Willkommen in der Steinzeit<\/strong> Warum erkl\u00e4ren mir die direkt benachbarten, dazu milit\u00e4risch hoffnungslos unterlegenen Engl\u00e4nder den Krieg, obwohl ich seit hundert Jahren Handel mit ihnen treibe und sie mir gerade eben noch freundlich gesinnt waren? Wieso greifen sie meinen ungesch\u00fctzten General nicht an, obwohl er meinen Truppen wichtige Kampfboni bringt? Warum lassen sie ihren General weit weg von der Front? Noch d\u00fcmmer: Sie lassen ihre einzigen starken Truppen auch noch \u00fcbers Meer zu meiner K\u00fcste \u00fcbersetzen, obwohl doch in der Bucht meine Zerst\u00f6rer warten, vor denen sie auf dem Landweg nichts bef\u00fcrchten m\u00fcssten. So w\u00fcrden nur lebensm\u00fcde Lemminge den Brexit forcieren! Nach etwa f\u00fcnf Runden Krieg bittet K\u00f6nigin Victoria um Frieden – ich lehne ab, besetze London, dazu alle anderen St\u00e4dte und es gibt einen Widersacher weniger. Dabei wollte ich gar nicht milit\u00e4risch, sondern kulturell oder wissenschaftlich mit der Reise zum Mars siegen. Aber abgesehen von Handel, Denunziation, Allianzen & Co bietet einem die rudiment\u00e4re Diplomatie kaum strategische Langzeitmotivation, um qualitative B\u00fcndnisse inkl. Embargo oder Nichtangriffspakt zu schmieden – deshalb kann man weitgehend sein S\u00fcppchen kochen, ohne auf die anderen einzugehen. Es ist nicht so, dass man gar nichts verhandeln kann: Man kann z.B. dauerhafte Botschaften, gemeinsame Forschung oder Verteidigung festlegen. Aber oftmals wird einem ohnehin ohne plausiblen Grund der Krieg erkl\u00e4rt, obwohl man vielleicht vor einigen Runden aufgrund derselben Religion noch offene Grenzen sowie Handel etabliert hat und sogar verb\u00fcndet war. Handel nicht diplomatisch einsetzen, um z.B. Druck \u00fcber Boykotte oder \u00dcberf\u00e4lle auszu\u00fcben. Zwar folgen sie mir in den Krieg, wenn ich ihr Suzer\u00e4n bin, aber wenn ich dann nicht jede Einheit gegen einen Aufpreis selber bewege, sind sie milit\u00e4risch nicht zu gebrauchen – sie sichern auch die Handelswege zu ihnen nicht konsequent ab. KI-Hoffnungsschimmer im kleinen Bereich<\/strong> Au\u00dferdem reagieren die Anf\u00fchrer sp\u00fcrbar auf die eigene Spielweise: Jeder besitzt eine offene sowie eine geheime Agenda, die seine au\u00dfenpolitischen Sympathien sowie Abneigungen darstellt. Als mein aztekischer Nachbar Montezuma z.B. erf\u00e4hrt, dass ich Seide besitze, wird er pl\u00f6tzlich aggressiv und schickt wenig sp\u00e4ter seine Adlerkrieger. Warum? Weil Luxusg\u00fcter als Ziel auf seiner Agenda stehen. Er respektiert zwar andere Herrscher, die dieselben wertvollen Waren besitzen, aber wenn man etwas hat, was er nicht hat, dann wird er w\u00fctend. Es ist gerade in den ersten Spielen unterhaltsam, dieses Verhalten auszuloten. Sch\u00f6n ist zumindest, dass man nicht einfach so alles erobern kann: Man gilt als Kriegstreiber und macht sich \u00fcberall Feinde. Also muss man einen Konflikt z.B. \u00fcber eine Denunziation etwas vorbereiten, damit man f\u00fcnf Runden sp\u00e4ter mit weniger internationaler Emp\u00f6rung zumindest einen Casus belli hat. Apropos Vorbereitung: Schade ist, dass man die Spionage erst so sp\u00e4t einsetzen kann, denn \u00fcber Agenten und Sabotage h\u00e4tte man subversive Au\u00dfenpolitik schon in Antike und Mittelalter anbieten k\u00f6nnen. So kann man erst recht sp\u00e4t im Industriezeitalter Spione in anderen St\u00e4dten platzieren, wo