Das beim j\u00fcngeren Publikum enorm beliebte Mobile-Spiel Coin Master (f\u00fcr Android und iOS) steht nach der j\u00fcngsten Ausgabe der TV-Sendung “Neo Magazin Royale” heftig in der Kritik. Gleiches gilt auch f\u00fcr Spiele mit einem \u00e4hnlichen Ansatz, der als “simuliertes Gl\u00fccksspiel” bezeichnet wird. <\/p>\n
Satiriker und Moderator Jan B\u00f6hmermann geht in dem Beitrag auf die Monetarisierung und die Vermarktungsstrategie des Spiels ein. Die in dem “Abenteuer-\/Gelegenheitsspiel” vorhandenen Gl\u00fccksspiel-Elemente werden hervorgehoben. So werden digitale M\u00fcnzen, die zum Spielen und zum Ausbau der eigenen Siedlung erforderlich sind, mit einem einarmigen Banditen (Slot Machine) verteilt, also mit der virtuellen Umsetzung eines echten Gl\u00fccksspielger\u00e4ts. Allerdings l\u00e4sst sich der “Spielautomat” nur zeitbegrenzt kostenlos drehen (f\u00fcnfmal pro Stunde). Weitere Versuche kosten Geld, die mit massiven Spar-Angeboten beworben werden.<\/p>\n
Auszug aus der offiziellen Spielbeschreibung: “Hast du das Zeug zum n\u00e4chsten Coin Master? Reise durch die Zeit, entdecke magische L\u00e4ndereien und werde zum gr\u00f6\u00dften Piraten, Hippie, K\u00f6nig, Krieger oder WIKINGER von allen! Dreh das Gl\u00fccksrad! Dreh das Rad und erhalte mehr Angriffszeit, Beute, Schilde oder \u00dcberf\u00e4lle. Erbeute M\u00fcnzen und Golds\u00e4cke, um immer st\u00e4rkere D\u00f6rfer zu bauen und im Level aufzusteigen. Gewinne Schilde, um dein Dorf vor angreifenden Wikingern zu sch\u00fctzen. Schnapp dir die meiste Beute, mach dein Dorf zum st\u00e4rksten Dorf von allen und werde zum Coin Master!”<\/em><\/p>\n Die App gibt es schon seit mehreren Jahren, aber erst seitdem die Entwickler verst\u00e4rkt auf Werbung mit Prominenten und Influencern wie Dieter Bohlen, Simon Desue, Bibi oder Pietro Lombardi setzten, wuchs die Popularit\u00e4t des Spiels bei Minderj\u00e4hrigen immens. Sowohl das farbenfrohe Grafikdesign von Coin Master als auch die Werbespots zielen klar auf das j\u00fcngere Publikum ab. B\u00f6hmermann zitiert mehrfach Dr. Tobias Hayer, einen Gl\u00fccksspielsuchtforscher an der Universit\u00e4t Bremen. Der Wissenschaftler erkl\u00e4rte den Unterschied zwischen echtem Gl\u00fccksspiel und simuliertem Gl\u00fccksspiel und hob hervor, dass simuliertes Gl\u00fccksspiel im Gegensatz zu echtem Gl\u00fccksspiel nicht im Jugendschutzgesetz erw\u00e4hnt ist.<\/p>\n Hayer wird so zitiert: “Echtes Gl\u00fccksspiel zeichnet sich durch drei Merkmale aus: Geldeinsatz, Geldgewinnm\u00f6glichkeit und ein Spielausgang, der auf Zufall basiert. Bei Coin Master handelt es sich um eine Art simuliertes Gl\u00fccksspiel. Hier fehlt mindestens eine dieser Eigenschaften. Beispielsweise wird nur um Punkte gespielt oder der Spielablauf wird durch Algorithmen gesteuert. Da so die in Deutschland geltenden Kriterien von echtem Gl\u00fccksspiel nicht erf\u00fcllt werden, sind diese f\u00fcr Kinder und Jugendliche nicht verboten.”<\/p>\n Eine \u00e4hnliche Unterscheidung zwischen Gl\u00fccksspiel und simuliertem Gl\u00fccksspiel findet man ebenso bei der USK (Unterhaltssoftware Selbstkontrolle). Auszug<\/a>: “Auch wenn bei diesen F\u00e4llen echtes Gl\u00fccksspiel ausgeschlossen werden kann, ist zu beobachten, dass sich in den letzten Jahren gerade im Games-Bereich neue Systeme und Spielmechaniken etabliert haben, die zumindest gl\u00fccksspielartige Assoziationen und bei Kritikern die Bef\u00fcrchtung einer m\u00f6glichen entwicklungsbeeintr\u00e4chtigenden Wirkung auf sehr junge Gamer*innen hervorrufen. Eine abschlie\u00dfende rechtliche Bewertung solcher Mechaniken liegt jedoch bislang nicht vor.”<\/em><\/p>\n Es wird weiter erkl\u00e4rt, dass Spiele mit simulierten Gl\u00fccksspiel-Elemente durchaus gef\u00e4hrlich f\u00fcr Kinder\/Jugendliche sein k\u00f6nnen, da sie an reale Gl\u00fccksspiele gew\u00f6hnt werden. “In letzter Konsequenz sch\u00fcrt dies den Wunsche auch mal um echtes Geld zu ‘zocken’. Junge Spieler sind daf\u00fcr besonders anf\u00e4llig”, schrieb Dr. Tobias Hayer. Neben Normalisierungstendenzen (Gew\u00f6hnung und Senkung der Hemmschwelle) werden oft \u00fcberh\u00f6hte oder unrealistische Gewinnquoten angenommen. Simuliertes Gl\u00fccksspiel reiht sich somit in die Geschichte rund um “\u00dcberraschungsmechaniken” und Lootboxen ein (wir berichteten<\/a>).<\/p>\n B\u00f6hmermann stellte in der Sendung auch die Investoren vor, die in Moon Active (Entwickler von Coin Master) investieren. Das vorgestellte Trio weist einen direkten Bezug zur realen Gl\u00fccksspielindustrie auf. Sie scheinen auf Kinder und Jugendliche als Zielgruppe abzuzielen, um sie mit simuliertem Gl\u00fccksspiel f\u00fcr echtes Gl\u00fccksspiel zu sensibilisieren – das Vorgehen ist aufgrund der L\u00fccke im Jugendschutzgesetzt legal. <\/p>\n Coin Master ist \u00fcbrigens das einzige Spiel von Moon Active. Aber es gibt zahlreiche andere Titel in den Stores, die \u00e4hnlich funktionieren. Die Altersfreigabe von Coin Master ist in der Zwischenzeit im App Store<\/a> und bei Google Play<\/a> auf “ab 16 Jahren” oder “ab 17 Jahren” angehoben worden. Vorher wurde das Spiel ohne Altersbegrenzung angeboten. Au\u00dferdem hatte B\u00f6hmermann dazu aufgerufen, die App bei der Bundespr\u00fcfstelle f\u00fcr jugendgef\u00e4hrdende Medien (BPjM) zu melden und generell einen Antrag auf die Indizierung von simulierten Gl\u00fccksspiel-Apps zu stellen. Die BPjM reagierte bereits in einer Stellungnahme und stellte die Zust\u00e4ndigkeiten klar.<\/p>\n
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