Faszinierende Fantasiewelt

 

Es ist schon erstaunlich, welch große Macht alltägliche Dialoge entfalten können: Klar – in Uncharted wird man allein schon von der beeindruckenden Kulisse in eine fremde Welt versetzt. Doch die kurzen, beiläufigen Kommentare spielen für mich mindestens genauso eine große Rolle dabei, die Erkundung greifbar zu machen. Der beste Beweis dafür ist der kleine Indie-Titel Wuppo: Eigentlich wuseln nur ein paar schlicht gezeichnete Kreise vor mir herum und doch kommt es mir so vor, als hätte ich eine ganz eigene Gesellschaft entdeckt – mit ihren ganz besonderen Regeln, Gebräuche und Mythen. Der Grund dafür sind auch hier die natürlichen Gespräche und Anekdoten. Wenn pausenlos der Nachbar lärmt, verzieht sich mein Mentor eben entnervt in seinen Zweitwohnsitz in einer Höhle. Dass ich diese nur per Tauchgang durch einen Schleimtümpel erreiche, stört hier kein bisschen, weil die wundersame Welt von Anfang an deutlich macht, dass hier ganz eigene Regeln und Naturgesetze gelten.

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Nutzt man seine soziale Kompetenz in Dialogrätseln, steigt der Zufriedenheits-Level. Verstreute Filmschnipsel erzählen zudem die Hintergrundgeschichte. © 4P/Screenshot

Wichtig ist nur, dass es in sich glaubwürdig bleibt – und dass es trotz aller Verrücktheiten immer wieder Bezugspunkte zu unserer Welt gibt: Ein alter Man freut sich auch hier darüber, wenn die junge Spielfigur ihm bei seinen Heldengeschichten aus dem großen Krieg zuhört. Und zwar so sehr, dass wir beide davon profitieren und sich beide Glücklichkeitsanzeigen füllen. Der Greis freut sich über die Aufmerksamkeit, der kleine Held darüber, ihn fröhlich gemacht zu haben und ich als Spieler bin um eine Hintergrundgeschichte über die rätselhafte Fantasiewelt reicher. Es ist fast so, als wären Larry Marders surreale Beanworld-Comics zum Leben erwacht. Hier wie dort lebt eine Hand voll einfach gezeichneter Wesen in Symbiose mit einer wundersamen Welt, mit ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten und speziellen Fähigkeiten, die sich untereinander beeinflussen. Als dereinst die monströsen „Fnakker“ den Frieden bedrohten, wurden sie von den Wasser spuckenden „Blussers“ und den Steinen der Splenhakkers in eine tiefe Grube verbannt. Bei den heroischen Erzählungen der Aktion schwingt aber oft auch ein rassistischer Unterton mit, der zumindest Zweifel an der Legende weckt.

 

Harte Sitten

 

Im Zentrum der Geschichte steht allerdings ein kugelrunder „Wum“, der in der Gesellschaft aufwuchs, die sich nach den Konflikten gebildet hat und mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. Er lebte in der größten Siedlung seiner Spezies. Da er im „Wumhouse“ mehrmals Eis verkleckert hat, fliegt er allerdings raus, muss sich nach einer neuen Bleibe umschauen und besucht auf seiner Reise Orte wie einen Freizeitpark, eine dicht bevölkerte Stadt oder den Dschungel, in dem wilde Blumenwesen hausen. Im Prinzip handelt es sich um ein klassisches Action-Adventure, mit vielen, vielen sammelbaren Objekten, welche einem in der offenen Welt neue Wege eröffnen – und mit zahlreichen Kämpfen gegen bildschirmfüllende Bosse. Gefechte gegen Kleinvieh wie Regenwürmer spielen hier kaum eine Rolle. Stattdessen verbringt man mehr Zeit damit, die Regeln der Gesellschaft zu erforschen und einer drohenden Gefahr auf die Spur zu kommen, die sich aber erst später offenbart. Lange Zeit über plätschert die Geschichte etwas zu seicht vor sich hin.

 

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Ein anhänglicher dauerkrächzender Vogel dient gelegentlich als mobiler Hinweisgeber und lässt sich im Inventar verstauen. © 4P/Screenshot

Eine wichtige Spielmechanik ist das Sammeln und Kombinieren von Kultgegenständen, welche man meist von Gesprächspartnern erhält. Beruhigt man z.B. einen vor Angst zitternden Wum, der neben dem legendären Erdloch voller Fnakker wohnt, sieht er keinen Grund mehr darin, sich mit einem Helm zu schützen – und verschenkt ihn an den Protagonisten. Nach einigen Dialogen mit den impulsiven Waldbewohnern erahnt man, dass man den Helm und zwei weitere Objekte auf Altaren platzieren soll, damit sich auch hier die Erde auftut und man in eine Grube zu einem riesigen Boss plumpst. In diesem Moment machen sich leider die handwerklichen Probleme des Spiels bemerkbar. Ein Knackpunkt ist die etwas fummelige Steuerung und Bedienung des Inventars, die mehr schlecht als recht auf den Controller abgestimmt wurde. Immer wieder muss man umständlich in Untermenüs herumwühlen, um wichtige Waffen oder Gegenstände hervorzuholen. Währenddessen pausiert nicht einmal das Spiel, so dass man im Gefecht besorgniserregend schnell Energie verliert oder mehrmals „Hotkeys“ auf dem Steuerkreuz platzieren muss.

 

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