sie bei angezeigter Erfolgschance z.B. Informationen abzapfen, Geld abzweigen oder Technologien stehlen. Je l\u00e4nger man inkognito verweilt, desto h\u00f6her wird auch die Zugriffsstufe vor Ort; als Mitglied einer Allianz kann man \u00fcbrigens sofort “geheime” Daten abrufen. Wer diese Spielweise mag, sollte Frankreich w\u00e4hlen. Anf\u00fchrerin Katharina von Medici respektiert lediglich Herrscher, die sich \u00e4hnlich auf Intrigen und Spionage konzentrieren wie sie. Mit ihr bekommt man schon in der Antike exklusiv Nachrichten vom weiblichen Geheimdienst \u00fcber die anderen Spieler: \u201eEure Hofdame hat etwas Interessantes herausgefunden: China handelt mit Amerika.\u201c Zwar wiederholen sich diese Kurznachrichten recht oft, au\u00dferdem bekommt man einige h\u00f6chst \u00fcberfl\u00fcssige, fast schon eher Spam als Erkenntnisse, wie etwa “wichtige” Informationen \u00fcber die Ankunft der eigenen (!) Delegation, aber man kann dieses System inklusive Gegenspionage oder z.B. Artefaktdiebstahl nach dem Aufstieg eines erfahrenen Agenten auch sinnvoll einsetzen oder \u00fcber die Drucktechnik erweitern. St\u00e4dtebau f\u00fcr Planer<\/strong> Auf lange Sicht kann man seine St\u00e4dte auch viel besser spezialisieren, denn hinzu kommen bis zu zw\u00f6lf thematische Distrikte u.a. f\u00fcr Handel, Milit\u00e4r, Religion oder Forschung wie der \u201eCampus\u201c, die man errichten muss, um dort weitere Spezialgeb\u00e4ude wie die \u201eBibliothek\u201c zu platzieren. Das steigert nicht nur das Wachstum in Forschung, Produktion, Handel & Co, auch Spezialeinheiten k\u00f6nnen nur hier im ausgebildet werden: Es gibt nicht nur milit\u00e4rische wie den Berserker der Norweger, sondern auch kulturelle wie den Arch\u00e4ologen, der tats\u00e4chlich auf Ausgrabungen geht und Artefakte der dort lebenden Zivilisationen finden kann – sie geben sogar Boni, wenn man sie sammelt. \u00dcberall profitiert man ansonsten von zus\u00e4tzlichen Einnahmen, wenn man das optimale Gel\u00e4nde f\u00fcr ein Geb\u00e4ude ausw\u00e4hlt: Wer ein Labor im Regenwald baut, bekommt extra Wissenschaft, wer eine Fabrik im Erzgel\u00e4nde errichtet, produziert dort mehr. Zwei weitere \u00c4nderungen kommen hinzu: Zum einen k\u00f6nnen Arbeiter nicht mehr endlos Modernisierungen oder Geb\u00e4ude bauen, sondern verf\u00fcgen \u00fcber einige “Ladungen”, die man durch Politik oder Wunder steigern kann, und werden nach der letzten Aktion aufgebraucht. Damit einhergehend errichten sie auch keine Stra\u00dfen mehr – erst sp\u00e4ter k\u00f6nnen Pioniere welche anlegen. Stra\u00dfen werden jetzt automatisch durch aktivierte Handelsrouten sichtbar, sobald sich eine Karawane oder sp\u00e4ter ein Laster auf den Weg macht. Diese kann man \u00fcbrigens pl\u00fcndern oder sch\u00fctzen, indem man eine Milit\u00e4reinheit an den H\u00e4ndler koppelt. Diese Eingriffe entschlacken das Mikromanagement und sorgen f\u00fcr mehr Spielfluss. Apropos Zeitalter: F\u00fcr meinen Geschmack vergehen sie viel zu schnell! Obwohl ich meine St\u00e4dte und Geb\u00e4ude nicht einmal auf Wissenschaft fokussiert habe, bin ich vor 1600 in der Moderne und vor 1800 im Atomzeitalter gelandet. Ich vermute, dass dieses Tempo vor allem durch die neuen “Heureka-Momente” nach bestimmten Aktionen forciert wird: Wer ein Naturwunder entdeckt, erforscht die Astrologie schneller; wer andere Zivilisationen trifft, erforscht die Schrift schneller. Selbst