jahren für den PC gekauft. Man könnte sogar fast sagen, das Selbe. Mehr als ein paar Euro hat mich die CD/DVD damals übrigens nicht gekostet und der PC hat halt zusätzlich den Vorteil, dass man mit der Maus Spiele wie Centipede oder Missile Command vernünftig spielen kann.
    Bezüglich Lizenzen: Das Activision die nicht rausgibt, wundert mich nicht. Die verkaufen solche Sammlungen ja ab und an selbst ganz gerne. Man hätte sich allerdings um ein paar andere Hersteller bemühen können. Die zumeist (für VCS-Zeiten) großartigen Spiele von Imagic hätte man bestimmt für'n Appel und 'n Ei gekriegt.

  3. Ihr habt das größte Problem dieser Sammlung nicht erwähnt: der Preis.
    Als Retail soll man fast 30 Euro pro Volume bezahlen (ist also bei knapp 60 Euro für beide) und selbst als Download soll man 20 Euro pro Volume hinlegen.
    Das ist viel zu viel.
    30 Euro für beide zusammen als Retail bzw. 20 für beide zusammen als Digital wären OK gewesen. So ist das einfach nur Wucher.

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