Opa erzählt aus dem Krieg

Espire 1 wurde zum technischen Rohkrepierer, Medal of Honor: Above and Beyond hatte auch seine Problemchen und Phantom: Covert Ops war zwar cool, mit seiner Kajak-Mechanik aber nicht jedermanns Sache. Sniper Elite VR dagegen soll klassisches Scharfschießen in die virtuelle Realität bringen: Rebellion schraubte eine ganze Weile daran, das Handling passend umzusetzen (zur Vorschau von der E3 2019). Die sympathisch vertonte englische Story-Einbettung auf dem alten Anwesen in Kalabrien passt bereits gut zum Medium. Als altersmilder Großvater aus der Ego-Perspektive packe ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit die sprichwörtliche Geschichte aus dem Krieg aus. Genau so also, wie ich es auch von meinem eigenen Opa kannte…

Dabei schwingt stets ein pazifistischer Unterton mit: Wir haben gekämpft, damit ihr es nicht müsst! Und bei einem Volltreffer haben wir uns martialische Killcams vorgestellt, in denen jedes noch so kleine Organ authentisch in der Röntgenansicht zerfetzt wird! Ich muss gestehen, dass mir dieser sadistische Teil der Action ganz besonders gut gefällt. Wer sich daran stört, kann diese Wiederholung aber deaktivieren oder ihre Umsetzung anpassen. Der nicht gerade magenschonende Kugelflug z.B. ist standardmäßig deaktiviert.

Dümmliche Nazis

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Mit PlayStationVR (PS4 Pro) wird das Bild deutlich unschärfer und unruhiger. © 4P/Screenshot

Nach einer Geschichte vom Opa und der entspannten Anpassung der Ausrüstung aus Distanz-, Nahkampf- und Seitenwaffen übernehme dann ich als Spieler die Arbeit. In den Rückblenden begebe ich mich im  Jahr 1943 in Infiltrations- und Sabotage-Missionen der lokalen Partisanen. Meist zwingt mich das Level-Design auf passende Weise dazu, mich zu verschanzen, um Gegner auf Wachtürmen oder Burgzinnen aus dem Weg zu räumen. Danach geht es per Knopfdruck in die Hocke und mit der Pistole in der Hand weiter durch die meist ziemlich linearen Gassen Süditaliens.

Dort sorgen gleich mehrere Aspekte für einen Bruch in der Präsenz: Aufgrund unsauber gesetzter Grenzen der Kollisionsabfrage zählt so mancher Schuss durch eine Nische nicht als Treffer. Auf dem verwinkelten Friedhof bleibe ich zudem gelegentlich zwischen Grabsteinen und Mauern hängen und werde zum gefundenen Fressen für eine Patrouille. Das Aufheben von Waffen wie der MP 40 oder der Webley MK. VI gestaltet sich oft zu fummelig: Viele Gegenstände lassen sich einfach nicht sauber oder schnell genug mit der Hand anpeilen, bevor ich sie im ähnlich unzuverlässigen Inventar verstaue. In Population: One oder Half-Life: Alyx flutscht all das (und auch das Klettern) um einiges eleganter!

Alarm! Alarm!

 

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Manchmal müssen es schwere Geschütze richten – z.B. eine Panzerfaust oder ein angeforderter Luftschlag. (Rift S) © 4P/Screenshot

Trotz diverser Alarmstufen durchkreuzt die schwache KI immer wieder Schleichgänge. Selbst eine Soundmaskierung für lautlose Kills (z.B. bei Flugzeuglärm) kann das Problem nicht wirklich entschärfen. Hatte ich erst einmal ins Wespennest gestochen, wurde ich oft viel zu schnell in die Zange genommen. Auf längere Distanz suchten die Gegner dagegen viel zu zaghaft und verloren selbst bei sterbenden Kollegen in der Nähe schnell das Interesse. Ein weiterer Stimmungskiller ist die Vertonung deutscher Soldaten. Dümmlich überbetonte Ausrufe wie „Hurensohn!“ oder „Das…wird…UNTERSUCHT!“ lassen hier allenfalls Trash-Atmosphäre aufkommen.

Die meiste Zeit über stehen natürlich Distanzschüsse mit Gewehren wie der Carcano M91/41 oder dem Karabiner M98K auf dem Programm, die jeweils eigene Waffen-Herausforderungen und Punkte-Boni mitbringen. Es braucht ein wenig Gewöhnung, doch danach hatte ich das sichtbare Zentrum des Zielfernrohrs schnell und intuitiv vorm Auge statt ins schwarze Nichts daneben zu starren. Einfach vor das Auge bewegen und auf Knopfdruck zoomt eine „Fokus-Mechanik“ etwas weiter herein und verlangsamt die Zeit. Es wurde also ein relativ arcadelastiger Ansatz gewählt, der dank VR-Immersion und Bewegungs-Controllern aber trotzdem für ein authentisches Spielgefühl sorgt.

 

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