der eigene Aufbau wird belohnt: Baue ich eine Galeere, bekomme ich automatisch einen Bonus auf maritime Errungenschaften wie etwa das Segeln. Baue ich eine Weide, steigt mein Wissen \u00fcber die Reiterei. Diese Boni sind an den blauen Halbkreisen in der betreffenden Forschung zu erkennen und man ist immer wieder geneigt, genau das zu studieren, weil es teilweise nur die H\u00e4lfte der Zeit ben\u00f6tigt. Dass ich verwandte Themen \u00fcber praktische Anwendung schneller erforschen kann ist eine gute Idee, denn so reicht das in Civilization 5 noch \u00fcbliche Anh\u00e4ufen von Wissenschaft f\u00fcr den Sieg nicht mehr aus. Aber es greift etwas zu inflation\u00e4r in die allgemeine Entwicklung der Zivilisation ein. Politik und Religion<\/strong> \u00a0<\/p>\n Sp\u00e4ter hat man je nach Regierungsform deutlich mehr Slots und Auswahl, so dass man sich spezialisieren kann. Wer die Oligarchie w\u00e4hlt, hat eine gute Mischung aus Rot, Gelb, Gr\u00fcn und Lila, w\u00e4hrend ein Autokrat mit Rot, Rot, Gelb und Lila auf diplomatische Karten verzichten muss. Und die Religion? Ab einem Wert von 16 im Glauben darf man ein erstes Pantheon gr\u00fcnden, das nat\u00fcrlich weitere Boni bietet: Wer dem \u201eGott des Meeres\u201c huldigt, gewinnt +1 Produktion. Wer sich darauf konzentriert, kann seinen Glauben sp\u00e4ter \u00fcber Missionare und Apostel auch unter den anderen Zivilisationen verbreiten, um den Religionssieg zu erringen – \u00fcbrigens kommt es dann schonmal zum Blitzgewitter zwischen konkurrierenden Gruppen. Im Idealfall sammelt man Reliquien und zieht damit genauso Pilger aus anderen L\u00e4ndern an wie man mit Weltwundern & Co die Touristen lockt. Obwohl Civilization 6 ein vorbildliches Tutorial und optionale Ratgeber in zwei Stufen anbietet, die Einsteigern das Leben erleichtern, kann die Benutzeroberfl\u00e4che verwirren. Es ist zwar lobenswert, dass man so viele Karten- und Terrainansichten hat, so dass man auch eine 2D-Karte oder diverse Filter von Siedlungsqualit\u00e4t, Religion \u00fcber Politik bis Tourismus aktivieren kann. Was man aber schmerzlich vermisst: einen gr\u00f6\u00dferen Zoom. Gerade wenn man einen kompletten Kontinent erforscht hat, will man nur allzu gerne in die totale Vogelperspektive oder Wolkensicht, aber so weit reicht der Blick von au\u00dfen leider nicht, so dass man scrollen oder auf der Karte klicken muss. Apropos Klicks: Davon muss man einige zu viel machen, um z.B. weit entfernte Einheiten endlich nach Hause zu bringen – obwohl man den Marschbefehl “Gehe zu” aktiviert hat, darf man jede Runde ein neues Ziel angeben, zumal die Wegfindung selbst dann zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4sst. Man muss auch zu viel klicken, um an wichtige Informationen zu gelangen. Zum einen kann man eigene Einheiten nicht mehr so komfortabel \u00fcber Pfeile nach links oder rechts durchschalten oder sie sofort alle aufrufen. Man muss innerhalb des Einheitenfensters erst auf den Namen klicken, dann \u00f6ffnet sich die komplette Liste, dort muss man scrollen, bis man sie gefunden hat. \u00c4hnlich versteckt liegen die Gel\u00e4ndeboni sowie Luxuswaren, die man nicht im Stadtfenster, sondern erst \u00fcber “Berichte ansehen” und dort in der zweiten Spalte als Liste sowie ganz unten in Symbolform erkennt. Schade ist auch, dass die Icons dieser besonderen Rohstoffe oder Luxuswaren auf der Karte immer gleich aussehen – egal ob man sie