Mehr als nur ein Shooter!

So intensiv wie hier tauche ich sonst nur in Superhot VR durch die Kugeln: Zuerst lege ich per Kimme und Korn auf die 20 Meter entfernt schwebende Drohne an und hole sie dank der erstaunlich feinfühligen Steuerung präzise vom Himmel. In der nächsten Sekunde teleportiere ich mich hinter einen wildgewordenen Roboter, greife nach seinem Henkel und reiße ihm die Blechrübe vom Hals. Reflexartig halte ich seinen Torso wie ein Schild vor mich und wehre damit ein paar Kugeln ab, die ich bereits im rechten Augenwinkel auf mich zufliegen sehe – dann schleudere ich den funkenden Körper in einen von links herbei sprintenden Angreifer, der knirschend zu Boden geht. Treffer! Zum Schluss verpasse ich dem von einem Dach auf mich zu springenden Blecheimer eine konzentrierte Ladung aus der Schrotflinte, die ihn mit einem Rückwärtssalto außer Gefecht setzt – was für ein Tanz! Sogar die von der Zeitlupe verlangsamten Kugeln lassen sich mit den Fingern aus der Luft fischen und stylish zurückwerfen.

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Makaber aber lustig: Die Roboter lassen sich nach Herzenslust zerpflücken oder sich als klapprige Schlagwaffe einsetzen. Oder man ballert beidhändig mit einem von zwei Waffenpaaren, die nach einer kurzen Cooldown-Periode automatisch nachladen. © 4P/Screenshot

Das Steuerungsschema von Robo Recall ist ein wahr gewordener Traum: Nutzt man drei Tracking-Kameras, werden sämtliche Bewegungen unglaublich präzise umgesetzt (Mindestvoraussetzung sind die standardmäßigen zwei Kameras). In der kompletten Spielzeit hatte ich nur einen einzigen kurzen Aussetzer. Abgesehen von ein paar Komplettabstürzen wirkt auch die technische Umsetzung bemerkenswert gut: Zwischen den Hochhausschluchten, in denen man auf Roboterjagd geht, gibt es  viele kleine Details, Risse im Asphalt und Lichtspiegelungen in Pfützen zu entdecken, die den Spieler förmlich in eine andere Welt versetzen. Sogar mit der von Oculus vorgegebenen Minimalkonfiguration sorgt das Ergebnis für eines der ansehnlichsten VR-Spiele, das selbst auf hohen Grafikeinstellungen flüssig bleibt.

Aufmüpfige Blech-Baggage


Die Hintergrundgeschichte ist simpel: Nachdem ein Virus die allgegenwertigen Service-Roboter einer Mega-Corporation korrumpiert hat, laufen sie in der Stadt Amok. Ich schlüpfe in die Rolle eines Wartungstechnikers, der die Suppe auslöffeln darf und sich um die actionreichen „Recalls“ kümmert. Besonders putzig und unbeholfen wirkt der Humor der Metallstörenfriede, die partout nicht verstehen, warum die Menschen ihre Dienste als Vernichter der Menschheit nicht wertschätzen. Sie erfüllen schließlich nur vorbildlich ihr aktuelles Protokoll und werfen dabei mit ihren einprogrammierten Worthülsen um sich: „Der Nutzer verhält sich inakzeptabel!“ oder auch ein liebenswert-dämliches „Wo ist denn Agent 34 geblieben?“, wenn man sich einfach hinter sie beamt, um sie mit einem Überraschungsangriff auseinanderzupflücken. Das Ausrupfen der Gliedmaßen treibt den Kombo-Zähler ebenso in die Höhe wie z.B. Luft-Treffer und andere Tricks.