bereits erntet oder nicht; so \u00fcbersieht man sp\u00e4ter mal die eine oder andere Stelle. All das h\u00e4tte man deutlich bequemer und visuell klarer l\u00f6sen k\u00f6nnen. Hinsichtlich der allgemeinen Visualisierung hat sich Firaxis mit dem bunten, auf den ersten Blick sogar kitschig anmutenden Stil keinen Gefallen getan. Ganz einfach, weil da drau\u00dfen sehr viel der uns\u00e4glichen Free-to-play-Strategie einem \u00e4hnlichen Comic-Look fr\u00f6nt. Wollte man sich dieser Zielgruppe anbiedern oder damit auch ganz einfach j\u00fcngere Spieler anlocken? Schaut man sich das eher realistisch designte Intro an, wirken die Figuren zun\u00e4chst wie ein Stilbruch. Au\u00dferdem raubt man den toll animierten, zum Teil auch gut (wie bei den Azteken oder Franzosen), manchmal jedoch schrecklich designten Anf\u00fchrern (wie bei den Deutschen oder Norwegern), viel von ihrem Charisma, wenn man sie so puppenhaft mit meist langem Pferdegesicht und dicker Nase darstellt. Nat\u00fcrlich entsch\u00e4rft man das Thema Krieg mit dieser Verniedlichung, zumal es ja auch atomar zur Sache gehen kann. Aber nicht nur angesichts der 25-j\u00e4hrigen Tradition der Reihe w\u00fcrde dem Spiel eine konservativere oder stilistisch gediegenere Oberfl\u00e4che besser stehen, die einen vielleicht eher in eine Bibliothek mit realistischeren Figuren als in einen Sandkasten mit Spielzeug versetzt. weiter weg bewegt, schaut man sehr gerne hin. Und sp\u00e4testens nach ein, zwei Partien hat man sich auch an die farbenfroheren Comicfiguren gew\u00f6hnt, zumal sie in den K\u00e4mpfen recht ansehnlich animiert werden. Etwas mehr Konsequenz im Stil von Welt und Figuren h\u00e4tte der Kulisse allerdings gut getan. \u00a0<\/p>\n Auch wenn ich im letzten Spieldrittel zu oft den Kopf sch\u00fctteln muss, weil die KI mal wieder Truppen selbstm\u00f6rderisch verheizt oder willk\u00fcrlich Krieg erkl\u00e4rt wird: Civilization 6 ist ein gutes und angenehm umfangreiches Strategiespiel alter Schule. Man erlebt nicht nur Aufbau, Forschung und Kampf, sondern es gibt auch Religion, Spionage sowie Tourismus und sehr n\u00fctzliche Stadtstaaten – hinzu kommen sympathische Kleinigkeiten wie Arch\u00e4ologen auf Grabungen. Neben dem sinnvoll zweigeteilten Forschungsbaum, der Kartentaktik in der Regierungsbildung sowie frischen Impulsen hinsichtlich der Vorlieben der Anf\u00fchrer, die sp\u00fcrbar jeweils zwei Agenden folgen, ist vor allem der erweiterte St\u00e4dtebau die gro\u00dfe St\u00e4rke des Spiels: Man managt kleine Metropolen \u00fcber zig Hexfelder, die man \u00fcber Distrikte wunderbar spezialisieren kann! Aber trotz dieser lobenswerten Neuerungen ist Civilization 6 kein gro\u00dfartiges Spiel. Das liegt nicht an Kleinigkeiten wie dem inkonsequenten Artdesign, der suboptimalen Benutzeroberfl\u00e4che, der zickigen Wegfindung oder den langen Wartezeiten im letzten Drittel. Aber KI und Diplomatie stagnieren nach 25 Jahren Civilization auf einem zu schwachen Niveau, so dass nach dem sehr guten Einstieg in der finalen Phase meist die Ern\u00fcchterung folgt, weil die Gegner zu dumm oder nicht nachvollziehbar agieren. F\u00fcr Anspruch kann man zumindest mit einem h\u00f6heren Schwierigkeit sorgen. Und weil sich die zwanzig V\u00f6lker angenehm unterschiedlich spielen, ertappe ich mich immer wieder bei einem neuen Spielstart. Auch wenn man im letzten Spieldrittel zu oft den Kopf sch\u00fctteln muss, weil Truppen selbstm\u00f6rderisch verheizt oder willk\u00fcrlich Krieg erkl\u00e4rt wird: Civilization 6 ist ein gutes und angenehm umfangreiches Strategiespiel alter Schule. <\/p><\/div><\/div> Anzeige: Sid Meier\u00c2\u00b4s Civilization Vl – [PlayStation 4] kaufen bei
Da f\u00fchre ich meine Sumerer \u00fcber 300 Runden tapfer aus der Steinzeit ins Atomzeitalter, nur um dann wieder dorthin zur\u00fcckgebombt zu werden. Nein, nicht von einer Artillerie oder schweren Fliegern, sondern vom d\u00e4mlichen Verhalten meiner Mitstreiter und den beschr\u00e4nkten au\u00dfenpolitischen M\u00f6glichkeiten. Dieses Civilization 6<\/a> frisst zwar meine Zeit wie anno dazumal, weil es nat\u00fcrlich viele klassische St\u00e4rken und \u00fcberraschend viele frische Impulse bietet. Au\u00dferdem unterscheiden sich die zwanzig V\u00f6lker deutlicher, weil sie nicht nur Spezialeinheiten und -geb\u00e4ude, sondern auch eigene Missionen oder Effekte besitzen, die einen bestimmten Spielstil unterst\u00fctzen. Aber dieser sechste Teil strapaziert gerade im letzten Spieldrittel meine Geduld. Firaxis hat zwar KI sowie Diplomatie um sinnvolle Facetten erg\u00e4nzt, aber nicht nachhaltig in den f\u00fcr die Langzeitmotivation entscheidenden Bereichen. Es fehlt eine konsequentere Entwicklung des strategischen Gegnerverhaltens, so dass man immer wieder den Kopf sch\u00fctteln muss.
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Diplomatie ohne Tiefgang<\/strong>
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Ja, Civilization bietet sieben Beziehungsstufen von feindlich bis freundlich, aber ich vermisse mehr Nachvollziehbarkeit und vielleicht einen gemeinsamen Tisch aller Zivilisationen inklusive der aktuellen Beziehungen und Verbindungen in Form von farbigen Linien. Sinnvoll w\u00e4re es z.B., wenn man hier alle x Runden eine Art au\u00dfenpolitische Konferenz h\u00e4tte, bei der die Beteiligten ihre wichtigsten Anliegen inklusive m\u00f6glicher Kriegsgefahr verdeutlichen. Zwar gibt es einen lobenswerten Unterpunkt “Diskutieren”, aber dort kann ich lediglich fordern, dass z.B. keine St\u00e4dte oder Missionare in meiner N\u00e4he gebaut bzw. aktiv werden sollen.
Es gibt klare Defizite in der einfachen Kommunikation: Warum kann ich fremde Truppen auf meinem Gebiet nicht anklicken und von ihrem Anf\u00fchrer den sofortigen R\u00fcckzug fordern, wie es auch die KI tut? Warum kann das nach drei Runden nicht zu einem verst\u00e4ndlichen Kriegsgrund werden? Eigentlich m\u00fcsste ich schon Ann\u00e4herungen von vielen Truppen an meiner Grenze diskutieren k\u00f6nnen. Auch die an sich sehr n\u00fctzlichen Stadtstaaten lassen sich abgesehen vom automatisierten<\/p>\n<\/figure>\n
Civilization will ein “globales” Strategiespiel sein, aber wenn man alleine gegen die KI spielt, erkennt man noch immer zu wenig \u00fcbergeordnete Pl\u00e4ne, die aus der eigenen Macht resultieren. Sprich: die Zivilisationen verfolgen zwar bestimmte Siegziele, aber diese sowie die Au\u00dfenpolitik werden nicht sp\u00fcrbar an den aktuellen Status quo angepasst. Sonst h\u00e4tten die Engl\u00e4nder \u00fcbrigens Folgendes versuchen m\u00fcssen: Eine Allianz mit meinem anderen, milit\u00e4risch starken Nachbarn wie Russland bilden, um die Beute danach aufzuteilen! Sie hatten sogar im Gegensatz zu mir dieselbe Religion. Die Russen lassen mich \u00fcbrigens England, dann Norwegen und alle anderen kleineren Nationen ohne Eingriff besiegen.