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Zurück zum Absender: Manche Projektile und sogar Raketen lassen sich aus der Luft fischen und zurückschleudern. © 4P/Screenshot

Übertreiben sollte man das Herumgepeitsche mit den Torsos aber nicht – sonst beschwert sich die freundlich gesinnte Ansager-KI über unangemessene Foltermethoden. Davon abgesehen ist sie aber Feuer und Flamme für den Spieler und schmeichelt ihm ununterbrochen mit Sätzen wie „Agent 34 – die Legende!“ – was prima zu den euphorischen Gitarrenriffs und der aufgedrehten altmodischen Spielhallen-Stimmung passt. Die Kehrseite dieser Unbeschwertheit ist, dass im Gegensatz zu Superhot VR oder Horrortiteln wie Resident Evil 7 nie wirklich eine bedrohliche Stimmung aufkommt. Die andromorphen Druiden, explosiven Springspinnen und fetten Mechs aus Metall werden schlimmstenfalls lästig, weil sie mit ihren Attacken die Kombo stören. Gestorben bin ich nur ganz selten. Die riesigen Bosse werden ebenfalls nicht wirklich knifflig, bringen aber immerhin etwas Abwechslung ins Spiel – ähnlich wie wie die eingestreuten Sammel-Missionen oder die Beschützung eines Relais. Etwas anspruchsvoller wird es lediglich im späteren All-Star-Modus, der erst nach einigen schwierigen Extra-Herausforderungen freigeschaltet wird. Die eigentliche Motivation ergibt sich in Robo Recall also aus der Highscorejagd, mit der man sich in den weltweiten Bestenlisten verewigt.

Spannungsmangel


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Zwischen den Missionen spatziert man durch die detailverliebt eingerichtete Konzernzentrale und hört dabei zu, wie sich zwei KIs zanken. Es werden übrigens auch Mods unterstützt. © 4P/Screenshot

Es gibt zwar eine Sortierung nach Freunden, soziale Herausforderungen werden aber nicht angeboten. Man kann sich in der Endabrechnung lediglich Extra-Sterne verdienen, indem man z.B. eine hohe Punktgrenze durchbricht oder eine bestimmte Anzahl von Robotern mit Hilfe aufgefangener Kugeln trifft. Schade auch, dass es einiges an Fleißarbeit erfordert, die sinnvollen Modifikationen für Pistolen, Revolver, Schrotflinen und Energiekanonen freizuschalten. Laservisiere oder der Umbau der Schrotflinte für größere Distanzen erweisen sich in der Action als durchaus nützlich, viele davon bekommt man allerdings erst, wenn man das etwas knappe Angebot von neun ähnlich designten Großstadt-Levels beinahe schon auswendig kennt.

  1. Spaßiges Spiel für zwischendurch, aber auch anstrengend. Nach einer Stunde bin ich da recht platt.
    Doch das ist okay. Wenn das Wetter keinen Verdauungsspaziergang zulässt, gibt's halt jetzt den Verdauungszock.
    Auch nicht übel...

  2. shizodeluxe hat geschrieben: 03.04.2017 10:00 Ich habe die Touchcontroller schon länger, muss ich nun für das Game bezahlen? Im Oculusshop sehe ich keine Möglichkeit das Game gratis zu beziehen, obwohl meine Controller "registriert" sind. Könnt ihr mir weiterhelfen?
    Irgendwo schrieb mal jemand, dass es reicht, wenn man denen eine Mail schickt. Der Oculus-Store muss ja irgendwo eine Kontaktmail haben. Schick denen deinen Accountnamen und dein Anliegen. Dann sollten die das Spiel für dich freischalten.

  3. Ich habe die Touchcontroller schon länger, muss ich nun für das Game bezahlen? Im Oculusshop sehe ich keine Möglichkeit das Game gratis zu beziehen, obwohl meine Controller "registriert" sind. Könnt ihr mir weiterhelfen?

  4. Schade, dass nicht auch erwähnt wird, dass es auf der Vive auch 1A läuft. Da hat man sowieso keine Trackingprobleme.
    Denke, das wäre vielleicht für den einen oder anderen auch eine Interessante Information.
    Mittlerweile ist es mir egal, ob die Hersteller sagen, es sei Ocukus-Exklusiv oder nicht. Läuft ja irgendwie doch auf beiden reibungslos.
    Und wie Oculus angekündigt hat, wollen sie es den "Hackern" auch nicht mehr so schwer machen. Heißt für mich, dass es nur noch auf dem Papier Exklusiv ist.

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