Was bedeutet das f\u00fcr den Schwierigkeitsgrad? Falls ihr die Serie kennt, solltet ihr auf keinen Fall in der zu einfachen vierten Standardstufe “Prinz”, sondern mindestens auf “K\u00f6nig” oder besser auf der sechsten von acht Stufen starten, damit ihr nicht viel zu fr\u00fch in der Punktewertung vorne liegt. Das klingt jetzt alles nach…<\/p>
…einem Verriss. Aber es wird keiner, denn dieses Civilization 6<\/a> hat mitunter starke Momente, zeigt zumindest im kleinen Bereich auch Verbesserungen hinsichtlich der KI-Aktionen und bietet frische Impulse. Firaxis hat z.B. das Verhalten der Barbaren verbessert: Sie besitzen Sp\u00e4her, die das Land auskundschaften und sogar clever ausweichen, wenn man sie mit Kriegern verfolgt, bevor sie mit mehr Verst\u00e4rkung wieder anr\u00fccken. Zwar kann man die Barbaren letztlich immer leicht stellen und dann auskontern. Aber gerade die ersten Runden sowie die Antike spielen sich milit\u00e4risch anspruchsvoller als noch in Civilization 5<\/a>.
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Das wirkt sich nat\u00fcrlich auch auf die Diplomatie aus, die jetzt mit mehr Situationen \u00fcberrascht: Die Russen loben eine gro\u00dfe Armee und Kultur, die Norweger \u00fcberfallen am liebsten Nationen ohne Marine. Oh, die Chinesen m\u00f6gen es gar nicht, wenn man Weltwunder vor ihnen baut und beschweren sich schonmal! Die Errichtung von Koloss, H\u00e4ngenden G\u00e4rten & Co wird \u00fcbrigens sehr sch\u00f6n vom Ger\u00fcst bis zur Vollendung auf der Karte animiert. Und: Wer nach der chinesischen Warnung mal eben die Pyramiden hochzieht, wird schnell Bekanntschaft mit ihren Truppen machen – das sind dann angenehm konsequente Reaktionen, die allerdings milit\u00e4risch schlecht ausgespielt werden.
Denunzieren und Spionieren<\/strong>
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F\u00fcr Kenner der Serie d\u00fcrfte die gr\u00f6\u00dfte Neuerung die erweiterte Stadtplanung sein. Sie k\u00f6nnen wie kleine Mikroreiche innerhalb des eigenen Imperiums gemanagt werden, denn sie d\u00fcrfen bis zu 36 Hexfelder in die Landschaft hinein wachsen, anstatt nur auf einem Feld zu verharren – eine gute Idee, die den Aufbau deutlich anspruchvoller gestaltet und das Gel\u00e4nde als strategischen Faktor aufwertet. Schon bei der ersten Stadt sollte man auch an die ebenfalls dargestellte Wasserversorgung denken, die man sonst in sp\u00e4teren Zeitaltern per Aqu\u00e4dukt & Co verbessern muss; Fl\u00fcsse und Seen sind nat\u00fcrlich optimal. Man kann sich dann \u00fcber Fjorde und Meerengen, H\u00fcgel und Berge ausbreiten, indem man einzelne Geb\u00e4ude auslagert. Au\u00dferdem kommen Weltwunder auf diese Art endlich besser zur Geltung, weil sie ebenfalls ein Feld ausf\u00fcllen. Und hier sollte man genau wissen, womit man seine Bev\u00f6lkerung erstaunen will, denn der Platz ist nicht nur knapp, sondern muss bestimmte Kriterien erf\u00fcllen. Im Laufe des Spiels wird die Liste der ausgegrauten, also nicht mehr m\u00f6glichen, Wunder immer l\u00e4nger. Wer z.B. Stonehenge errichten will, kann das nur auf einem Boden mit Steinvorkommen, die Pyramiden brauchen eine W\u00fcste.
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Wohnraum und Annehmlichkeiten<\/strong>
Angesichts dieses Fokus auf expansive St\u00e4dte ist es eine gute Entscheidung, dass sie auch wieder eigene Zufriedenheitswerte entwickeln. In den fr\u00fchen Zeitaltern kann man sie noch ignorieren, aber sie werden sp\u00e4testens in der Moderne immer wichtiger: Wer in seinen St\u00e4dten zu wenig Wohnraum oder Annehmlichkeiten wie Luxuswaren, Theater, Kunst & Co in den Unterhaltungsdistrikten bietet, kann nicht weiter wachsen und riskiert eine Rebellion. Dem kann man mit Geb\u00e4uden, Modernisierungen, Politik oder gro\u00dfen Pers\u00f6nlichkeiten entgegen wirken. Allerdings h\u00e4tte das Spiel hier etwas h\u00e4rter sein k\u00f6nnen, denn Aufst\u00e4nde sind sehr selten. Schade ist \u00fcbrigens, dass die eigenen Spione nicht \u00fcber Propaganda, Sabotage & Co die Unzufriedenheit sch\u00fcren k\u00f6nnen.
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Auch die neuerdings zweigeteilte Forschung sorgt daf\u00fcr, dass man etwas umdenken muss: Man schaltet nicht mehr alles in einem Technologiebaum frei, sondern in zwei parallelen, wobei wissenschaftliche und kulturelle bzw. politische Errungenschaften getrennt sind. Au\u00dferdem ist man in der Innenpolitik mit dem Kartensystem angenehm flexibel: Ab der elften Runde kann man aus den Bereichen Milit\u00e4r (rot), Wirtschaft (gelb), Diplomatie (gr\u00fcn) und Joker (lila) zwei Karten ausw\u00e4hlen und f\u00fcr sein Volk aktivieren: Z.B. die \u201eDisziplin\u201c (rot), die einem f\u00fcnf Prozent mehr Schaden gegen Barbaren verleiht und dazu \u201eGottk\u00f6nig\u201c (gelb), die einem +1 Glauben sowie +1 Gold in der Hauptstadt bringt.<\/p>\n<\/figure>\n
Egal welche Spielweise man bevorzugt, sollte man auf jeden Fall den Handel mit den Stadtstaaten verfolgen: Eine etablierte Route kann neben Gold auch Glauben, Produktion oder Wissenschaft einbringen. Und wer mehr Gesandte schickt, bekommt nicht nur schrittweise weitere Boni, sondern bei der Mehrheit der Diplomaten auch die Oberherrschaft \u00fcber den Stadtstaat und wird damit sein “Suzer\u00e4n”. Die Vorteile sind immens: Voller Zugriff auf die Gel\u00e4ndefelder inklusive aller Waren sowie einen milit\u00e4rischen Vasallen im Kriegsfall, dessen Truppen man gegen einen Aufpreis selbst man\u00f6vrieren kann.
Verwirrende Benutzeroberfl\u00e4che<\/strong>
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Vieldiskutiertes Artdesign<\/strong>
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Aber so dramatisch wie es im Vorfeld diskutiert wurde, ist das Artdesign letztlich nicht. Schon das Hauptmen\u00fc in seinem tiefen Blau samt Goldt\u00f6nen deutet einen anderen Stil an. Dieses Civilization 6 zeigt auch angenehm edle Z\u00fcge, die ihm als episches historisches Spiel deutlich besser stehen: Gerade in den Bereichen, wo man sich an antiken Vorbildern wie z.B. der Weltkarte des Ptolem\u00e4us bedient, um die noch nicht erforschten Gebiete mit Unget\u00fcmen & Co zu illustrieren, oder auch in den Momenten, wenn die Karte wieder vergilbt, weil man seinen Scout<\/p>\n<\/figure>\n
Nachschlag im Multiplayer<\/strong>
Wer mit Freunden spielen will, kann das per Hotseat an einem Rechner und im lokalen Netzwerk oder online. Bis zu sechs Spieler k\u00f6nnen teilnehmen, wobei man zig Optionen vom Tempo \u00fcber die Siegbedingungen bis zu Barbaren oder gar der Temperatur festlegen kann. Es stehen sechs Kartentypen und -gr\u00f6\u00dfen zur Verf\u00fcgung. In der \u00fcbersichtlichen Lobby k\u00f6nnt ihr direkt Freunde einladen oder bei Bedarf KI in acht Stufen dazuschalten. Unsere Probepartien liefen nach Verkaufsstart einwandfrei.
<\/p>Besonderheiten der Switch-Fassung<\/strong>
Die Switch-Umsetzung von Civilization 6 beinhaltet nicht nur die neusten Spiel-Updates und -verbesserungen, sondern auch zus\u00e4tzliche Zivilisations- und Szenariopakete mit Wikingern, Polen, Australien, Persien und Makedonien.\n<\/figure>\n
Switch-Spieler k\u00f6nnen der Rundenstrategie sowohl am heimischen Bildschirm als auch unterwegs nachgehen. Bei der mobilen Variante kann man frei zwischen Tasten- und Touch-Steuerung w\u00e4hlen bzw. wechseln ohne sich auf eine der beiden Varianten festlegen zu m\u00fcssen. Bedienung und \u00dcbersicht sind generell gut gelungen, auch wenn einem die Zoom-Funktion ruhig mehr Spielraum geben k\u00f6nnte und manche Schriftgr\u00f6\u00dfen arg klein wirken.
Bei zunehmender Spieldauer verliert auch die Bildrate mitunter an Geschmeidigkeit,\n<\/figure>\n
Nachtr\u00e4gliche \u00c4nderungen am Schwierigkeitsgrad sind hingegen nicht erlaubt. Wer genug von den in acht Stufen regulierbaren KI-Gegnern hat, kann sich auch mit Kontrahenten aus Fleisch und Blut messen. Allerdings nur in lokalen WLAN-Partien mit bis zu vier Teilnehmern. Online-Wettk\u00e4mpfe oder ein Abwechseln via Hot-Seat-Modus sind leider nicht m\u00f6glich. Dabei h\u00e4tten sich asynchrones Kr\u00e4ftemessen durchaus angeboten.\nFazit<\/strong><\/h3>
Update zur Switch-Fassung, 27. November 2018:<\/span><\/em>
Firaxis Games und Aspyr Media haben Civilization 6 insgesamt gut auf Nintendos Konsole portiert. Man hat die globale Rundenstrategie sowohl station\u00e4r als auch mobil bestens im Griff. Neben den j\u00fcngsten Updates und Verbesserungen sind auch Wikinger, Polen, Australien, Persien und Makedonien als zus\u00e4tzliche Zivilisations- und Szenariopakete an Bord. Die \u201eRise and Fall\u201c-Erweiterung hingegen nicht. Daf\u00fcr kann man jede Spielfunktion sowohl \u00fcber Tasten als auch Touch oder eine Mischung aus beiden M\u00f6glichkeiten nutzen – sich vorab f\u00fcr eine Steuerungsart entscheiden, muss man n\u00e4mlich nicht. Lediglich die Bildrate k\u00f6nnte zum Teil geschmeidiger, die Schrift unterwegs besser lesbar sein. Auch die Lade- und Wartezeiten erfordern vor allem bei fortgeschrittenen Partien einige Geduld. Schade ist auch, dass die Zoom-Reichweite sehr begrenzt und Mehrspielerpartien nur \u00fcber die lokale Netzwerkfunktion f\u00fcr bis zu vier Teilnehmer m\u00f6glich sind. Online- oder Hot-Seat-Gerangel scheiden somit leider aus.<\/p><\/div><\/div>Wertung<\/strong><\/h3>
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